Dienstag, 29. Oktober 2019

A7V - Früher und heute


Ich möchte heute auch einmal die Gelegenheit nutzen, um auf meinem BLOG eine brandaktuelle Nachricht aufzugreifen.
Heute übergab Krauss-Maffei Wegmann (KMW) in München den ersten Leopard 2 A7V an das Heer. Der Buchstabe V steht für Verbesserung oder den Umbau einer älteren Variante auf die modernste Version A7.
Na und wie könnte es auch anders sein.


Schon beginnt die übliche Häme im Internet.
Da wird von „Second Hand Panzern“ (Die Welt) gesprochen.
Der von Peter Tauber, dem Staatssekretär im Bundesministerium für Verteidigung gut gemeinte Satz, dass die Bundeswehr jetzt den Panzer bekommt, den sie verdient, wird mit diesem Second Hand Makel in ursächlichen Zusammenhang gebracht, und schon geht der Shitstorm los.
Das ist schade.
Denn eine solche Analyse eines hochwertigen Waffensystems ist natürlich barer Unsinn.
Aber dazu später mehr.
Natürlich kann ich auf diesem BLOG auch einer bestimmten Versuchung nicht verstehen. Denn immerhin beschäftige ich mich hier mit meistens mit historischen Themen und meinem Hobby Modellbau und Wargaming.
Somit ist es logisch, dass ich einfach darauf hinweisen muss, dass fast exakt nach 100 Jahren die deutsche Panzertruppe wieder einen A7 V besitzt.
Viele von Ihnen, aber sicherlich nicht alle, wissen, dass der erste deutsche Panzer, und auch der einzige im Ersten Weltkrieg selbst produzierte Panzer die Bezeichnung A7V trug.
Diese Bezeichnung stand damals für das Amt, das den Auftrag bekommen hatte einen solchen Panzer zu entwickeln, nämlich die „Abteilung 7 Verkehrswesen des Allgemeinen Kriegsdepartements im Preußischen Kriegsministerium“.
Soviel zur Abkürzung im Ersten Weltkrieg; und ja. So eine deutsche Behördenbeschreibung muss man einfach abkürzen.
Von diesem Panzer wurden gerade einmal 20 Stück gebaut. Aufgrund der geringen Stückzahl, und wegen des späten Erscheinens auf dem Schlachtfeld hatte dieser Panzer keine schlacht- und erst recht keine kriegsentscheidende Bedeutung.
Sein Symbolcharakter ist allerdings höher anzusetzen, als sein eigentlicher Nutzen, eben genau wegen der Tatsache, dass er der erste Panzer deutscher Streitkräfte war.
Im Panzermuseum Munster befindet sich ein Nachbau dieses Panzers.


Außerdem möchte ich auf den Videobericht des Museumsdirektors Ralf Raths verweisen, der einige grundsätzliche Fakten zu diesem Panzer in diesem Videobeitrag zusammenfasst.

