Dienstag, 1. September 2015

Vietnam (Force on Force) - Voodoo Child oder Nasty Surprise

Ich lag auf dem Feldbett, die Hände hinter dem Nacken verschränkt und starrte auf den Ventilator, der über mir seine Kreise drehte. Fapp-Fapp-Fapp.
Ich wurde müde. Die Augen fielen mir zu. Meine Gedanken begannen zu kreisen. Der Ventilator veränderte sich, er wurde zu Rotorblättern, die sich drehten, immer schneller, schneller. Stimmen brüllten nach mir, Stimmen.
”MILLER!!! SPRING AUF!!! VERDAMMT NOCH MAL SPRING AUF!!!!”
Ich riss die Augen auf, schwitzend.
Nichts war da. Nur ich, Peter Miller, das Feldbett und der Ventilator, der über meinem Krankenbett leise summend vibrierte.
Verdammt. Da überlebst Du eine Schlacht ohne jeden Kratzer, und dann erwischt Dich das Fieber. O.K. die Ärzte meinten, es sei alles halb so wild, ich sei auch schon auf dem Weg der Besserung, in drei Tagen könnte ich zurück zur Einheit.
Aber gegen diese immer wieder auftretenden Schübe konnten sie nicht machen. Teufel auch. Ich erzählte denen natürlich auch nichts davon. Niemand hatte Lust in die Klapse zu kommen, na und mit der Einlieferung da waren die hier ganz schnell.
Die  Armee hatte sich in den letzten Jahren verändert, das erzählten mir alle Veteranen. Am Anfang war das so ne Hurrah Geschichte hier in NAM. Wir die neue Kavallerie auf unseren stählernen Rossen. Reingaloppieren, schießen, rausgaloppieren. John Wayne war stolz auf uns.
Dann kamen die Drogen; und mit ihnen die Halluzinationen. Die Armee war anders. Immer wieder flippte mal jemand aus; immer wieder schaute man in glasige, verwirrte Augen.
Verdammt, was war da los? Ich hielt nichts von der Scheiße. Wenn man raucht, dann raucht man Lucky Strike und sonst nichts. Die hatte Grandpa schon in der Normandie dabei. Er hat die Normandie überlebt, und bis heute auch die Lucky Strike.
Heroin?? Geht gar nicht. Spritzen, ich hasse Spritzen; und dann noch mitten in die Vene rein. Baaah. Schudder: Kein Rausch kann so super sein, dass man sich so etwas antut. Kack.
Ein guter Whiskey reicht völlig; ein Whiskey und eine Lucky Strike. Fertig.
Na jedenfalls waren die Ärzte ganz schön hinter den Typen her. Na und ich hatte irgendwie Panik, dass man mir meine Fieberschübe anders interpretierten könnte, als das, um was es sich dabei tatsächlich handelte. Vielleicht sah ich ja auch weiße Mäuse – dumme Redewendung, denn die sah ich zwischenzeitlich tatsächlich: Könnt Ihr Euch Sergeant McCarthy vorstellen, wie er da vor mir steht, in Uniform, mit einem riesigen Kopf einer weißen Maus auf der Schulter, die dauernd ” …. Haben Sie mich verstanden!!! ….” brüllt … ???
Ich kann es. Seit dieser Fiebernummer kann ich es.
”Yes Sir, Sergeant McCarthy, Sir”, sag ich da nur.
Ich quälte mich aus dem Bett und entschied mich zur Nachbarbaracke zu gehen. Da lag Mad Murphy, unser Sniper. Den hatte es ja im letzten Kampf so richtig erwischt.
Wirklich leiden konnte ich ihn ja nicht. Aber ein verwundeter Kamerad, bleibt ein verwundeter Kamerad.
Ich betrat die Krankenstation. Hier waren die schweren Fälle untergebracht. Ganz hinten, in der Nähe des Wachzimmers lag Mad Murphy. Die Betten waren mit Vorhängen voneinander abgetrennt, damit man das Elend vom Nachbarn nebenan nicht mitbekam.
Ich bog bei Mad Murphy um die Ecke und da lag er da. Beide Arme in Gips bis hoch zur Schulter. Die Arme hingen in Schlaufen; ebenso das rechte Bein. Er sah aus wie ein Käfer, ein großer weißer Käfer, der auf den Rücken gefallen war. Nein; das war jetzt keine Halluzination. Er sah wirklich so aus.
Der Kopf wirkte immer noch doppelt so groß, und unter den ganzen Mullbinden heraus, schaute mich ein blaues zugeschwollenes und ein klares, offenes Auge an.
”Na wie geht’s Dir Alter”, meinte ich.
”Wir haben es ihnen gegeben”, flüsterte Mad Murphy, und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das eine Auge grinste. Wie kann jemand grinsen, wenn er komplett einbandagiert ist, und wie eine Mumie aussieht?
”Ja genau”, meinte ich. Ich konnte ja schlecht sagen, wenn Du Depp in Deckung geblieben wärest, hätten wir es ihnen erst Recht gegeben.
