Mittwoch, 6. Juni 2018

Musée America Gold Beach - Dioramen in 1/72 in der Normandie


Heute jährt sich die Landung in der Normandie zum 74. Mal. Deshalb möchte ich Ihnen am heutigen Jahrestag ein eher kleines Museum vorstellen, das ich persönlich aber wirklich liebe.
Es handelt sich um das Musée America Gold Beach (2 Place de l'Amiral Byrd, 14114 Ver-sur-Mer).



Die Bezeichnung verwirrt den Interessenten und Besucher dann auch anfänglich, denn man fragt sich, warum America?? Wir sind doch hier am britischen Landungsabschnitt.
Das ist einfach erklärt. Das Museum beschäftigt sich nämlich mit zwei Ereignissen, die für den Ort Ver-Sur-Mer eine besondere Rolle gespielt haben.
America bezieht sich nämlich in diesem Fall nicht auf die USA oder den amerikanischen Kontinent.
Nein.
Es ist der Name eines Flugzeuges, und genaueres werden Sie gleich erfahren.
Der Begriff Gold Beach erklärt sich wiederum von selbst. Denn es handelt sich dabei um einen der Landungsabschnitte während der Invasion in der Normandie im Jahr 1944.
Der Sektor Gold war dabei der westliche der beiden britischen Landungsabschnitte. Auf der östlichen Seite lag der Abschnitt Sword, zwischen diesen der Abschnitt Juno, an dem die kanadischen Truppen, unterstützt von britischen Kommandoeinheiten, anlandeten.
Besucht man dieses Museum, dann empfehle ich zunächst einen Abstecher zum Meer. Hier können Sie sich schon einmal einstimmen; denn sie fallen förmlich überall über Relikte der ehemaligen Stellungen.
Fahren Sie als erstes Richtung Voie du Débarquement. Von der Landstraße aus, die die Küstenorte verbindet, kommen sie über die Straße Herbage de Pres direkt zur Küste.

Diese lang gezogene Zufahrtstraße wird ihnen dann im Museum auf zahlreichen zeitgenössischen Bildern wieder begegnen.
Erkennungswert garantiert.


Am Strand kommen Sie dann zu dem ehemaligen Widerstandsnest WN 33. Dort ist heute eine Surfschule und ein Beobachtungsposten für Rettungsschwimmer etabliert. Beide Bunker sind somit für Laien nicht unbedingt auf den ersten Blick auszumachen.






Ein erster Überblick zeigt Ihnen hier, dass diese Stelle durchaus für eine Landung taugte. Ein relativ lang gezogener Sandstrand mit einem normalen Anstieg. Keine Steilküsten wie am Omaha Beach einige Kilometer weiter westlich.





Ich selbst habe den Strand im August besucht, und musste sagen, dass er zu diesem Zeitpunkt ziemlich veralgt war. Badegäste fanden sich da keine. Vom Look also kein Vergleich zu dem weitgefächerten sauberen Strand am Omaha Beach.
Zudem müffelte es extrem nach Fisch, Muscheln und Algen, was mich zu der ironischen Bemerkung veranlasste: Kein Wunder, dass die Engländer hier so schnell ins Landesinnere vorstießen. Wer will hier schon verweilen.
Ein paar Kilometer weiter westlich in Richtung Asnelles kommen sie zu meinem Lieblingsbunker. H677, WN 35. Ich habe ihn liebevoll „Le mouton“ genannt, weil er mich tatsächlich an ein Schaf erinnerte, wie er da so zusammengefallen am Strand lag.



Wenn ich im Normalfall auch kein Freund von Graffitis bin, so muss ich dann doch einmal sagen, dass ich diesen Teufelskopf mega treffend und auch super gelungen fand.
Der zerstörte Bunker hat hier was künstlerisches, neue, abstraktes bekommen, was sich nach meiner Meinung wirklich sehen lässt. Der Teufel am Strand. Eine treffende Umschreibung.


Im Abschnitt J und K hier am Gold Beach landete die 50. (Northumbrian) Infantry Division. Daran erinnern dann auch Wegschilder, die der Wanderer hier antrifft.

Auch ein weiteres Hinweisschild findet sich hier; und zwar folgendes.

