heute poste ich mal einen Gastbericht von Jens, der sich zur Zeit an der dänischen Küste befindet, der alte Wikinger.
Augen schließen, den Wellen zuhören, vor dem geistigen Auge Ruder sehen, die ins Wasser eintauchen und sich wieder heben, und auf geht's ....
Auf den Spuren der Wikinger Dänemarks
Animiert durch die schönen Berichte von Koppi, habe ich
auch mal eine kleine Reisestation beschrieben. Um nicht noch den millionsten
Blog zu eröffnen, habe ich Koppi einfach gefragt, ob dieser Bericht nicht als
Gastbeitrag in seinem Blog landen kann.
Meine Frau und ich sind ja seit Jahren bekennende Camper. Also nicht wie „die Camper“ mit einem Jahresstellplatz, Blumenbeet und Jägerzaun vorm Wohnwagen, sondern wir bevorzugen das Zigeunern. Dorthin fahren wo man Lust hat, ein zwei Tage stehenbleiben und weiterziehen.
Vornehmlich nach Frankreich. Kurztrips – oder wenn aus organisatorischen Gründen der Urlaub mal kürzer ausfällt - machen wir gern nach Dänemark. Liegt auf der Hand, da wir ja im ehemaligen Teil des Königreichs wohnen und es ja vor der Tür liegt. Dieses Mal waren wir wieder auf unserer Lieblingsinsel Rømø. Vorteil, eine richtige Insel, die man über einen Straßendamm erreichen kann, der kurz nach dem 2. Weltkrieg aufgeschüttet und mit einer Straße versehen wurde. Etwas angenehmer als der Bahndamm nach Sylt…
Angesichts eines Ersterlebnisses auf dieser Insel –
schwerer Sturm und Starkregen – sind wir heute ein wenig an den Wohnwagen
gebunden. Sehr kuschelig. Da nutze ich doch die Zeit zum Tippen, Antje steht am
Herd und kocht was leckeres, grillen geht ja heute nicht. Meine Frau und ich sind ja seit Jahren bekennende Camper. Also nicht wie „die Camper“ mit einem Jahresstellplatz, Blumenbeet und Jägerzaun vorm Wohnwagen, sondern wir bevorzugen das Zigeunern. Dorthin fahren wo man Lust hat, ein zwei Tage stehenbleiben und weiterziehen.
Vornehmlich nach Frankreich. Kurztrips – oder wenn aus organisatorischen Gründen der Urlaub mal kürzer ausfällt - machen wir gern nach Dänemark. Liegt auf der Hand, da wir ja im ehemaligen Teil des Königreichs wohnen und es ja vor der Tür liegt. Dieses Mal waren wir wieder auf unserer Lieblingsinsel Rømø. Vorteil, eine richtige Insel, die man über einen Straßendamm erreichen kann, der kurz nach dem 2. Weltkrieg aufgeschüttet und mit einer Straße versehen wurde. Etwas angenehmer als der Bahndamm nach Sylt…
Keine Angst, es wird kein Rømø-Bericht, obwohl auch die Insel einige kleine Sehenswürdigkeiten vergangener Tage zu bieten hat, einschließlich deutscher Bunkeranlagen, die im Rahmen von Führungen besichtigt werden können.
Heute stelle ich einmal das VikingeCenter in Ribe vor (die älteste Stadt Dänemarks – altdänisch Ripa - eine wie ich finde wundervolle, historische Stadt, die im Grunde auch einen Bericht wert wäre).
Fehlten auf keinen Wegen.
Herumstreunende Wikinger
Im Jahr 860 suchte Ansgar von Bremen einen Platz für die
erste in Skandinavien zu errichtende Kirche, seine Wahl fiel auf Ribe. Daher
ist Ribe aus dieser Zeit erstmals durch die Anfrage Ansgars an König Horik urkundlich
erwähnt. Wie archäologische Funde zeigen, war Ribe aber schon lange vorher ein
wichtiges Handelszentrum während der Wikingerzeit.
Im Jahr 1992
entschloss man sich, am Rande Ribes, eine
Stadt aus der Wikingerzeit nachzubauen. Und man baut heute noch. Aktuell
entsteht gerade eine kleine Hafenanlage. Sehr beeindruckend, das alle
Handwerker die dort tätig sind, in historischen Gewandungen auftreten und ausschließlich
mit den damaligen Werkzeugen und Hilfsmitteln arbeiten. Der Bau der Hafenanlage
soll 3 Jahre dauern. Ab 2016 wird dann endlich die Ansgarkirche gebaut,
natürlich mit authentischen Hilfsmitteln und Werkzeugen.In fast jedem Haus brannte die Feuerstätte
Das Sippenoberhaupt hat natürlich
einen persönlichen Raum
Auch das Brettspiel darf nicht fehlen
Kennen wir doch von den Briten, Das Cup-Board
Reitersattel. Oben kommt natürlich noch ein Fell drauf.
Das mehrere Hektar große Areal verfügt neben dem
obligatorischen großen Langhaus des Jarls, über zahlreiche kleinere Gebäude
und Gehöfte. Neben der Schmiede, Stallungen und Speichern, sind dann noch
Viehweiden (jawohl, auch Tiere dienen dort als Re-enactor), Ackerflächen und
Gemüsegärten zu bewundern. Alles wirklich aktuell gehegt und gepflegt,
natürlich mit historischen Ackergeräten. Neben den hauptberuflichen
Wikinger-Reenactors (wie Stallburschen, Handwerker, Bauern) sind in der
Sommersaison dann noch zusätzliche Handwerker und Händler aus ganz Europa (sehr
viele Deutsche) in einem Zeltlager am Start. Es ist tatsächlich so, dass die
„Hobbywikinger“ teilweise ihren 6 wöchigen Jahresurlaub dort verbringen.
