Die Rede ist vom Cap Gris-Nez am Ärmelkanal. Wir befinden uns hier an einer der engsten Stellen des Ärmelkanals, also just da, wo einige deutsche Strategen, noch am 6. Juni 1944 den „tatsächlichen“ Ort der alliierten Landung vermuteten. „Normandie??? Ein Scheinangriff!!“
Etwas südlich von diesem Kap baute dann auch die Organisation Todt eine Marineküstenbatterie, die es wirklich in sich hatte. Vier große Kasematten mit vier 38 cm Schiffsgeschützen, die eine Reichweite von fast 60 km besaßen. Dies bedeutet wiederum, dass die Kanonen wirklich bis nach England rüberschießen konnten, und dies auch taten.
Ihr Name: Batterie „Siegfried“. Später dann - nach dem Tod von Fritz Todt, des Leiters der unter anderem auch für den Bunkerbau am Atlantikwall zuständigen OT (Organisation Todt) - umbenannt in Batterie Todt.
Im Grunde machte die Platzierung dieser Batterie an dieser Stelle auch wirklich Sinn.
Die Beschießung des englischen Festlandes diente natürlich Propagandazwecken. Keine Frage. So konnte die Propagandamaschine Goebels auch vehement verkünden, dass der Feind unter dem direkten Feuer deutscher Geschütze läge. So etwas sollte das deutsche Volk beruhigen, ja begeistern.
Zum anderen hatten die Geschütze natürlich den Zweck auch den Schiffsverkehr zu gefährden. Großkampfschiffe konnten mit Hilfe dieser Batterie bekämpft werden. Die erfolgte Beschießung war aber wenig effektiv und wurde dann auch alsbald reguliert. Ein Schießen auf Einzelziele machte wenig Sinn, denn eigentlich war die Batterie zu einem anderen Zweck erbaut.
Am 12. Februar 1942 spielte Batterie Todt eine wichtige Rolle, als die deutschen Kriegsschiffe Scharnhorst, Gneisenau und Prinz Eugen durch den Kanal brachen (Operation Cerberus). Die Batterie gab hier Unterstützungsfeuer.
Die wichtigste Aufgabe der Anlage sollte allerdings die Abwehr der „hier zu erwartenden Invasion“ sein.
Klar.
War ja die engste Stelle.
Hier mussten sie ja landen.
Es ist immer wieder traurig zu sehen, wie sich Militärstrategen Dinge herbeireden, die sie sich einfach wünschen. Es ist ja auch soooooo viel einfacher, wenn der Gegner dann auch exakt so reagiert, wie man das von ihm erwartet.
„Lieber Gegner. Halten Sie sich doch bitte einfach an MEINEN Plan, und tun sie genau das, was ICH erwarte und will. Das erleichtert die Sache ungemein.“
Hallo!!!!
Ja; es scheint, dass man hier an dieser Stelle genauso gedacht hat. Na und damit das dann alles auch so seine Richtigkeit hat, gab es hier gleich 5 größere Batterien: Neben der Batterie Todt noch die Batterie Oldenburg mit 2 x 24 cm Geschützen, Batterie Prinz Heinrich mit 2 x 28 cm Geschützen, Batterie Großer Kurfürst mit 4 x 28 cm Geschützen und die Batterie Friedrich August mit 3 x 30,5 cm Geschützen.
Wir befinden uns somit an einem Abschnitt des Atlantikwalls, der im Grunde so aussah, wie der Führer des nationalsozialistischen Deutschlands sich es auch für die Normandie gewünscht hätte.
Aber egal. So wirklich hat diese Batterie nicht viel bewirkt. Genauso wenig, wie auch die anderen Batterien. Im Grunde an allen Küstenabschnitten.
Tatsächlich ist es egal mit welcher befestigten Stellung man sich im Zweiten Weltkrieg befasst; und die nachfolgende Aussage gilt für alle Seiten. Ob es sich um die Maginotlinie, die Festungslinie in Belgien, die Stalin Linie, den Westwall oder den Atlantikwall handelt: Unmengen von Geld, Zeit, Material und Personal wurden letztendlich hier verschwendet, Ressourcen verbraten, ohne großen Nutzen und mit sehr geringen Effekten.
