Jens hatte zu einem ultimativen Grillwochenende aufgerufen, na und wir waren natürlich dem Ruf gefolgt.
Doch das rundum gelungene Wochenende hatte einen sehr dunklen Punkt. Eben diese Rückfahrt.
Kämpfen Sie sich mal drei Stunden durch den Stau. Also drei Stunden on top zur normalen Fahrzeit.
Rauf auf die Autobahn, runter von der Autobahn. Landstraßenumgehung. Nächster Stau.
„Soll ich runterfahren Heiko?“
„Mach watt Uschi sagt!“
Uschi ist meine Navi; jedenfalls hatte Heiko sie so getauft.
Als wir dann doch irgendwann an die Landesgrenze von NRW kamen, aber mit einem riesigen Schwenk übers Emsland, murmelte Heiko immer nur ein Wort.
„Bettenwechsel.“
Nachdem er das ein paarmal getan hatte, musste ich dann doch mal fragen, was er denn damit meint.
Hatte ich noch nie gehört.
„Hälfte der Ferien Koppi. Halb NRW fährt vonner Küste zurück, die andere Hälfte fährt zur Küste hoch. Bettenwechsel.“
„Na und nu.“
„Dann ist immer Stau.“
„Scheiße. Du sagst es. Mist der nächste.“
„Mach watt Uschi sagt.“
So ging das dauernd hin- und her.
Als wir dann wieder einmal an einem Maisfeld vorbeifuhren, mit einer Sicht von ein paar Metern, denn Maisfelder versperren Dir im flachen Land jegliche Aussicht, meinte ich leicht frustriert zu Heiko.
„Wer weiß, wo wir hier vorbeifahren? Vielleicht sind die schönsten Plätze auf der Strecke. Aber wir ignorieren sie, weil wir uns ja nicht merken, wo wir sind. Eigentlich bescheuert.“
„Recht hast Du“, meinte Heiko.
Kennen Sie das Gefühl? Wissen Sie was ich meine?
Da sitzt Du gefrustet im Stau, während vielleicht in ein paar Hundert Meter Entfernung ein paradiesischer Ort auf Dich wartet.
Quasi direkt hinter dem nächsten Maisfeld.
Du solltest googlen. Sobald der Stau gemeldet ist, fang an zu googeln.
Dann:
Vergiss den Stau. Mach ein paar Stunden Pause und genieße die tolle Location, die Dir Google sicherlich in ein paar Kilometern Entfernung angezeigt hat.
Der Stau ist später eh weg, oder er ist noch da, und dann ist es halt so.
Hauptsache man hatte zwischendurch etwas Spaß.
Damit ich Ihnen da schon vorab etwas helfen kann, veröffentliche ich heute diesen Bericht.
Heute ist nämlich Sonntag: Na und wir haben aktuell das Wochenende, an dem dann auch die beiden verbliebenen Bundesländer in die alljährliche Sommerferien-Stau-Schlacht auf der Autobahn mit eingreifen werden.
Na und wenn mein Tipp dann für diese Woche zu spät kommt, haben die Reisenden ihn ja für nächste Woche parat.
Denn in genau einer Woche ist Bettenwechsel in NRW (die Ferien haben am 17.7. angefangen).
Na und wenn ich eines von Heiko gelernt habe, dann diesen Tatbestand ernst zu nehmen.
Sollten Sie also an diesem Wochenende oder an einem der nächsten zur Küste hochblasen oder von Ihr zurückkommen, und nur ansatzweise von einem Stau im Radio hören, programmieren Sie Ihre Uschi mit der nachfolgenden Adresse:
Willem Lodewijkstraat 33, 9545 PA Bourtange, Niederlande.
Es handelt sich um die Festung Bourtange, die ich Ihnen jetzt vorstellen will (auf der A 31 wird sogar mit Hinweisschildern auf die Festung aufmerksam gemacht)
Es lohnt sich da abzufahren.
Gerade einmal zwei Kilometer von der deutsch-niederländischen Grenze entfernt und ungefähr 8 km bis zur Autobahn, befindet sich eine kleine Festung, die wirklich ein Juwel ist.
Der Ursprung der Anlage liegt im Jahr 1580, wo im Achtzigjährigen Krieg im Auftrag von Wilhelm I. von Oranien die erste Festung an dieser Stelle errichtet wurde. Die Stadt Groningen, damals in der Hand der Spanier, sollte vom Nachschub abgeschnitten werden. Die Nachschubwege gingen am heutigen Bourtange vorbei.
Die Festung wurde in den darauffolgenden Jahrzehnten immer wieder verbessert und den technischen Gegebenheiten angepasst. Das hatte zur Folge, dass die Anlage quasi immer up to date war, und sie auch von Gegnern nicht erobert werden konnte.
Im Jahr 1742 erreichte sie dann die größte Ausdehnung.
Die beiden wichtigsten und größten Belagerungen fallen in die Jahre 1672 und 1814.
Im Frühsommer findet deshalb in der Festung immer ein größeres Reenactment statt.
In einem Jahr wird der ersten, im darauffolgenden Jahr der zweiten Belagerung gedacht.
Mitte des 19. Jahrhunderts war die Festung dann allerdings durch die Veränderungen in der Waffentechnik und Kriegsführung völlig überholt und wurde als Festung aufgegeben.
Das Dorf, das sich innerhalb und außerhalb der Mauern entwickelt hatte, blieb aber bestehen.
1964 entschloss man sich dann in den Niederlanden die Anlage wieder aufzubauen und ein Museumsdorf in einer original rekonstruierten Festung zu eröffnen.
Na und diese wirklich weise und geniale Entscheidung der Holländer beschert dem Reisenden ein Juwel, das er jetzt nur noch besuchen muss.
Den Besucher erwartet eine Festung im besten Vaubanschen Stil. Die Festung hat einen fünfeckigen Grundriss. An den Ecken jeweils Bastionen. Ravelins, ein Kronwerk, ein Glacis sind vorgelagert, und umgeben ist die Festung von verschiedenen Wassergräben. Das besondere an der Anlage ist, dass die Festungswälle aus Erde und Holz gebaut sind (Häuser und Toreingänge sind gemauert).
Das gibt nicht nur ein pitoreskes Bild, das jeden Besucher in seinen Bann schlägt, sondern vermittelt halt auch einen ganz eigenen Stil.
Bilder der Anlage und der Festungsgräben
Kirche der Festung
Synagoge und Markt
Bockwindmühle
Capiteynslogement
Rossmühle
Munitionshäuser
Museum
Häuser in der Festung
Im Informationszentrum ist übrigens eine kindgerechte Ausstellung zur Geschichte der Anlage. Hier kann dann auch die Belagerung und Beschießung der Festung im Jahr 1672 „nachgespielt“ werden. Kommandeur von Bourtange war damals Kapitän Bernard Johan Prott.
Der „Bombenberend“, der auf den Texttafeln erwähnt wird, ist allerdings nicht dieser Kapitän, sondern der Münsteraner Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen, der als Heerführer auf dem Weg nach Groningen die Festung belagerte. „Bomben-Bernd oder „Kanonen-Bischof“ waren tatsächlich seine Spitznamen, denn der kriegerische Bischof war unter anderem für seinen Artilleriepark bekannt.
Im Museumsdorf finden sich dann auch Restaurants und Cafés.
Meine Frau und ich hatten die Anlage im letzten Jahr auf unserer Urlaubsanfahrt an die Nordsee – Ach!!! – besucht, und hatten das Glück (Pech) die Festung an dem Wochenende zu besuchen, als ein Mittelaltermarkt abgehalten wurde. Das war natürlich zum Teil sehr nett, aber ich denke die Veranstaltungen im Mai passen einfach besser zum Charakter der Festung.
Zudem war dadurch schon ziemlich was los in der Anlage. Wundern sie sich also nicht über die vielen Besucher, die man dann doch auf einigen Bildern ausmachen kann.
Ich denke, ich werde die Festung, mit Ihrem ganz eigenen Zauber nochmals anfahren, und zwar außerhalb eines Events. Der authentische Charakter der Anlage wird dann sicherlich noch viel besser rüberkommen.
Egal wie.
Fahren Sie bitte von der Autobahn ab, und begeben sich auf eine kleine Zeitreise.
Ich bin mir sicher, dass Bourtange ihnen gefallen wird.
Just two kilometers from the German-Dutch border and about 8 km to the motorway is a small fortress which is really a jewel.
The origin of the plant lies in the year 1580, when the first fortress was erected in this place on the order of Wilhelm I of Orange in the Eighty Years‘ War . The city of Groningen, then in the hands of the Spaniards, was to be cut off from supply. The supply routes went past today's Bourtange.
The fortress was continually improved over the following decades and adapted to the newest technical conditions. The result was that the fortress was almost always up to date, and it could not be conquered by opponents.
In the year 1742 it reached the greatest extent.
The two most important and greatest sieges fall into the years 1680 and 1814.
Every year, onn the first weekend of May, therefore, a greater reenactment takes place in the fortress.
In one year the first, in the following year the second siege, is reenacted.
In the middle of the 19th century, however, the fortress was completely overtaken by changes in weaponry and warfare and was abandoned as a fortress.
However, the village, which had developed inside and outside the walls, remained.
In 1964 the authorities of the region decided to rebuild the facility and open a museum village in an original reconstructed fortress.
The visitor can expect a fortress in the best Vauban style. The fortress has a five-storey ground plan. At the corners, bastions. Ravelins, a Coronation, a Glacis are situated, and the fortress is surrounded by various water trenches. The special feature of the complex is that the ramparts are built of earth and wood (houses and gateways are bricked).
This is not only a pitoresque image that captivates every visitor, but also conveys a very special style.
Pictures of the plant and the fortress
Church of the fortress
Synagogue and market
Different buildings
The Mill
Capiteynslogement – Captain’s office
House of the stockman of the fortress
Museum
When we visited the fortress, there was a medieval market fair.
Have fun with the pictures.