Nun, einhundert Jahre später, ist jetzt wieder ein A7V da; und der hat so gar nichts mit dem alten langsamen, stinkenden, unterbewaffneten Ungetüm zu tun, in dessen Innenraum 1918 sechzehn schwitzende Soldaten unter menschenverachtenden Bedingungen ihren Job zu erledigen hatten.
Der heutige A7V ist genau das Gegenteil: Er ist schnell, stinkt relativ wenig (also aus der Sicht eines Panzers; den deutschen Umweltpreis bekommt er noch nicht), hat eine beeindruckende Waffenanlage mit entsprechender Hauptbewaffnung und ist hervorragend klimatisiert, eine der Hauptergebnisse der erfolgten Kampfwertsteigerung.
Die Bezeichnung A7V ist also rein zufällig und kein Programm an sich.
760 Millionen werden die 104 Panzer kosten, die die Bundeswehr bis zum Jahr 2023 erhalten wird.
Kampfwertsteigerung hat dann auch nichts mit Second Hand zu tun.
Mit dieser Kampfwertsteigerung ist der Leo wieder auf dem Niveau der neusten Entwicklungen in der Panzertechnik und somit ein wirklicher Gegner für alle derzeit existierenden Modelle.
Das bestehende Panzersysteme über die Jahrzehnte verbessert werden, ist üblich, und keine Neuerung.
Das gilt, nur dass es einmal gesagt ist, nicht nur für Panzer. Der amerikanische B 52 Bomber ist noch immer im Einsatz; und der ist schon 60 Jahre alt.
Verglichen mit dem ist der Leo 2, dessen erste Version vor vierzig Jahren zur Truppe kam, schon als Jungspund zu bezeichnen; zumal der A7V nur das Grundgerüst mit dem Urpanzer gemeinsam hat.
Bevor man also mit dem üblichen Bundeswehr Bashing beginnt, sollte man lieber einmal ernsthaft darüber diskutieren, wie schade es doch eigentlich ist, dass führende Verteidigungsplaner es als notwendig erachten, wieder solche Panzer in Dienst zu stellen.
Das ist das Problem.
1990 verfügte die Bundeswehr über 2100 Leos.
Dann kamen die neuen Zeiten der Entspannung, des Zusammenbruchs der ehemaligen Ostblock Ordnung.
Alle dachten.
Juhu.
Wir haben den Kalten Krieg überlebt.
Alles wird gut.
Wir können unsere Panzer einmotten, verkaufen oder verschrotten.
Lasst Schwerter zu Pflugscharen werden, denn ab jetzt haben wir uns alle lieb.
Das wir uns nicht alle lieb haben, musste man dann sehr schnell feststellen.
Auf die neuen Bedrohungen einer asymmetrischen Kriegsführung waren wir nicht wirklich vorbereitet.
Aber eines wusste man.
Mit Kriegsschiffen oder Panzern jagt man halt keine einzelnen Terroristen, oder auch Befreiungskämpfer, je nachdem welche Seite der Betrachtung man wählt.
Also baute man Streitkräfte um; denn die alte Bedrohung war ja weg.
Braucht man das Alte.
Nö.
Warum.
Wir haben uns ja alle lieb.
„Kleine“ Geschehnisse, vor allem in der ukrainisch/russischen Grenzregion und auf der Krim, führten allerdings zu einem Umdenken der Strategie, und irgendwie stellte man auch in Deutschland fest, uuuuuuups?!?!?
Ob 225 Panzer – die wir heute noch haben – ausreichen????
Na ja.
Das wird der eine so, der andere so sehen.
Jemand, der in der Zeit mit den 2100 aufgewachsen ist, also ich, sieht diese 104 Zusatzpanzer jetzt nicht als Kernproblem.
Der sieht es eher als problematisch an, dass der INF Vertrag, also der Vertrag, der die nuklearen Mittelstreckensysteme kontrollierte, von den USA aufgekündigt wurde, weil man davon ausgeht, dass Russland sich eh nicht mehr an die Vereinbarungen hielt.
Für Europa ist das extrem blöd; der INF Vertrag bot eine gewisse Sicherheit nicht zum Schauplatz eines Atomkriegs zu werden. Die vermeintliche Sicherheit ist nicht mehr da.
Nur machen sich keine Demonstranten nach Bonn in den Hofgarten auf wie im Jahr 1981.
1981 waren es 300.000. 2019 waren es 0.
Ist doch komisch, oder??
China wiederum, war niemals Teil des INF Vertrages, deshalb fiel sein Arsenal an Atomwaffen niemals unter die Begrenzung des INF Vertrages. 
Alleine das ist schon grotesk.
Ob die START Verträge, wo es um die strategischen nuklearen Bomben geht, noch eine Zukunft haben, wird von Experten der Sicherheitspolitik auch schon diskutiert.
Diese Entwicklungen auf dem nuklearen Sektor bedrohen die Welt, und vor allem auch uns in Europa, und irgendwie bekomme ich das Gefühl nicht los, dass wir uns da allmählich wieder nach hinten bewegen.
 „Zurück in die Zukunft IV“, und das wird keine lustige Folge.
Diese Entwicklungen bedingen dann auch irgendwie, dass wir wieder Panzer kampfwertsteigern.
Dass wir die Pflugscharen wieder einmal einschmelzen und daraus Turmverstärkungen und ähnliches basteln.
Schade eigentlich.
Und megaschade, dass eben genau 100 Jahre nach dem Weltenbrand des Ersten Weltkriegs ein neuer A7V nötig ist.
Der Panzer ist gut, stark, effektiv, ein tolles taktisches Waffensystem.
Es ist halt nur blöd, dass man ihn braucht.
Hoffen wir, dass er nicht seinen letzten Einsatz in einem neuen Weltenbrand fährt.
Es reicht, dass da ein anderer A7V rumgerumpelt ist.

Today, I'd like to take the opportunity to get up-to-the-minute news on my BLOG.