Aufgehalten haben diese Batterien nichts. Sie schossen halt. Hin- und wieder. Mehr schlecht, als recht.
Dennoch sind sie mythisch verklärt. In Beton und Stahl manifestierte Muskelspiele militärischer Arroganz und Ignoranz, die militärstrategisch de facto nichts bewirkten.
Anlagen zum Posen, aber eigentlich … überflüssig, nicht zeitgemäß.
Greif sie von hinten, von der Seite oder aus der Luft an, und sie fallen.
Garantiert.
Überall.
Am 6. Juni 1944 landen die Alliierten in der Normandie. Die stärker befestigte Küstenlinie am Pas de Calais lassen sie zunächst links liegen.
Am 22. September 1944 erreichen die Kanadier Boulogne sur Mer und beginnen mit der Umzingelung der Dörfer am Cap Gris Nez.
Die hier vorhandenen Batterien sollen jetzt auch erstürmt werden. Vorbereitet wird das Ganze mit einem Luftschlag. Am 26. und 28. September 1944 werfen 847 Flugzeuge der RAF und der USAAF 2000 Tonnen Sprengstoff auf Audinghen und den Sektor Cap Gris Nez.
Die 9. kanadische Infanteriebrigade erstürmt zunächst die Batterien Großer Kurfürst und Todt, und danach die Batterien am Kap.
Auf einer Hinweistafel im Museum ist folgendes vermerkt:
„29. September 1944:
6.30: Ein kanadischer Offizier mit weißer Fahne klopft an eine Tür eines der Bunker und fordert die Deutschen zur Aufgabe auf.
6.45: Beginn des Angriffs
10.30: Kapitulation von Kapitänleutnant Klaus Momber, Kommandant der Batterie Todt.
15.00: Kapitulation der Batterien Großer Kurfürst und Cap Gris Nez.
Kanadische Verluste: 5 Gefallene, 3 Offiziere und 34 Mannschaften verletzt.
Gefangene: 26 Offiziere und über 1500 Mannschaften
Quelle: Bericht von Oberstleutnant D.F. Forbes, kommandierender Offizier der North Nova Scottia Highlanders.“
Die Batterie Todt kann heutzutage als Museum besucht werden. Einer der Geschützbunker ist restauriert. In diesem befindet sich das Museum.
In der Außenanlage erwarten den Besucher schon sehr interessante Exponate.
Eine deutsche Halbkette SdKfZ 251, Geschütze und verschiedene Strandhindernisse sind hier ausgestellt.
Am wichtigsten ist allerdings das Eisenbahngeschütz K5, das hier anzutreffen ist.
Eine beindruckende Kanone: 28 cm Geschütz, ein 21,538 m langes Rohr, Reichweite 62 km, bei Granaten mit Raketenzusatzantrieb 86,5 km. Gesamtlänge 35 m, Höhe 4,70, Breite 2,60 auf einem Gleis von 1,40. Gesamtgewicht 218 Tonnen. Gewicht des Rohres 94 Tonnen. Das Laden eines Geschosses dauerte zwischen 3 und 5 Minuten.
Es gibt weltweit nur noch zwei Geschütze dieser Art.
Das eine steht eben hier an der Batterie Todt.
Ursprünglich waren im Jahr 1941 25 Exemplare von Krupp in Essen gebaut worden. 5 dieser Geschütze waren hier in der Gegend zwischen Calais und Boulogne sur Mer stationiert worden.
Betritt man das Museum informieren Hinweistafeln über den Bau der Anlage.
Das Geschütz und der Geschützturm sind nicht mehr vorhanden. Hier finden sich ebenfalls Tafeln, die den Besucher aufklären.
Der eigentliche Geschützraum der Kasematte ist so groß, dass hier ebenfalls Geschütze und Fahrzeuge ausgestellt werden können. Genug Platz ist da.
Außerdem finden sich verschiedene Figurinen mit Uniformen und Ausrüstungsgegenständen, die über verschiedene Themen hier an dieser Stelle informieren.
Der anschließende Rundgang führt den Besucher in verschiedene Räumlichkeiten.
Lazarett
Funkzentrale
Verschiedene Uniformen in einem Raum, mit dem Thema Normandie Landung.
Mannschaftsraum
Maschinenraum
Waffenraum
Offiziersraum
In einem weiteren großen Raum, dem ehemaligen Munitionsbunker, sind zahlreiche Uniformen ausgestellt.
Ich möchte dabei gerne auf die kanadischen Uniformen verweisen. Diese ähneln zwar den britischen Uniformen im Schnitt, allerdings war die Farbe grünlicher. Diese Farbunterschied ist deutlich zu erkennen.
Auch die Uniformen der OT sind hier ausgestellt.
Die Waffensammlung im anschließenden Raum ist ebenfalls sehr umfangreich.
Auch eine große Auswahl an Helmen findet sich hier.
Eine 47 mm Skoda Kanone und ein Bunkermachinengewehr MG 34 sind auch noch in ihren Lafetten im Bunker zu sehen.
Ein Modell informiert den Besucher dann noch einmal über die Anlage.
Was ich zum Abschluss noch jedem Besucher empfehlen möchte, ist folgendes. Nehmen sie sich bitte Zeit und erkunden sie auch noch die umliegende Gegend.
Überall finden sich noch einzelne kleinere Posten und Bunker.
Auch eine weitere Geschützkasematte kann man zum Teil besichtigen. Aber passen sie bitte auf: Nicht in die Mitte gehen. Dort ist es ziemlich feucht.
Völlig grotesk wirken die Graffitis in dieser Anlage, wo die alten deutschen Parolen nun neben neuen plakativen Aussagen zu finden sind.
Na und sollten sie schönes Wetter haben, so wie wir auf unserem Ausflug, dann fahren sie noch unbedingt zur Küste.
Ein krönender Abschluss eines Besuches, mit einem tollen Ausblick auf den Ärmelkanal.
If you look at the legacy of World War II in France, you almost inevitably stumble upon a place that is in the northwestern corner of France.
We are talking about Cap Gris-Nez on the English Channel. We are here at one of the narrowest points of the English Channel.
Somewhat south of this Cape, the Organization Todt also built a Marine Coastal Battery, which really had it. Four large casemates with four 38 cm naval guns, which had a range of almost 60 km. This in turn means that the guns could and did shoot over to England.
It‘s name: Battery "Siegfried". Later then - after the death of Fritz Todt, the head of OT (Organization Todt), responsible for the bunker construction on the Atlantic Wall – the battery was renamed Battery Todt.
The placement of this battery at this point really made sense.
The bombardment of the english mainland served of course propaganda purposes. No question. Thus, the propaganda machine of Goebbels could also vehemently proclaim that the enemy would be under the direct fire of German guns. Something like that should reassure, indeed inspire, the German people.
On the other hand, the guns of course had the purpose to endanger the shipping traffic. Capital ships could be fought with the help of this battery. The bombardment was not very effective and was then soon regulated. Shooting at individual targets made little sense, because the battery was actually built for a different purpose.
On February 12, 1942 Battery Todt played an important role, as the German warships Scharnhorst, Gneisenau and Prince Eugen broke through the channel (Operation Cerberus, The Channel Dash). The battery gave support fire here.
The most important task of the plant, however, should be the defense of the "expected invasion" here.
At this place.
It was the narrowest place.
Here they had to land.
It is always sad to see how military strategists talk about things they just want. It's sooooo much easier if your opponent reacts exactly as you expect.
"Dear opponent. Just keep to MY plan and do exactly what I expect and want. That makes things a lot easier. "
Come on!!!!
Yes; it seems that the strategists have thought the same way here. Well, and because of that, there were 5 larger batteries: Besides the Battery Todt the Battery Oldenburg with 2 x 24 cm guns, Battery Prince Henry with 2 x 28 cm guns, Battery Great Elector with 4 x 28 cm guns and the Battery Friedrich August with 3 x 30.5 cm guns.
We are thus at a section of the Atlantic Wall, which looked exactly as a model plant. So, in that way, the leader of National Socialist Germany would have wished it for Normandy and for the whole atlantic coast.
But no matter. This battery did not work much. Just as all the other batteries. Basically on all shorelines.
