Sonntag, 23. Juli 2017

1642- Irgendwo in Russland

„Ihr müsst Euch dem Kampf des Königs gegen die Papisten und gegen die orthodoxen Verräter aus Russland  anschließen. Gebt Gott, was Gott gehört. Und gebt dem König, was dem König gehört. Das steht schon in der Bibel genauso geschrieben. Und Gott hat unserem König, Gustav Adolf das Schwert in die Hand gegeben. Das Schwert mit dem er die Feinde versengen und von der Erde hinwegfegen wird.
Männer von Ingermanland, schließt Euch den Fahnen an und kämpft!!!!!“
Der Pastor hatte schon Schaum vor dem Mund als er diese Worte der schweigenden Gemeinde von Nöteborg entgegen schmetterte.
Mich musste er nicht mehr beeindrucken. Denn ich hatte mich schon vor einiger Zeit entschieden.
Nicht, dass ich jemals in meinem Leben ein ausgesprochen kriegerischer Mensch gewesen wäre. Aber, ich wusste, was meine Pflicht war, und vor allem liebte ich unseren König.
Erst vor ein paar Jahren, im Jahr des Herrn 1617, war Schwedisch-Ingermanland wieder an die Krone zurückgefallen. Meine Familie, schon immer königstreu, atmete auf.
„Lars. Wir sind Schweden; und wir werden immer Schweden bleiben. Egal was noch kommen wird. Aber schwöre mir, dass Du sogar dafür kämpfen wirst, wenn es notwendig wird.“
„Das werde ich tun, Vater.“
Dieser Schwur gegenüber meinem Vater war mir wichtiger, als alle Predigten, die seitdem von der Kanzel schallten.
Als der König dann Männer für seinen Kriegszug suchte, meldete ich mich freiwillig bei unserem Regiment, das den Namen der Provinz trug.
Unser Weg führte mich weit weg von der Heimat. Ins Heilige Römische Reich, mitten in das Herz der Papisten. Alle zitterten vor uns. Wir zogen kreuz und quer. Schlugen eine siegreiche Schlacht nach der anderen. Belagerten und eroberten unzählige Städte.
Dann kamen wir zu einem Ort, der fürchterlich war.
Nach Lützen.
Es war, und wird wohl auch die schlimmste Schlacht meines Lebens bleiben. Nur ganz knapp entging ich dem Tod. Nicht aber unser geliebter König.
Wir weinten, eine ganze Armee Männer weinte, als der König tot vom Schlachtfeld getragen wurde.
Aber der Krieg war nicht zu Ende. Obwohl wir es anfänglich alle dachten.
Mittlerweile sind Jahre vergangen und wir kämpfen immer noch.
Die Begeisterung ist verschwunden. Wir sind müde, ausgelaugt. Kämpfen in abgerissener Kleidung, mit Schrunden am Körper und Blasen an den Füßen, aber weiter mit Gottvertrauen und … gepflegten Waffen.
Auf die Waffen kommt es an. Auf die Piken und Musketen. Alles andere ist egal.
Und ja.
Diese Waffen, die wissen wir Schweden zu führen. Besser, als jede andere Armee in Europa.
Das Gefecht von dem ich Euch heute berichten möchte, ist eines dieser Gefechte, von denen Du selten in den Geschichtsbüchern liest.
Sie sind klein, unbedeutend, wie die Kommandeure es nennen. Aber dennoch wird verwundet, wird gestorben. Dennoch erlebst Du die Angst und den Horror der Schlacht.
Es geht immer um das Überleben, egal, ob Dir 100 oder 1000 Gegner gegenüberstehen.
Wir hatten Stellung in einer kleinen Redoute bezogen, irgendwo auf unserem Weg, irgendwo in einer kleinen Festung.


Wir, das waren die Musketenschützen aus Ingermanland zu denen auch ich gehörte. Alles erfahrene und abgehärtete Kämpfer.  An unserer Seite standen die Musketenschützen, die wir nur die Roten nannten.
Nicht weit entfernt von uns, ebenfalls in einer befestigten Stellung, hatten wir  unsere Regimentskanone postiert.