Today, Krauss-Maffei Wegmann (KMW) handed over the first Leopard 2 A7V to the german Bundeswehr in Munich. The letter V stands for improvement or the conversion of an older variant to the most modern version A7.
Well and how could it be otherwise.
Already the usual shitstorm starts on the internet.
There is talk of "second hand tanks" (The World).
The sentence well-intentioned by Peter Tauber, the Secretary of State in the Federal Ministry of Defense, that the Bundeswehr now gets the tank it deserves is brought into causal connection with this second-hand blemish and the shitstorm exploded.
This is a pity.
Because such an analysis of a high-quality weapons system is of course nonsense.
But more on that later.
Of course I can not understand a certain temptation on this BLOG. Because after all, I deal mostly with historical topics and my hobbies, especially modeling and wargaming.
Thus, it is logical that I must simply point out that almost exactly after 100 years, the German “Panzertruppe” again has an A7 V.
Many of you, but certainly not all, know that the first German tank, and also the only self-produced tank in the First World War was called A7V.
This designation was then for the Office, which had been commissioned to develop such a tank, namely the "Department (german=Abteilung) 7 Transportation (german=Verkehrswesen) of the General War Department in the Prussian Ministry of War".
So much for the abbreviation in the First World War; and yes. So a German description of the authorities you just have to abbreviate.
Of this tank just 20 pieces were built. Due to the low number of pieces, and because of the late appearance on the battlefield this tank had no battle-crucial and certainly no war-crucial meaning.
Its symbolic character, however, is higher than its actual use, precisely because of the fact that it was the first tank of German forces.
In the tank museum Munster is a replica of this tank.
In addition, I would like to refer to the video report of the museum director Ralf Raths, which summarizes some basic facts about this tank in this video post.


Now, one hundred years later, there is again an A7V; and it has nothing to do with the old, slow, stinking, underarmed monster, in whose interior in 1918 sixteen sweating soldiers had to do their job under inhumane conditions.
The current A7V is just the opposite: He is fast, stinks relatively little (so from the perspective of a tank, he does not get the German environmental award yet), has an impressive weapon system with appropriate main armament and is superbly air conditioned, one of the main results of the combat value increase .
The name A7V is therefore purely coincidental and not a program in itself.
760 million will cost the 104 tanks, which the german Bundeswehr will receive until 2023.
Combat increase then has nothing to do with second hand.
With this combat value increase the Leo is again on the level of the latest developments in the tank technology and thus a real opponent for all currently existing models.
To improve existing tank systems over the decades is common, and not a novelty.
That is, except that it is said once, not just for tanks. The American B 52 bomber is still in use; and it is already 60 years old.
Compared with the Leo 2, whose first version came to the troop forty years ago, already as a youngster to call; especially since the A7V only has the basic structure with the original tank.
So before you start with the usual Bundeswehr bashing, you should rather seriously discuss what a pity it is that leading defense planners consider it necessary to put such tanks back into service.
That's the problem.
In 1990, the German Armed Forces had over 2100 Leopard tanks.
Then came the new times of Glasnost and Perestroika, the collapse of the former Eastern Bloc order.
Everyone thought.
Yey.
We survived the Cold War.
Everything will be fine.
We can mothball, sell or scrap our tanks.
Let swords turn into plowshares, because from now on we all love each other.
We do not all love each other, so you had to find out very quickly.
We were not really prepared for the new threats of asymmetric warfare.
But one thing was known.
With warships or tanks you cannot stop individual terrorists, or so-called liberation fighters, depending on which side of the consideration one chooses.
So you converted forces; because the old threat was gone.
Do you need the old theories?
Nope.
Why.
We all love each other.
However, "little" events, especially at the Ukrainian / Russian border region and in the Crimea, led to a rethinking of the strategy, and somehow one realized in Germany too, uuuuuuups?!?!?
Are 225 tanks - which we still have today - enough ????
Well.
This will be one way, the other will be.
Someone who grew up in the 20st century, that's me, does not see these 104 additional tanks as a core problem.
He considers it rather problematic that the INF contract, that is, the contract that controlled the nuclear medium-range systems, was canceled by the US, because it is assumed that Russia no longer adhered to the agreements anyway.
This is extremely stupid for Europe; the INF treaty did offer a certain security of being the scene of a nuclear war. The alleged security is no longer there.
But no demonstrators make their way to the Hofgarten in Bonn as in 1981.
In 1981 300.000 people came together in Bonn. Today. No one.
Is it funny, right?
China, on the other hand, was never part of the INF treaty, so its arsenal of nuclear weapons was never covered by the INF treaty.
That alone is grotesque.
Whether the START treaties, which deal with the strategic nuclear bombs, still have a future, is already being discussed by security policy experts.
These developments in the nuclear sector are threatening the world, and especially us in Europe, and somehow I can not shake the feeling that we are gradually moving backwards.
"Back to the Future IV" and that will not be a funny episode.
These developments then somehow require that we again increase the value of tanks.
That we melt the plowshares again and make turret reinforcements and the like.
That's a pity.
And it is a terrible disaster that exactly 100 years after World War I, a new A7V is needed.
The tank is good, strong, effective, a great tactical weapon system.
It's just stupid that you need the tank.
Let's hope he does not drive his last mission in a new world fire.
It is enough that the old A7V was there.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen