Mehrere Besuche der Normandie waren notwendig bevor ich dann
das Centre Juno Beach in Courseulles-sur-Mer besuchen konnte, UND auch wollte.
Das hatte vor allem den Grund, weil man Kumpel Jens dieses
Museum irgendwann zum falschen Zeitpunkt besucht haben muss.
Sein Urteil fiel nämlich gar nicht positiv aus.
„Lass mich in Ruhe mit dem Ahorn-Museum“, war quasi der
gängige Spruch von ihm.
Sowas prägt halt, wenn Du mit jemand unterwegs bist, der im
Grunde einen ähnlichen Geschmack wie Du selbst hast, wenn es um die Konzeption
von Museen geht. Im Normalfall sind wir beide da schon sehr deckungsgleich
unterwegs.
So wirklich hatte ich dann nach dem eigenen Besuch seine
Einstellung aber nicht verstanden. Ich denke aber, dass ich das Geheimnis der
negativen Wellen gelöst habe.
Warum?
Wenn man das Museum besucht und die Eingangshalle betritt,
hat man zwei Möglichkeiten.
Entweder man begibt sich zunächst zur Dauerausstellung, oder
man schaut sich die Exponate in der Eingangshalle an, und geht dann in den
Themenraum.
Bei meinem Besuch wurde in diesem separaten Raum der
Schlacht von Vimy im Jahr 1917 gedacht, und diese thematisch zum Juno Beach im
Jahr 1944 in Bezug gesetzt.
Bei Vimy kämpften kanadische Truppen, um den hier
verlaufenden Höhenzug. Im Ort befindet sich dann auch das zentrale kanadische
Nationaldenkmal zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg.
Als Jens das Centre Juno Beach besuchte, muss in diesem Themenraum
ein total merkwürdiges Event stattgefunden haben, das den Besuchern irgendwie
Land und Leute Kanadas näherbringen sollte.
„Ich geh doch nicht in ein Museum zur Normandielandung und
erfahre was über Ahornsirup. Na und Waffen sind als Holzattrappen dargestellt.
Das geht doch gar nicht. Gibt’s in keinem anderen Museum in der Normandie.“
Das war der bleibende Eindruck; na und ich denke, dass die
Gestaltung des Themenraums zum damaligen Zeitpunkt, diese Sichtweise bestimmt
hat.
Den Rest der Ausstellung konnte Jens dann wohl auch nicht
richtig genießen, denn mein Eindruck war tatsächlich ein gänzlich anderer. Na
und diesen möchte ich Ihnen anhand von Bildern erläutern.
Das Museum ist sicherlich modern, geht andere Wege als so
manch anderes Museum in der Normandie, aber es bekommt definitiv meine
Empfehlung.
Du betrittst als erstes einen Raum; ich hatte den Eindruck,
dass der Museumsguide – die übrigens alle sehr, sehr nett und kompetent waren –
irgendwie Druck ausübte. So nach dem Motto. Hurry. Hurry.
Ich betrat den Raum; alles war in einem Halbdunkel und
irgendwie hatte ich ein beklemmendes Gefühl und das Interieur erinnerte mich an
etwas, was ich irgendwie nicht greifen konnte.
Die Seitenwände wirkten…; ja wie wirkten sie denn
eigentlich?
Einen kurzen Moment später begann dann ein Film zu laufen,
der auf die Wände der „Kammer“ projiziert wurde.
Ich wurde in das Kanada der 30er Jahre gebracht, dann zum
Kriegsausbruch und final dann auch in die Normandie.
Als sich dann die Landungsboote auf den Strand zu wälzten,
begann sich der Eindruck zu verstärken.
Die Boote wurden herangezoomt und plötzlich hatte ich das
Gefühl mich auch dem Strand zu nähern.
Jetzt verstand ich auch den Aufbau der Kammer.
Der Raum war ein stilisiertes Landungsboot!!!!
Dann, zum Abschluss des Films, senkte sich die Landerampe,
und parallel dazu öffnet sich eine Tür.
Hier wurde er dann auch wieder in die Realität zurückgeholt,
denn man sprang nicht auf den Normandiestrand und lag auch nicht unter Feuer.
Es war vielmehr so, dass der Besucher zunächst einmal über
die politische und wirtschaftliche Entwicklung Kanadas in den 30er Jahren
informiert wurde.
Einwanderung, Autonomiebestrebungen, die kleine Armee, die
Appeasement Politik gegenüber Deutschland bildeten hier Themenschwerpunkte.
Kanada stellte sich sofort auf die Seiten der Alliierten.
Vor dem Kriegseintritt Russlands und der USA war Kanada als Teil des
Commonwealths natürlich DER Verbündete Großbritanniens.
Dabei muss betont werden, dass die Truppen mit teilweise
veraltetem Gerät ausgestattet waren. Auch Marine und Luftwaffe waren nicht mehr
up to date.
In diesem Bereich des Museums, der sich jetzt mit der
Stationierung und Modernisierung der Kräfte in England und den ersten Einsätzen
der Kanadier befasst, sind exemplarisch auch Uniformen und Ausrüstung der
Kanadier vorgestellt.
Bis im März 1943 wurden die Truppen in Manövern ausgebildet.
Sowohl individuell, so dass die Kampfkraft des einzelnen Soldaten verbessert
werden konnte, als auch materiell, durch das Testen der vorhandenen Waffen und
Waffensysteme in diversen Übungen.
Die kanadische Navy war direkt in den Schlachten im Atlantik
involviert. Hier war sie vor allem zum Schutz und zur Begleitung von
Geleitzügen eingesetzt.
Am Ende des Krieges hatte die Navy mehr als 450 Schiffe, und
war damit die viertgrößte Seestreitmacht.
Das Land selbst wurde durch Angriffe deutscher U-Boote im
St. Lawrence Strom bedroht. Soweit reichte der Arm des uneingeschränkten
U-Bootkrieges.
Auch die Air Force und Ihre Beteiligung an der Battle of
Britain und im Bomberkrieg über Deutschland wird thematisiert.
Informationstafeln, Flugzeugmodelle und Uniformteile
ergänzen auch hier die Sammlung.
Die ersten Einsätze zu Land hatten die Kanadier in der
Bretagne und auf Spitzbergen.
Nach Dünkirchen wollte Großbritannien ein Zeichen setzen,
und schickte die 52nd Division und die 1st Canadian Division in die Bretagne.
Diese landete im Juni in Frankreich, musste sich dann aber aufgrund des
weiteren „Blitzkrieg“ Erfolges der Deutschen gegen Frankreich, bereits am 17.
Juni wieder zurückziehen, ohne mit dem Feind in Kontakt gekommen zu sein.
In der Operation Gauntlet wiederum landeten am 25.8.1941 645
Soldaten, darunter 527 Kanadier des Loyal Edmonton Regiment, auf Spitzbergen.
Auftrag war die Störung des Funkkontaktes mit dem von Deutschland besetzten
Norwegen und die Zerstörung der Kohleproduktion auf dieser Insel. Diese Aktion
wurde ohne Verluste erfolgreich ausgeführt.
Es war ein eher symbolischer Akt für die Kanadier, der auch
zur Moralsteigerung gedacht war.
Ende 1941waren dann drei kanadische Infanteriedivisionen,
eine Panzerbrigade und eine Armoured Division in Großbritannien.
Ebenfalls im Jahr 1941 wurde die Besatzung von Hongkong
durch zwei kanadische Regimenter verstärkt.
Im Dezember, einige Tage nach Pearl Harbor wurde Hongkong
von den Japanern angegriffen. Die Kanadier schlugen sich tapfer.290 Tote und
493 Verletzte waren zu verzeichnen, Hongkong musste sich final ergeben. Von den
Gefangenen starben dann noch 267 Kanadier durch die unmenschlichen Zustände in
den japanischen Gefangenenlagern.
Natürlich wird auch das Kommandounternehmen auf Dieppe im
Museum behandelt. Die 2. Kanadische Infanteriedivision war auserkoren diesen
Angriff zu führen.
Das Ziel der Operation Jubilee war von Anfang an begrenzt.
Im Grunde sollte es ein Test für eine größere Invasion sein: Ein Hafen sollte
im direkten Angriff genommen werden. Zudem wollte man Radaranlagen und andere
Befestigungen der Deutschen sprengen, Gefangene nehmen, Dokumente erbeuten und
sich nach 15 Stunden wieder einschiffen.
Die Aktion war ein Desaster.
4963 Kanadier waren gelandet, nur 2210 kehrten nach England
zurück. 907 wurden getötet und 1874 als Gefangene genommen. 900 weitere
alliierte Soldaten, meist Briten, wurden noch zudem getötet, verwundet oder
gefangen.
Trotz der Katastrophe war Dieppe eine Lehre: man vermied bei
der Landung in der Normandie den direkten Angriff auf einen Hafen, suchte
flache, sandige Landungsstrände, wusste dass Artillerieunterstützung aus der
Luft und von See aus extrem wichtig war.
Lord Mountbatten hatte den Raid auf Dieppe später so
kommentiert: „For every soldier who died at Dieppe, ten were saved on D-Day.“
Quasi durch eine Schiffstür geht es jetzt in den nächsten
Raum. Man „landet“ jetzt in den Kriegsereignissen.
und in Restdeutschland werden mit Infotafeln, Filmen und
anderen Informationen gezeigt.
Man kann sich hier schon einmal grundsätzlich informieren, seine
Recherchen aber auch überall in dem Raum vertiefen.
So erhält man auch Informationen über die verschiedenen
Träger des Victoria Cross, der höchsten britischen Tapferkeitsauszeichnung.
Auch der Einsatz kanadischer Agenten als Mitglieder des
Britischen Special Services wird thematisiert.
Man verlässt diesen Raum ziemlich vollgepackt mit Informationen,
wenn man den Text der Schautafeln liest und die Bilder auf sich wirken lässt.
Dann betritt man die Erinnerungshalle.
Hier wird der Gefallenen gedacht. Lebenswege einzelner
Soldaten werden zudem hier vorgestellt.
Daten der Gefallenen laufen in einer Endlosschleife an der
Decke entlang. Man selbst kann in Nischen Platz nehmen und sich über die
Schicksale einzelner Soldaten informieren.
Beim Herausgehen aus diesem Raum, der im Dunkeln gehalten
ist, greift man förmlich die Stimmungsänderung: Im nächsten, sehr hellen,
Museumsraum wird man über das heutige Kanada informiert.
Der Kontrast zwischen den beiden Räumen wirkt wirklich gut,
und ist bewusst so gehalten.
An dieser Stelle hat man dann auch das Ende des
Museumsbesuches erreicht und kommt über den Museumsshop wieder in den
Eingangsbereich.
Jetzt können Sie sich auch noch die Sonderausstellung im
Themenraum anschauen, wenn Sie das bisher nicht getan haben sollten.
Wer sich also über die Kanadier am D-Day informieren will,
der kommt an diesem Museum nicht vorbei.
Es ist didaktisch sehr gut gestaltet, wie sie sehen können
und sehr informativ.
Sicherlich nicht die Waffenshow, die sie in anderen Museen
finden. Dafür aber detailliert, informativ und den Besucher didaktisch leitend.
Das Museum ist zweisprachig aufgebaut. Es informiert in Englisch und in
Französisch. Auch ein Audioguide in deutscher Sprache ist erhältlich.
Canada immediately sided with the Allies.
As a part of the Commonwealth, Canada
was, of course, the main UK 's
ally prior to the war.
Several
visits to Normandy were necessary before I was
able to visit Center
Juno Beach
at Courseulles-sur-Mer, and several visits were necessary, that I WANTED to
visit the museum.
That had
the reason, in particular, because one of my best buddies, Jens, had visited
this museum sometime at the wrong time.
His
verdict was not positive at all.
"Leave
me alone with the Maple
Museum ," was almost
the usual saying of him.
Normally
we are both very congruent about the conception of museums we really like.
But, here
he was very reserved ?
After my
visit I was astonished. But I think I solved the mystery of his negative thinking.
Why?
When you
visit the museum and enter the lobby, you have two options.
Either
you go first to the permanent exhibition, or you look at the exhibits in the
entrance hall, and then you make your way to the “theme room”.
During
my visit, this separate room was dedicated to the Battle of Vimy in 1917.
At Vimy,
Canadian troops fought for the ridge running here. In the town you can find the
central Canadian national monument commemorating the First World War.
When
Jens visited the Center
Juno Beach ,
a very special event must have taken place in this theme room.
"I'm
not going to a Normandy
landing museum and learn about maple syrup. And weapons are represented as
wooden dummies! There's no other museum in Normandy , doing it that way. "
That was
the lasting impression; Well, and I think that the design of the “theme room”
at that time, has determined his view.
But my
impression was actually a completely different. Well, and I would like to
explain my thoughts to you by means of pictures.
The
museum is certainly modern, is different compared with other museums in Normandy .
You
enter the first room …
The room
is a stylized landing craft !!!!
You see
here a film, leading you to the events in June 1944.
After
the film, the door is opened – because of visual effects, it looks like the
lowering of a landing ramp - , and you enter the museum.
The
visitor was initially informed about the political and economic development of Canada in the
1930s.
Immigration,
autonomy aspirations, the small army, the appeasement policy towards Germany formed
here focal points.
On
September 1, Germany
declared war. Hitler's speech was heard about this receiver.
It must
be emphasized that the troops were equipped with some outdated equipment. The
navy and air force were no longer up to date.
In this
area of the museum, which now deals with the deployment and modernization of
forces in England
and the first missions of Canadians, uniforms and equipment of Canadians are
presented as an example.
Until
March 1943, the troops were trained in maneuvers. Both individually, so that
the fighting strength of the individual soldier could be improved, as well as
material, by testing the existing weapons and weapons systems in various
exercises.
The
Canadian Navy was directly involved in the battles in the Atlantic .
Here it was mainly used for the protection of convoys.
At the
end of the war, the Navy had more than 450 ships, making it the fourth largest
naval force.
The
following card shows how bitter this fight was conducted.
The
country itself was threatened by attacks of German submarines in the St. Lawrence River .
Here the
visitor sees the most important ship models as information board and as models.
The Air
Force and its involvement in the Battle of Britain and in the air war over Germany will
also be discussed.
Information
boards, aircraft models and uniform parts complete the collection here as well.
The
first missions to land had the Canadians in Brittany
and Spitsbergen .
After Dunkirk , Great Britain
wanted to set an example and sent the 52nd Division and 1st Canadian Division
to Brittany .
The force landed in France
in June, but then had to withdraw due to the further "blitzkrieg"
success of the Germans against France ,
already on 17 June again, without having come into contact with the enemy.
In
Operation Gauntlet, on 25 August 1941, 645 soldiers, including 527 Canadians of
the Loyal Edmonton Regiment, landed on Spitsbergen .
Order was the disturbance of the radio contact with Norway ,
which was occupied by Germany ,
and the destruction of the coal production on this island. This action was
successfully completed without losses.
It was a
rather symbolic act for the Canadians, which was also intended to increase
morale.
By the
end of 1941, there were three Canadian Infantry Divisions, an Armored Brigade
and an Armored Division in the United
Kingdom .
Also in
1941, the occupation forces of Hong Kong were reinforced
by two Canadian regiments.
In
December, a few days after Pearl Harbor, Hong Kong
was attacked by the Japanese.
The
Canadians fought bravely.290 dead and 493 injured were recorded, Hong Kong had to surrender. Of the prisoners, 267
Canadians died as a result of the inhumane conditions in the Japanese prison
camps.
Of
course, the raid on Dieppe
is also being treated in the museum. The 2nd Canadian Infantry Division was
chosen to lead this attack.
The goal
of Operation Jubilee was limited from the start. Basically it should be a test
for a larger invasion: a port should be taken in direct attack. In addition,
the attacking units wanted to blow up radars and other fortifications of the
Germans, take prisoners, capture documents and embark after 15 hours again.
The raid
was a disaster.
4963
Canadians had landed, only 2210 returned to England . 907 were killed, 1874 taken
as prisoners. 900 other Allied soldiers, mostly British, were killed, wounded
or captured.
Despite
the disaster Dieppe was a lesson: the Allied
forces, when landing in Normandy ,
avoided the direct attack on a harbour. They were looking for flat, sandy
landing beaches, and they knew that artillery support from the air and from sea
was extremely important.
Lord
Mountbatten later commented on the raid on Dieppe :
"For
every soldier who died at Dieppe ,
ten were saved on D-Day."
Of
course, the museum also shows and comments the events on the home front.
In the
next room, the main engagements of the Canadian Forces are thematized.
Units
are presented.
Uniforms
and weapons are shown.
The
fighting in Italy ,Normandy ,on the Scheldt, in the Rhineland and in the rest
of Germany
are discussed with information boards, films and other information.
The
visitor will get a general overlook, but you can also deepen your research
everywhere in the room.
So, as
an example, you can find information about the different bearers of the
Victoria Cross.
Also the
topic of the Canadian Indians and their participation in the war are presented.
Two
showcases give you details on communication and medical care.
The use
of Canadian agents as members of the British Special Services is also
discussed.
You
leave this room packed with information when you now enter the memorial hall.
Data of
the fallen soldiers run in an endless loop along the ceiling. You can sit down
in niches and find information about the fates of individual soldiers.
That is
very well done and dignified here.
When you
leave this room, which is almost really gloomy, you literally enter the bright
present:
Here in
this room of the museum you will be informed about today's Canada .
The
contrast between the two rooms looks really good, and is deliberately kept that
way.
At this
point you have reached the end of the museum visit and come back to the
entrance area via the museum shop.
Now you
can also have a look at the special exhibition in the “theme room”, if you have
not already done so.
So if
you want to inform yourself about the Canadians on D-Day, you can not miss this
museum.
As you
can see, it is didactically very well designed and very informative.
Certainly
not the weapon show you find as a visitor in other museums.
The
museum is bilingual. It informs in English and in French. An audio guide in
German is also available.
Thanks for the review and photos! I hope to get to Europe (from Canada) to visit a number of sites and Juno and the museum (and Vimy for that matter) are important stops I want to make.
AntwortenLöschenHello CJR,
AntwortenLöschenoh, yes for a Canadian I think the sites are really interesting.
I can also recommend you the Battery Todt near Calais (ca. 70 km from Vimy).
Also an interesting site, because it was conquered by Canadian troops in 1944.
If you like,just have a look at this report:
https://thrifles.blogspot.com/2017/11/batterie-todt-marinekustenbatterie-am.html