Der landwirtschaftliche Bereich. Was man jetzt nicht sehen kann, die Kühe stehen also nicht den ganzen Tag festgebunden zur Kurzweil der Besucher. Sie werden auf die benachbarten Weiden geführt.
Sieht ziemlich relaxt aus. Pennt und stützt das Maul auf einen Pfosten …
Also die Re-enactment Tiere sind eh die
Härtesten. Nebenher wird dann mal im Museumsdorf gekalbt (in einer benachbarten
Stallung war die Mutterkuh mit ihrem 1 Tag alten Kalb)
Während Junior sich streicheln lässt,
wartet Mama sehnsüchtig aufs abmelken..
Blick über das Gemüsefeld
Natürlich wird das schöne Bild dieser Siedlung dadurch
getrübt, das dort Massen an Touristen durchlaufen. Aber klar, muss ja sein,
anders wäre das ja auch nicht zu finanzieren.
Sehr attraktiv, die Touris können bei allem mitmachen.
Papas die in Kettenhemden gestopft werden, einen Helm auf den Kopf und ein Schild in die Hand bekommen, werden
dann von Sohnemann in Tunika gewandet und behelmt mit Holzschwert malträtiert,
indem er munter auf den Erzeuger einprügelt. Sehr belustigend, wenn man den
Filius dann in voller Aktion erlebt und Mami rufen hört „hau auf die Beine….“
Das Langbogenschießen darf dann auch nicht fehlen. Neben
Schmiedearbeiten, Schmuck und Münzenherstellung, kann man dann einige
Holzarbeiten für die Zimmerleute erledigen. Angesichts der guten Frequenz an
allen Arbeitsplätzen, haben wir dann für die Zimmermannscrew, die gerade dabei
war einen Speicher zu bauen, Holznägel gefertigt. Natürlich darf auch Gemüse
geputzt und Brot gebacken werden.
Darf natürlich nicht fehlen. Die
Kultstätte.
Sehr schön fand ich den Wagen
Alles in Vollholz
Wäre einmal interessant zu wissen, wie sich der Karren im Dauerbetrieb macht.
Hier die Spielstätte. Papa wird gerade vorbereitet, um vom Sohnemann vertrimmt zu werden.
Bogenschiessen darf natürlich nicht
fehlen
Während der Sommermonate wird dann noch eine Falkner
(..besser gesagt Falknerinnen) Show gezeigt, sowie Schaureiten mit größeren
Gruppen von Isländerpferden. Da tölten dann
die Gewandeten munter durch die Pampa. Wer´s mag ….
Das Gelände, die Baulichkeiten und Gehöfte schmiegen sich
eindrucksvoll in die leicht hügelige, mit einem Fluss durchzogene Landschaft.
Das schöne Wetter und die in voller Frucht stehenden Gemüsegärten taten Ihr
Übriges.Die Falknerin (aber diesmal mit Eule)
Anflug
Den Eingangsbereich bildet ein
weiterer Hausbau, der neben der Eintrittskasse den üblichen Museumsshop
beherbergt. Hier kann man dann neben dem Wikingerkillefit auch einiges an
Literatur erstehen. Angesichts meines nicht so tiefen Interesses und Kenntnis zu
dem Thema kann ich über die Qualität der Bücher nichts sagen. Eines fiel mir
auf und in die Hände „Kochen wie die Wikinger“. Ich war geneigt es schon
anzuschaffen, als meine Frau lapidar sagte „Du kochst doch eh wie ein Wikinger,
Feuer an, Fleisch drauf. Brauchen wir nicht. „ Ok, überzeugt. Beim
Durchblättern sah ich eh: überwiegend vegetarische Küche.
Schornstein ? Braucht man nicht
Immer wieder beeindruckend, die Holzkonstruktionen
Bello ist es egal ob er zu Hause auf
dem Steintritt pennt, oder im Wikingerlager. Auch Re-enactmenthunde sind harte
Hunde.
Ich denke jetzt gerade an die armen Schweine, wo ich gemütlich bei Sturm und Regen im Wohnwagen sitze.
Ein Wanderschmied zeigt sein Handwerk
Aus diesem Holzpfahl schnitzt der Bogenbauer einen Langbogen
Auch wieder beeindruckend, wie einfach aber effektiv die Handwerksgeräte sind
Wo der kleine Racker wohl gezeugt wurde ….
Der Beginn der Hafenanlage
Wer also seinen Ferienhausurlaub an der Westküste Dänemarks verbringt (in den klassischen Gebieten Blavand, Vejers, Hvide Sande etc.) sollte einen Abstecher nach Ribe machen.
Hier wäre dann allerdings auch noch die Wikingersiedlung
in Bork Havn anzuraten. Auch ein sehr schöner Siedlungsnachbau, den ich vor
Jahren einmal besucht habe. Auch dort wird noch einiges neu entstanden sein, da
auch damals Planungen zu weiteren Bautätigkeiten vorlagen. Die Lage von Bork Havn
direkt am Ringkøbing Fjord und der
Nachbau mehrerer Wikingerboote – darunter eine sehr schöne Knorr - macht auch
diese Siedlung sehr attraktiv.
Danke Jens für die Bilder und den Bericht. Ich war ja bis heute nicht in Dänemark. Aber wenn ich das sehe, muss ich mir das doch mal überlegen.
Als Saga und "Vikings" Fan ist das ja quasi ein Muss.