”Ich wollte mich eigentlich nur von Dir verabschieden. Ich soll mich beim Wachhabenden melden. Ich denke es geht wieder los. Diesmal aber ohne Dich.”
Mad Murphy zwinkerte und hauchte durch die Mullbinden: ”Alles klar. See ya‘.”
”See ya‘; und lass mir die Schwestern in Ruhe”, fügte ich noch hinzu.
Ich ging, schaute aber nochmal kurz zurück. Na und da lag Mad Murphy und er drehte seinen rechten Gipsarm leicht nach oben, so dass der einbandagierte Daumen steil in die Höhe ragte.
Keine Ahnung wie man das schafft, wenn man komplett in Gips liegt. Mad Murphy schaffte es.
Ich verstand die Geste und antwortete auf dieselbe Weise.
Er war schon ein harter Hund. Verrückt, aber hart.
Der Wachhabende sagte mir, pack Deine Sachen, Du bist entlassen.
Die Ärzte hatten mich wirklich tauglich geschrieben. Es schien, dass die Army wieder jeden Mann brauchte.
Mit dem nächsten LKW Transport kehrte ich zurück zur Basis und meldete mich beim Duke.
”Corporal Miller meldet sich zum Dienst, Sir!!”
”Schön, dass Sie wieder da sind Miller. Legen Sie erst einmal Ihre Sachen ab. Um 12:00 melden Sie sich wieder hier bei mir zur Einsatzbesprechung. Ansonsten. Alles klar bei Ihnen?”
”Yes Sir”, antwortete ich, obwohl es mir doch irgendwie merkwürdig schien, dass der Duke für eine Sekunde einen Löwenkopf hatte.
Scheiß Fieber.
Ich hasse dieses Land.
Um 12:00 kamen wir alle in der Baracke zusammen. Ich durfte an der Besprechung teilnehmen, weil ich ja der erste Funker der Einheit war.
Der Duke begann damit uns die Lage zu erklären.
Die Informationen, die wir bei unserem letzten Auftrag aus den verlassenen Schützenpanzern geborgen hatten, waren zusammen mit anderen Informationen vom Geheimdienst ausgewertet worden. Hieraus ergab sich folgendes Bild:
”Es wird angenommen, dass der Vietcong sich Major General McFarlane geschnappt und diesen in das Dorf Quang Bac verschleppt hat. Dort soll er gefangen gehalten werden. Das Dorf liegt in der Nähe des Ho-Chi-Minh Pfades. Außerdem wurden Schützengräben des Vietcong beim Dorf gesichtet. Die vermutete Anwesenheit des Generals verbietet allerdings einen Luftschlag auf das Dorf.
Unser Auftrag: Stoßen Sie zum Dorf Quang Bac vor. Suchen, befreien und evakuieren sie MajGen McFarlane. Die Helikopter, die sie eingeflogen haben, befinden sich noch in der Nähe und stehen zur Luftunterstützung oder zum Abtransport Ihres Trupps oder von Verwundeten zur Verfügung.
Sie verfügen über fünf mögliche Luftangriffe durch die mit leichten Raketen bewaffneten Helikopter.
Ein gut ausgebildeter Sanitäter wurde mit abgesetzt und kann im Notfall einen provisorischen Verbandsplatz einrichten.
Es sind mehrere Lichtungen im Gebiet vorhanden, die als Landezone genutzt werden können.
Zur Verstärkung/Evakuierung wurde ein Zug Schützenpanzer in das Einsatzgebiet befohlen.
Vernichten sie feindliche Tunnels und Zugänge zum Ho-Chi-Minh Pfad.
Ihr Eintreffen geschieht sicherlich nicht unbemerkt. Rechnen sie mit Feindkontakt.”
Der Auftrag war ziemlich klar Back to hell. Was sonst?
Der Duke erklärte uns die Aufteilung der Truppen. Colonel Zoran Deer hatte das ganze schon vorbereitet gehabt.
Da es sich um ein ziemlich wichtiges Ding handelte, griffen wir mit 'ner ziemlichen Macht an.
Der Duke litt immer noch leicht an seinen Verletzungen aus der letzten Mission. Er humpelte ziemlich tüchtig und hatte sich daraufhin selbst zum Kommandeur des M113 Zuges ernannt. Jeder M113, ziemlich stark mit cal.50 MGs bewaffnet. Einer der M113 war ein ACAV Modell, das noch jeweils an der Seite ein MG 60 montiert hatte, und somit einen rundum Feuerschutz bot.
Lieutenant Svenson, seit der letzten Geschichte, unser 2nd in Command, sollte die Special Trupps führen.
Ihm unterstanden der Sanitäter Forrest, der sich ja schon beim letzten Mal bewährt hatte; außerdem ein Kundschafter, ein Funker und Fireteam Charlie.
Doc Tho hatte Sonderurlaub bekommen, und konnte uns diesmal nicht unterstützen. Anstelle von ihm kam ein umgedrehter VietCong in den Einsatz, ein KIT CARSON, wie wir die Typen nannten !!! Ob der überhaupt wusste, wer Kit Carson war???