Ein weiteres Regiment Musketiere, eine Pikeniereinheit und unsere Kavallerie folgten noch.
Wir waren so etwas wie die Vorhut.

Unser Hauptmann


hatte uns berichtet, dass irgendwelches feindliche Reitervolk unterstützt von Musketieren im Anmarsch auf uns wäre.

Gerüchteweise sollen sich Kosaken mit Kroaten verbündet haben.
Oh welch Freude dachte ich mir. Endlich war der Tag der Rache gekommen. Kosaken im Dienste der Russen waren für uns Ingermanländer schon immer eine Plage gewesen, und die Kroaten hatten uns in Lützen stark zugesetzt. Auch hier war noch eine Rechnung offen.
Ich küsste das Kreuz, das um meinen Hals hing, und schwor diesen Kampf meinem toten König zu weihen.
In der Höhe des Dorfes, das direkt östlich von der Stellung lag, wo wir unsere Kanone positioniert hatten, konnten wir auf einmal Lanzenwimpel sehen, die sich langsam durch die Kornfelder bewegten.

Das musste die feindliche Kavallerie sein.
Über das Feld kamen Männer in merkwürdigen langen Mänteln auf uns zu.

„Was sind denn das für Kerle?“, murmelte ich vor mir her, während ich meine Lunte fertig machte.
„Die kenne ich“, meinte mein Nebenmann. „Strelitzen. Irgendwelche merkwürdige Moskoviter, die aber verdammt gute Kämpfer sind. Mit denen ist nicht zu spaßen. Na und siehst Du die Kosaken an Ihrer Seite? Das wird eine ziemlich üble Geschichte.“




Ich dachte mir meinen Teil. Denn schlimmer als diese Pappenheimer bei Lützen werden sie schon nicht werden.
Außerdem hatten jetzt ein Teil unserer Kavallerie und ein weiteres Regiment zu uns aufgeschlossen.
Es blieb also alles offen.

Der Feind bedrohte jetzt unsere Artillerie. Diese hatte sich aber auf sie ausgerichtet und begann mit dem Beschuss.
Leider stellte es sich heraus, dass unser Pulver wohl schlecht geworden war. Die Schüsse verpufften in den Reihen des Gegners und richteten keinen Schaden an. Die Artilleriemannschaft entschloss sich zu fliehen.




Zum Glück hatten das unsere Reiter erkannt, die an dem Geschütz vorbei ritten und die Flanken zu halten suchten.


Auch wir richteten uns jetzt neu aus.
Mein Regiment blieb in den Stellungen, aber wir verlängerten unsere Flanke, um die neue Bedrohung meistern zu können. Die Infanterie stand jetzt in einer Linie, auf beiden Flanken Kavallerie.


Mein Regiment stand dazu in einem rechten Winkel, links unterstützt von Kürassieren, um zu verhindern, dass unsere Position umgangen wird.

Beide Linien standen sich jetzt feuernd gegenüber.
Das Gefecht wogte hin- und her. Es kam zu keiner Entscheidung.
Die Pikeniere hatten jetzt auch zu uns aufgeschlossen und stellten für die gegnerischen Reiter eine ernsthafte Bedrohung dar.


Sie trauten sich nicht eine Attacke zu reiten. Der Ruf unserer Pikeniere war einfach zu gut.
Die Kroaten besetzten jetzt die ehemalige Stellung der Artillerie, während kroatische Reiter und die Strelitzen uns zu umgehen versuchten.




Zusätzlich führten die Feinde jetzt auch noch ein Geschütz an uns heran.

Die kroatischen Reiter gaben ein buntes Bild ab, wie sie da an unserer Stellung vorbei galoppierten.
‚Schon verwegene Kerle‘, dachte ich leise vor mich her.

Endlich gelang es uns die Kosaken wieder aus der Artilleriestellung zu vertreiben. Ja. Auf unsere Pikeniere war halt Verlass.


Die Generalattacke der feindlichen Reiterei hatte aber zur Folge, dass sie wieder aus der Stellung stürmen mussten. Ihre Aufgabe war es nun unsere Reiter zu schützen.

Dabei kamen sie allerdings unter schweres Feuer. Wir mussten Reserven heranziehen.



Unsere Reihen begannen sich zu lichten. Eine Einheit, dann noch eine, wurde fast völlig aufgerieben.


Selbst die Kosaken, die sich bisher im Dorf verschanzt hatten, stürmten nun nach vorne.


Die Moral begann zu wanken.
Mein Regiment schoss und schoss und schoss.
Dennoch die feindlichen Reiter pflügten jetzt durch die Stellungen.


Das letzte Bild, dass ich noch in Erinnerung habe, war der Moment, als die schwere Adelskavallerie des Feindes um die Schanze herum galoppierte und kurz davor war uns in den Rücken zu fallen.

Unser Kommandeur schrie Rückzug und wir liefen wie die Hasen. An der Kirche vorbei, weg in den nächsten Wald, der uns Schutz vor den Feinden bot.
Hier sammelten wir uns langsam.
Der Feind hatte uns nicht ernsthaft verfolgt. Das war unser Glück.
Wir waren noch Genügende, um in die nächste Schlacht ziehen zu können. Hoffentlich würde die für uns günstiger ausgehen.

Wir spielten eine Partie „Pikeman’s lament“. Es war das erste Mal, dass ich das Spiel spielte. Na und im Grunde machte ich nur das, was der Spielleiter mir sagte.
Das heißt, mir persönlich fällt es schwer, das Regelsystem fair zu bewerten.
Ich fand es relativ zähflüssig. Wie man sehen kann, war kein wirklicher Geländegewinn zu verspüren. Die Schlacht verlief relativ statisch und irgendwie hatte man das Gefühl, das lange, lange Zeit, nicht wirklich was passierte. Irgendwann brachen dann natürlich meine Einheiten, weil ich ja bekannt für DOPPELEINSEN bin.

Leider ist das auch in diesem Spielsystem nicht wirklich gut.
Nun denn.
Ich werde dem Spielsystem aber gerne nochmals eine Chance geben. Hier liegen auch noch nette Einheiten rum, die man mal bemalen kann.
Wir werden also weitermarschieren. Auch in diesem Jahrhundert. Auch im 30jährigen Krieg.



"You must join the King's struggle against the Papists and against the Orthodox traitors from Russia. Give God what belongs to God. And give the king what belongs to the king. This is already written in the Bible. And God gave our king, Gustavus Adolf, his sword in the hand. The sword with which he will singe the enemies and sweep away from the earth.
Men of Ingermanland, join the flags and fight !!!!! "
The pastor had already foamed his mouth as he countered these words from the silent church of ....
He did not have to impress me any more. Because I had already decided some time ago.
Not that I have ever been a very belligerent man in my life. But, I knew what was my duty, and above all, I loved our king.
Only a few years ago, in the year of the Lord of 1617, Swedish-Ingermanland had fallen back to the crown. My family, always loyal to the king, breathed.
"Lars. We are swedish; And we will always remain to  Sweden. No matter what will come. But swear to me, here in my hands,  that you will even fight for it when it becomes necessary. "
"I will do that, Father."
This oath against my father was more important to me than all the sermons that had been echoing from the pulpit.
When the king then sought men for his campaign, I volunteered for our regiment, which bore the name of the province.
Our path led me far from home.To the Holy Roman Empire, right in the heart of the Papists. Everyone was trembling. We moved crosswise. A victorious battle beats one after another. We besieged and conquered countless cities.
Then we came to a place that was terrible.
Lützen.
It was, and will probably be the worst battle of my life. Only very briefly did I escape death. But not our beloved king.
We cried, a whole army of men cried when the king was born dead from the battlefield.
But the war was not over. Although we thought it all at first.
Meanwhile, years have passed and we are still fighting.
The enthusiasm has disappeared. We are tired, drained. Fighting in torn clothes, with body bruises and blisters on our feet, but continuing with God trust and ... well-groomed weapons.
The weapons are important. The pikes and muskets. Everything else does not matter.
And yes.
We swedish soldiers, we are masters of those weapons. And we handle them better than any other army in Europe.
The battle of which I would like to tell you today is one of these battles, of which you rarely read in history books.
They are small, insignificant, as the commanders call it. Nevertheless, you experience the fear and the horror of the battle. There are wounded and dead soldiers.
It's all about survival, whether you're facing 100 or 1000 opponents.
We had been standing in a small redoubt, somewhere on our way, somewhere in a small fortress.
We, that was the musketeers from Ingermanland to which I also belonged. All experienced and hardened fighters. At our side stood the musketeers, which we only called the Reds.
Not far from us, also in a fortified position, we had placed our regimental canon.
Another regiment of musketeers, a unit of pikemen, and our cavalry still followed.
We were the vanguard.
Our captain had told us that some enemy cavalry, supported by musketeers, were on the way against us.
Rumor has it that Cossacks have allied themselves with the Croats.
Oh, what a joy I thought. At last the day of revenge had come. Cossacks in the service of the Russians had always been a plague to us, and the Croats had been badly confined to us in Lützen. Here, too, an account was still open.
I kissed the cross that was going around my neck, and swore I was to dedicate this battle to my dead king.
At the height of the village, just east of the position where we had positioned our cannon, we could suddenly see lance pennants moving slowly through the cornfields.
This had to be the enemy cavalry.
Over the field came men in strange long coats.
"What are these guys?" I muttered to myself as I finished my fuse.
"I know that," said my neighbor. "Streltsi. Any strange Moskovites, but they're damn good fighters. With those is not to joke. And do you see the Cossacks by their side? It's going to be a pretty bad story. "
I thought to myself. For they will not be worse than these riders of Pappenheimer at Lützen.
In addition, a part of our cavalry and another regiment had joined us.
So everything remained open.
The enemy now threatened our artillery. But this had been directed at them and began with the shelling.
Unfortunately, it turned out that our powder was probably bad. The shots faded in the ranks of the opponent and did not cause any damage. The artillery team decided to flee.
Luckily, our riders had recognized this, who stood by the gun and tried to keep the flank.
We also re-aligned ourselves.
My regiment stayed in the positions, but we extended our flank to master the new threat. The infantry now stood in line, on both flanks cavalry.
My regiment stood in a right angle, supported by cuirassiers on the left, to prevent our position from being bypassed.
Both lines now stood fiercely.
The battle went back and forth. There was no decision.
The pikemen had now also opened up to us and represented a serious threat to the rival riders.
They dared not ride an attack. The reputation of our pikemen was just too good.
The Croats now occupied the former position of the artillery, while Croatian riders and the Streltsi tried to avoid us. In addition, the enemy now also brought up a gun against us.
The croatian riders gave a colorful picture of how they were galloping past our position.
'Already daring fellows,' I thought softly to myself.
At last our pikemen fight the Cossacks out of the artillery redoubt.
But, the main attack of the enemy's cavalry, however, threw them out of the position. The pikemen had to protect our riders.
But they came under heavy fire. Our ranks began to clear. One unit, then another, was almost completely rubbed off.
Morality began to waver.
My regiment shot and shot and shot.
But the enemy riders were now plowing through the positions.
The last picture that I remembered was the moment when the enemy's heavy cavalry galloped around the hill and was about to fall into our backs.
Our commander shrieked retreat and we ran like the hares. Past the church, away into the next forest, which protected us from the enemies.
Here we gathered slowly.
The enemy had not seriously prosecuted us. For god’s sake.
We were still enough to go to the next battle. Hopefully it would be more favorable for us.

We played a game of "Pikeman's lament". It was the first time we played the game. Well, and basically, I just did what the game leader told me.
This means that it is difficult for me to evaluate the rule system fairly.
I found it relatively viscid. As you can see, there was no real gain in the terrain. The battle was relatively static and somehow you had the feeling that a long, long time, nothing really happened. Somehow, of course, my units broke because I am famous to throw the DOUBLE ONE with my dices. Unfortunately this is not really good in this game system either.
Well then.
I'll give the game system another chance. There are soldiers to paint.
So we will continue to march. Also in this century. Also in the 30 Years War.

3 Kommentare:

  1. The flow of your battle report certainly was a pleasure to read. BB

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  2. Thanks a lot Paul. I'm really happy that you read my reports and that you so often take the time to post comments. That's a great stimulation for me.

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  3. TYW is a fabulous period (we don't play it unfortunatly!), and you did a great AAR : wonderful terrain, armies and write up...inspiring!

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