In fact, it does not matter on what fortified position you take a look during World War II; and the following statement applies to all of these fortresses Whether it's the Maginot Line, the fortress Line in Belgium, the Stalin Line, the Westwall, or the Atlantic Wall. Vast amounts of money, time, materials, and personnel were ultimately wasted, wasting resources, with little benefit and very little effect.
These batteries did not prevent anything. They just shot. Occasionally. More bad than right.
Nevertheless, they are mythically transfigured. In concrete and steel manifested muscle games of military arrogance and ignorance.
Plants to pose, but actually ... superfluous, not timely.
Attack them from behind, from the side or from the air, and they fall.
Guaranteed.
All over.
On June 6, 1944, the Allies land in Normandy. The more fortified coastline on the Pas de Calais ... they ignore it.
On September 22, 1944, the Canadians reach Boulogne sur Mer and begin the encircling of the villages on Cap Gris Nez.
The existing batteries should now also be stormed. The whole thing is prepared with an air strike. On September 26th and 28th 1944, 847 RAF and USAAF aircraft throw 2000 tons of explosives at Audinghen and the Cap Gris Nez sector.
The 9th Canadian Infantry Brigade storms first the batteries of the Great Elector and Todt, and then the batteries at the Cape.
On a billboard in the museum the following is noted:
"29th September 1944:
6:30: A Canadian officer with a white flag knocks on a door of one of the bunkers and calls on the Germans to surrender.
6.45: Start of the attack
10.30: Surrender of Lieutenant Klaus Momber, commander of the Battery Todt.
15.00: Surrender of the batteries Great Elector and Cap Gris Nez.
Canadian casualties: 5 killed, 3 officers and 34 crew injured.
Prisoners: 26 officers and over 1500 soldiers
Source: Report by Lieutenant Colonel D.F. Forbes, Commanding Officer of North Nova Scottia Highlanders. "
The battery Todt can nowadays be visited as a museum. One of the gun bunkers has been restored. Here you find the museum.
In the outdoor area visitors can expect very interesting exhibits.
A German Halbkette SdKfZ 251, guns and various beach obstacles are exhibited here.
Most important, however, is the railway gun K5, which can be found here. An impressive cannon: 28 cm gun, a 21.538 m long pipe, range 62 km, with grenades with additional rocket 86.5 km. Total length 35 m, height 4.70, width 2.60 on a track of 1.40. Total weight 218 tons. Weight of the tube 94 tons. The loading of a projectile lasted between 3 and 5 minutes.
There are only two guns of this kind worldwide.
One is just here on the battery Todt.
Originally 25 copies of Krupp had been built in Essen in 1941. 5 of these guns had been stationed here in the area between Calais and Boulogne sur Mer.
In the interior you will be informed about the construction of the facility.
The gun and the turret are no longer available. Here you will also find boards that enlighten the visitor.
The actual gun room of the casemate is so large that here also guns and vehicles are on display. Enough space to do that.
In addition, there are various figures with uniforms and equipment that inform about various topics here at this point.
The subsequent tour leads the visitor into various rooms.
Hospital
Radio center
Crew cabin
Engine room
Armory
Officer room
In another large room, the former ammunition bunker, numerous uniforms are on display. I would like to refer to the Canadian uniforms. These are similar to the British uniforms on average, but the color was greenish. This color difference is clearly visible.
Also the uniforms of the OT are exhibited here.
The weapon collection in the adjoining room is also very extensive. Also a large selection of helmets can be found here.
A 47 mm Skoda cannon and a bunker machine gun MG 34 can still be seen in their tracks in the bunker.
A model then informs the visitor again about the system.
What I would like to recommend to every visitor is the following. Please take your time and explore the surrounding area.
Everywhere there are still some smaller items and bunkers.
Also, another cannon casemate can be explored. But please pay attention: Do not go in the middle. It's pretty humid there.
Completely grotesque act the graffiti in this plant, where the old German propaganda slogans are now to be found next to new bold statements.
Well and if you have have nice weather, as we did on our trip, then still go to the coast.
A grand finale to a visit, with a great view of the English Channel.
extrem detaillierter und informativer Abriss! Hut ab! Tolle Bilder!
AntwortenLöschenWow
AntwortenLöschenThanks for posting!