Wir würden es sehen. Irgendwie war ich skeptisch. Keine Ahnung warum.
Vielleicht war ich ja auch nur sauer. Denn diesmal übernahm ein anderer meinen Platz als Funker in vorderster Front. Ich blieb erst einmal beim Duke. Mal schauen was passierte.
Der wieder genesene Lieutenant Steven Sour bekam Fireteam Bravo und einen MG Trupp.
Neu in unserem Team war Lieutenant Ulrik. Ich weiß auch nicht, wo Colonel Zoran Deer immer diese neuen Lieutenants herzauberte. Vom Dialekt her, schienen die aber irgendwie alle aus der gleichen Gegend zu stammen.
Irgendwann frage ich sie mal aus welchem Bundestaat sie kommen. Es ist aber sicherlich nicht New Jersey. Das hörte man.
Ulrik war Fireteam Alpha und ebenfalls ein unterstützender MG Trupp zugewiesen worden. Damit verfügte er über die gleiche Stärke wie Sour.
Auch wenn Ulrik neu war. Er hatte Stuart mit von der Partie. Dessen Shotgun war neu geölt und glänzte.
Rambowski, unser bester MG Schütze, war im Lazarett in Saigon. Da kamen nur die schwersten Fälle hin. Ich schwor mir auch ihn mal zu besuchen, wenn dann die Zeit da war.
Der neue MG Fritze von Ulrik hieß Michael. Michael Dudikov oder Dudikoff, ich weiß es nicht mehr so genau. Kein Pole, Russe. Woher kamen eigentlich diese ganzen Osteuropäer? Die waren doch eigentlich hinter einem eisernen Vorhang. Ich verstand, und verstehe es auch heute, nicht wirklich.
Dudikov oder Dudikoff hielt sich irgendwie für den besten American Fighter,  und er wäre so gerne Platoon Leader geworden. Aber dafür hatte der nicht das Zeug.
Den Gipfel der Geschmacklosigkeit erreichte er damit, als er den Vorschlag machte, dass wir ihn Rambo nannten, weil er ein Kumpel von Rambowski war und dessen Leistung im letzten Einsatz ehren wollte.
Wir ignorierten ihn.
Jemand der Dudikov oder Dudikoff heißt, kann niemals Rambo genannt werden. Niemals. Da waren wir uns einig.
Start der Operation war heute Nachmittag um 15:00. War ja auch kein Problem, denn im Sommer sind die Tage ja lang.
Ist ja auch egal, dass es knappe 40 Grad im Schatten mit einer Luftfeuchtigkeit von 90% hatte. War ja egal. Na und das da überall Mücken und anderer Mist war ... War ja egal.
”IHR MADEN!!!! IHR WISST DOCH GAR NICHT WAS HITZE IST!!!! IHR WART NICHT AUF GUADALCANAL!!! IHR WART NICHT AUF IWO JIMA!!! IHR WART NICHT IN POHANG!!!
LOOOOUUUUIIIIIIIISSSSSSIIIIIIIIAAAAAAAAAAAANNNNNNNNNNNAAAAAA!!!
DAS SOLL EIN PROBLEM SEIN???”
”Yes Sir, Sergeant McCarthy, Sir!!”
”WAS HEISST HIER YES SIR!!!!! IHR MADEN!!!!! WAS HEISST HIER YES SIR!!!!!
EINHUNDERT LIEGESTÜTZ!!! JEEEDDDEEERRR!!!!!!!”
Na und ich sollte in dieser Blechschüssel Platz nehmen, einem M113. Zusammen mit dem Duke und der Besatzung. Aber davor mussten wir noch zu diesen Alutransportern fliegen.
Es soll ja wirklich Personen geben, die glauben, dass sie fliegen, wenn sie in so eine nagelneue Boeing 737 steigen. Das ist doch kein Fliegen. Da sitzt Du in weichen Sesseln in einem ruhigen, klimatisierten Raum mit Druckausgleich, hübsche Mädels um Dich rum, die Dir Drinks servieren….
Das soll Fliegen sein???
Um 14:00 bestieg ich gemeinsam, mit dem Duke eine Bell UH-1, einen Huey. Da hast Du dann hinten an der Rückwand quasi einen wackligen Campingstuhl auf den Du Dich setzen sollst. Direkt über Dir surrt, vibriert und zischt der Rotor. Es stinkt nach Öl und Abgasen, manchmal noch nach schlimmeren Sachen. Der Pilot erhöht den Schub. Es wird lauter, windiger (warum lassen die Jungs immer, IMMER die Seitentüren auf), unangenehmer.
Der BTO drehte sich zu mir um...
Ich schaue in das schwarze Gesicht eines großen Menschen. Auf sein Gesicht ist ein weißer Totenkopf gemalt. Er trägt einen Zylinder, wirft den Kopf nach hinten und lacht laut; laut !!!
Ich zwinkere.
Nein. Das konnte nicht sein. Nicht in den 60er Jahren. Irgendwie war mir das zu strange. Zu früh in der Zeit. Ich verstand es nicht.
In meinem Kopf begann die Musik zu spielen. Die Musik, die uns hier alle verrückt macht.
Diesmal war es Voodoo Child von Jimmy Hendrix, einer der niegelnagelneuen Songs, die gerade up to date waren.

Ich hasse dieses Land ...,
und irgendwie machte ich mir Sorgen um meinen eigenen Zustand.
Es war wirklich ein schönes Bild, als sich die Hubschrauber unter dem Dröhnen der Musik (na jedenfalls wirkte es bei mir so, denn ich hörte ja weiter Hendrix in meinem Kopf) wie in einem Ballett in die Luft erhoben, um 90 Grad drehten und dann wie in einer Perlenschnur aufgereiht, losflogen, die Schnauze leicht nach vorne geneigt, um Fahrt aufzunehmen.

”Well, I stand up next to a mountain
And I chop it down with the edge of my hand
Yeah
Well, I stand up next to a mountain
And I chop it down with the edge of my hand
Well, I pick up all the pieces and make an island
Might even raise a little sand
Yeah
'Cause I'm a voodoo child
Lord knows I'm a voodoo child baby ...”

so sang es in meinem Hirn.

Dieses Vorkippen des Hueys war immer der Moment, wo mir leicht übel wurde, meine Füße, Beine und Hände zu kribbeln begannen, und mein Kopf dröhnte. Komisch. Wenn wir aus dem Einsatz zurückflogen, hatte ich nie dieses Gefühl. Das lag aber einfach an dem Adrenalin, und daran wie ausgelaugt wir danach waren.
Nach einiger Zeit landeten die Helis auf einer Lichtung. Der Duke und ich boardeten aus und liefen in gebückter Haltung auf die M113 zu, die hier auf uns warteten.



Nachdem wir eine der Aluschüssel bestiegen hatten, ging es schon direkt los. Wir bekamen eine halbe Stunde Vorsprung vor den anderen, weil die Helis natürlich schneller ins Einsatzgebiet flogen, als wir fuhren.
Nachdem wir uns in dem Schützenpanzer in die hinterste Ecke verdrückt hatten, zeigte mir der Duke die Übersichtskarte auf der das Gelände eingezeichnet worden war. Die Luftaufklärung hatte wirklich einen prima Job gemacht. Ich hatte das Glück nach dem Einsatz diese Karte mit der Luftaufnahme zu vergleichen. Sie war wirklich verdammt gut.
Am nördlichen Rand des Schlachtfeldes konnte man das Dorf mit den Schützengräben sehen.
Dumm war halt, dass ein breiter Dschungelgürtel vor den Behausungen von Charlie lag, den wir nicht mit unseren Panzern durchdringen konnten.





Mist. Das hieß, wir konnten nur Schützenhilfe auf dem Weg dorthin leisten. Es sei denn Charlie versuchte uns in den Rücken zu fallen.
Der Job fing mir noch weniger an Spaß zu machen als zuvor. Ich hatte keine Lust auf eine ruhige Kugel.
Vor diesem Dschungelgürtel lagen Felder und Dschungelstreifen, durch die es aber genügend Wege für unsere Schützenpanzer gab.
Die drei möglichen Absprungzonen waren auch markiert. Es brannten sogar Signalfeuer, wie wir später feststellen konnten. Einheimische Späher hatten dazu einen Auftrag erhalten (aber NIEMAND hatte gesagt, dass Sie ALLE Absprungzonen markieren sollen!!! Das lockt doch nur Feinde an).
Die Lieutenants hatten sich nach der 12:00 Besprechung auf die Landezone verständigt. Es hätten drei Möglichkeiten bestanden. Die Offiziere entschieden sich für die westlichste Zone.
Unser M113 Zug sollte die verletzliche rechte Flanke decken und bewegte sich auf die mittlere Landezone zu.
Ich nutzte die Zeit und döste leicht vor mich hin. Das tat ich immer bis es so richtig los ging. Ich gehöre zu den Menschen, die überall eine Mütze Schlaf nehmen können; und diese Fähigkeit hat mir oft geholfen schwierige Operationen zu überstehen.
Irgendwie gab es in diesem M113 auch keine Mücken. Das erleichterte die Sache. Ich denke, denen war es einfach zu warm in einem solchen Panzer.
Der erste Trupp, der eingeflogen wurde, war der Trupp von Svenson.


Es folgten die Einheiten von Sour und Ulrik.



Nicht das ich das gesehen hätte. Ich saß ja in der engen, stickigen Aluschüssel und wurde leicht durchgegart.


Aber ab dem Moment, wo die Jungs gelandet waren, begann der Funkverkehr.
Ulrik stürmte auch direkt nach vorne. Kein Wunder. Er war genauso begierig wie sein Shotgun Schütze Stuart in die Schlacht zu ziehen. Ich glaube es war sein erster Einsatz in Vietnam.
Die Schützenpanzer und die Trupps der anderen Leutnants blieben zunächst in der Deckung des Dschungels.
Das war auch gut so, denn plötzlich tauchte Charlie vor uns auf.


Ich hörte nur wie der Funker von Ulrik ”Feindkontak...” in sein Funkgerät brüllte, da brach die Meldung auch schon ab.
Mist. Dachte ich. Mist. Wir sehen hier nichts. Hoffentlich ist einer der anderen Trupps in den Overwatch gegangen.



Das war einer der Momente, wo ich Mad Murphy dann doch vermisste.
Entweder hätte er den Feind vorher gesehen, oder er wäre halt wieder aufgesprungen und hätte das Feuer auf sich gelenkt.
Aber nun ...
Wir waren blind.
Ulriks Trupp hatte den ersten Verwundeten zu beklagen.


Die Schützenpanzer bewegten sich jetzt allerdings in Position. Ja, jetzt konnte auch ich Charlie durch die Sehschlitze des Panzers ausmachen. Zwar schemenhaft, aber ich konnte ihn sehen.


Unser geballtes Feuer erledigte den Feind dann auch sehr rasch.
Die Infanterie stürmte vor und nahm das Waldstück ein.


Jetzt schlug die Stunde unseres Scouts. Vorsichtig näherte er sich dem Waldstück.


Nach dem ersten Feuergefecht hatten der Duke und ich Position an den Ausstiegsluken des Schützenpanzers bezogen. Außerdem hatte ich Funkkontakt mit den Einheiten hergestellt. Ich war nicht mehr blind. Zum Glück.
Aber was noch viel besser war: Ich sah übrigens alles ganz klar.
Irgendwie hatte der Adrenalinschub, der durch die ersten Schüsse ausgelöst worden war, mein Hirn völlig frei werden lassen. Ich registrierte das und fühlte mich zum ersten Mal wieder gesund; und das seit Tagen.
Der erste Soldat folgte dem Scout. Man sah eine Explosion. Zwei weitere Kameraden, die unvorsichtig gefolgt waren, wurden auch sofort schwer verwundet.



Verdammt, dachte ich. Verdammt. Was ist da los?
Hat Svenson dem falschen Mann vertraut?
Sofort eilte Forrest zu der Gruppe und versuchte sein bestes.
Mittlerweile war Ulrik zum Dschungelrand vorgerückt und kam sehr schnell ins Feuergefecht mit den Vietcong Truppen im Ort.

Auch hier kam es zu den ersten Verwundungen.


Jetzt griff der Duke ein. Er gab den beiden Leutnants Befehl sofort einen Sammelplatz für die Verwundeten einzurichten.
”Keiner bleibt zurück!”, brüllte er ins Funkgerät. ”Keiner!”



Ich wusste, dass es ihm sehr ernst damit war. Der letzte Einsatz hatte stark an seinem Gewissen genagt. Nicht wir hatten die Männer herausgeholt, sondern ein Evakuierungstrupp.
Diesmal würde das nicht so sein.
Ulrik und Sauer sahen sich mittlerweile einer großen Menge von Feinden gegenüber. Es wimmelte nur von Menschen in den Schützengräben. Selbst über das Funkgerät konnte ich das Prasseln der Schüsse hören.



Plötzlich tauchte in unserer rechten Flanke, wie aus dem Nichts, Charlie auf. Hier musste einer dieser Tunneleingänge sein. Mist. Dummerweise hatte der Trupp auch eine RPG dabei und eröffnete das Feuer völlig überraschend auf unseren ACAV M113.
Der Panzer wurde kalt erwischt. Mist. Ich konnte die Explosion von meinem Standort aus deutlich sehen.


”Tango Leader an ACAV. Tango Leader an ACAV. Statusbericht”, rief ich in mein Funkgerät.
”Kettenschaden. Wir sind unbeweglich. Keine Verletzte”, war die Antwort.
”Tango Leader an ACAV. Funktionieren die Waffensysteme?”
”Ja. Sie funktionieren.”
Ich atmete auf. Der Duke neben mir ebenso.
O.K. Der Panzer konnte zwar nicht mehr fahren, aber er stand an einer strategisch günstigen Stelle. Durch seine 3 MG konnte er sich weiter nach allen Seiten verteidigen, ja sogar Feuerunterstützung bieten. Das musste im Moment ausreichen.
Mittlerweile hatten Sour und Ulrik Luftunterstützung auf die feindlichen Stellungen angefordert. Der Schatten des Hubschraubers schwebte bald über dem Feind.



(Nein. Es haben keine Ufos bei dem Spiel mitgespielt. Aber die Base kommt in diesem Schnappschuß doch wirklich gut rüber, oder?)

Vom Waldrand aus hämmerten die Stakkatos unserer Sturmgewehre und MG.
Das war der Zeitpunkt, wo der Funker von Svenson tödlich verwundet wurde.
”Bitte um Erlaubnis mich Lieutenant Svenson anschließen zu dürfen”, fragte ich den Duke.
Der nickte nur und ich stürmte los.
Aus dem Panzer raus, gebückte Haltung, Helm festhaltend und auf ging es zum Trupp an den westlichsten Rand des Schlachtfeldes. Ich kam an der Verwundetensammelstelle vorbei
– das ging ja noch; wir konnten noch etwas mit dem Medivac warten.


Dann erreichte ich Svensons Trupp.


Jeder war da verwundet. Jeder. Ich wollte schon auf den Scout losgehen. Da schaute ich in ein völlig verängstigtes, noch sehr, sehr junges, Gesicht.
”Junge was machst Du da!!”, schrie ich ihn an. ”Willst Du uns alle umbringen???”
Ich gab ihm eine Backpfeife. Keine schwere. Aber es schien, als ob der Schlag ihn wecken würde.
”Mein Fehler, Sir. Mein Fehler. Ich es machen jetzt besser”, sagte er.
”Das will ich für Dich hoffen”, knurrte ich zurück, gab ihm aber einen aufmunternden Klaps auf die Schulter.
Ich musste ihm zeigen, dass wir ihm noch vertrauen, sonst würde das hier in einem Fiasko enden.
Ich funkte den Duke an.
”Sir. Wir brauchen den M113 hier um Verwundete schneller zur Sammelstelle bringen zu können. Bitte um Bestätigung.”
Die Bestätigung kam in Form des Duke und seines M113.


Ich forderte auch den Medivac an. Die ersten Verwundeten und der tote Funker wurden evakuiert.


Der Duke schloss sich persönlich dem Scout an und stürmte nun durch den Dschungel. Ich weiß nicht, ob es seine Anwesenheit war, oder ob der Scout wirklich aufgewacht war. Aber diesmal explodierten keine Minen.


Ulrik und Sour hatten mittlerweile eine Feuerüberlegenheit herstellen können und waren in den ersten Schützengraben gestürmt. Es schien, dass die Chose jetzt besser lief.


Allerdings plötzlich erlebten wir eine bitterböse Überraschung.
A really nasty surprise.
Ich hasse dieses Land.
Immer wenn man denkt, dass man langsam die Oberhand gewinnt, kommt die nächste Hiobsbotschaft.
Im östlichen Teil des Schlachtfeldes tauchte nämlich ein Panzer der Vietnamesen auf.
EIN PANZER.
Verdammt. Da waren wir gar nicht drauf vorbereitet.



Wir hätten aber damit rechnen müssen, keine Frage, denn immerhin operierten wir hier am Ho-Chi-Minh Pfad.
Dudikov und sein zweiter Mann wurden getötet. Keine Chance.
Ich forderte sofort einen Kampfhubschrauberangriff auf den Panzer an. Zum Glück, ja zum Glück, waren wieder gute Piloten und Schützen im Einsatz. Sie schalteten den Panzer aus. Zum Glück.
Wenn wir in Vietnam nicht unsere Kampfhubschrauber gehabt hätten. Ich will nicht wissen, was dann noch alles passiert wäre.



Jetzt erreichten auch unsere Männer das Dorf und untersuchten die Hütten. Sie entdeckten sofort den General. Zum Glück war er nur leicht verletzt.

Die Männer drückten ihm eine Maschinenpistole in die Hand, die er mit einem grimmigen Gesichtsausdruck in Empfang nahm.
”Wehe, wenn noch jemand versucht uns aufzuhalten”, murmelte er vor sich her.


Ich selbst rannte mit dem Scout in Richtung von Stuart. An dieser Seite waren wir immer noch in Feuergefechte verwickelt. Der Feind gab nicht auf.


”Und Stuart?”, rief ich.
”Alles klar, Pete”, rief er zurück, Kaugummi kauend, seine Waffe immer repetierend, schießend, repetierend, schießend.
Komischer Kauz. Dem machte das Spaß.
Der Duke deckte den Rückzug des Generals.


Plötzlich tauchte nochmals Charlie auf und versuchte dies zu verhindern. Unsere Männer schossen zurück; Die meisten wurden verletzt, aber dem General passierte nichts.


Charlie wurde dann von den Kampfhubschraubern erledigt.


Ich schickte den Scout zum Duke zurück.
”Mach Deinen Job diesmal richtig”, sagte ich nur. Er nickte.

Am Waldrand nahm er den General in Empfang.



Es gelang ihm ohne Verluste diesen, aber auch alle anderen Männer, durch das Minenfeld zu führen.
Er war wohl doch nicht so schlecht.


Forrest kümmerte sich aufopfernd um die verwundeten Männer. Mittlerweile hatten wir schon einige.


Plötzlich tauchte wieder ein weiterer RPG Trupp an unserer rechten Flanke auf. Der ACAV schoss zwar, wurde aber so unglücklich getroffen, dass wir ihn als Totalverlust abschreiben mussten.
Verdammt.
Zum Glück konnte die Besatzung ausbooten und schloss sich uns an.


Ich organisierte über mein Funkgerät die Evakuierung.


Der General, der Duke, Verwundete und Soldaten begaben sich zum Landeplatz.
Der M113 mit dem der Duke und ich unterwegs gewesen waren, lud einige Männer ein, die versuchen sollten Dudikov und seinen zweiten Mann zu bergen.

Während sie damit beschäftigt waren, tauchte direkt vor ihnen ein weiterer RPG Trupp auf.
Verdammt. Wo kamen die alle her?
Ich hasse das Land, die Mücken, die Hitze, die Feuchtigkeit und RPG Teams.
Die Kanone des armen Mannes. Schlimm.
Überall Kugeln, und dann das Zischen der Granaten,
Wir erledigten das Team. Keine Ahnung wie. Aber wir erledigten es.


Jetzt kam auch der nächste Medivac eingeflogen und evakuierte weitere Verwundete und den General.



Im Prinzip hatten wir unseren Auftrag erfüllt.
Aber der Duke sagte, ich werde als letzter dieses Schlachtfeld verlassen. Als Letzter.
Dummerweise hatten wir wohl in ein Wespennest gestochen, als wir versuchten Dudikov zu evakuieren.
Denn ... ein weiteres RPG Team tauchte auf. Mist.


Diesmal hatte der M113 keine Chance. Ein Schuss. Ein Treffer. Totalausfall.


Allerdings bildeten die beiden ausgeschalteten M113 eine sichere Deckung für den Rest der Einheit.
In ihrem Schutz gelang es den Jungs im östliche Schlachtfeld wirklich alle zu evakuieren; inklusive der Toten und Verletzten.
Sie rasten mit dem verbliebenen M113 vom Schlachtfeld und setzten sich ab.

Der RPG Trupp der Vietcong schoss hinter ihm her, erwischte allerdings niemanden mehr.


Ich selbst rief den Rest der Einheit zur Evakuierungsstelle.



Der Duke klopfte mir anerkennend auf die Schultern.
”Gut organisiert Junge. Du wirst immer besser.”
Das Lob bedeutete mir viel. Denn der Duke war nicht irgendwer.
Ich schaute ihn an und da war er nochmal, aber nur ganz kurz, der Löwenkopf auf seinen Schultern.
Es war aber die letzte Halluzination, die ich hatte. Die Schlacht hatte den Voodoo besiegt.
Wir bestiegen die Helis die jetzt eintrafen.
Der Duke hatte es geschafft. Keiner unserer Männer blieb zurück. Keiner.
Ich saß bereits auf dem ”Campingstuhl” als der Duke humpelnd zum Helikopter kam. Er setzte sich auf den Boden des Hueys, den einen Fuß auf der Kufe des Helikopters und gab das Signal zum Abflug.
Wir hoben ab im üblichen Dreck, Blätter und Insektengemisch, das der Rotor aufwirbelte.
Wir hatten es wieder einmal geschafft, aber wenn ihr mich fragt, es war wohl immer noch nicht das Ende.

Das Szenario, das wir diesmal gespielt hatten, war schon deutlich anders, als das letzte. Diesmal kamen Panzer zum Einsatz, die Vietcong zentrierten sich um das Dorf, die feindlichen Stellungen waren bekannt.
Die Fahrzeugregeln waren vereinfacht. Deshalb ging das Spiel auch sehr schnell. Man musste eine vier würfeln, um den Panzer zu treffen. Danach wurde der Schaden ermittelt. Würfelergebnis plus Durchschlagskraft der Waffe, gegen die Panzerung des Fahrzeuges. Beim Durchschlag Würfeln auf das Ergebnis. Das hat super funktioniert.
Wir stellten auch wieder fest, dass Force on Force wirklich gut als Coop Spiel zu spielen ist. Immerhin spielten ja vier Personen auf einer Seite. Das hat wunderbar funktioniert.
Jeder von uns hatte seinen Spaß.
Zoran Deer hatte sich da wieder was feines ausgedacht. Na und ich denke, dass wir uns auch wieder alle zum nächsten Spiel im Oktober einfinden werden.
Meine besten Grüße an die Lieutenants Svenson, Sour und Ulrik, und an den Colonel Zoran Deer.
Ich bin jetzt schon gespannt, wie sich mein Funker Peter Miller im nächsten Gefecht machen wird.
Ich muss zugeben. Ich mag ihn, auch wenn er mich immer den Duke nennt.
Aber vielleicht mag ich ihn ja auch gerade deswegen.





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