Betreten Sie dann das Museum verstehen Sie auch, was dieser Hinweis, den Sie da unten am Strand entdeckt haben, zu bedeuten hat.
Der erste Part des Musée America Gold Beach widmet sich nämlich den frühen Atlantikflügen.


Wir alle kennen den erfolgreichen Flug von Charles Lindbergh, der 1927 mit seiner Spirit of St. Louis den Atlantik von New York nach Paris überquerte. Lindbergh gelang der erste Nonstopflug von New York nach Paris und die erste Alleinüberquerung des Atlantiks.
Ein ähnlicher Versuch war am 1. Juli des gleichen Jahres in Ver-sur-mer gescheitert. Der Flugpionier Richard Evelyn Byrd musste hier notlanden. Seine Geschichte und die seines Flugzeuges, mit dem Namen Fokker AMERICA NX 206, werden hier umfangreich erläutert.











Auch die Geschichte anderer Flugpioniere wird thematisiert.

Als Modellbauer ist man natürlich immer wieder von Dioramen begeistert; und das nachfolgende zeigt die Segnung des Flugzeuges, bevor es sich nach Europa aufmachte.

Auch dieser Überflug über New York hat was.

Ein Diorama mit lebensgroßen Figurinen zeigt wie Byrd bei einer normannischen Familie unterkommt, nachdem er gerettet wurde.


In einem weiteren Raum wird die Geschichte der Luftfahrt und vor allem der Luftpost noch weiter thematisiert.




Ich gebe zu, ich war anfänglich verwirrt, weil ich ja mit einem Kriegsmuseum gerechnet hatte. Na und jetzt ging es erst einmal um zivile Fliegerei.
Schauen Sie sich aber bitte diesen Teil der Ausstellung an. Er ist wirklich toll gemacht, ist sehr schön und modern gestaltet. Sogar ein Film ist per QR Code abrufbar.
Ich poste jetzt mal das Bild. Scannen Sie einfach den QR Code und Sie sehen den Film.

Wenn Sie diesen ersten Teil der Ausstellung durchquert haben, gehen Sie eine Treppe herunter und Sie schauen in ein bekanntes Gesicht.
Feldmarschall Montgomery wartet auf Sie.

Der Oberkommandierende der britischen Truppen.
Zunächst werden Sie über die Vorgeschichte der Landung in der Normandie informiert. Kommandounternehmen, Bombardierungen, aber auch die Operation Neptune werden Ihnen erläutert.







Einige Highlights der Landung werden Ihnen mit Hilfe von toll gemachten Dioramen in 1/72 näher gebracht.
Logisch, dass ich hier schwach werde, als alter Fan dieses Maßstabs.
In diesem Diorama sehen sie die Batterie am Mont Fleury und das – später so genannte - „Lavatory Pen House“ .

Um was geht es hier?
Im Abschnitt Gold waren die 231. Brigade bei Le Hamel, und die 69. Brigade der Division bei La Rivière angelandet. 

Anfänglicher, heftiger Widerstand der deutschen Verteidiger hielten die Infanterie nieder, doch konnten diese sich mit Unterstützung eines Minenräumpanzers und eines Churchill AVRE Pionierpanzers freikämpfen und ins Landesinnere vorstoßen.
Diese Spezialpanzer werden dann auch in einem anderen Diorama vorgestellt, das die Situation an WN 33 darstellt.
Die Geschützstellung am Mont Fleury, die das erste Diorama zeigt, wurde von den 6th Green Howards angegriffen. Als sich eine Kompanie dieser Einheit verdeckten Bunkern der Deutschen näherte, eröffnete ein MG das Feuer.
Company Sergeant Major Hollis reagierte sofort. Er griff die Bunkerbesatzung mit Handgranaten und Maschinenpistolen an.


Zwei Deutsche fielen. Der Rest der Verteidiger war so verblüfft, dass sich die Bunkerbesatzung widerstandslos gefangen nehmen ließ. 
Im weiteren Verlauf des Tages attackierte die Einheit das Dorf Crepon.
Hier gerieten sie erneut unter Feuer mehrere MG und eines Feldgeschütz.
Hollis ging mit einigen seiner Männer in einem Haus in Deckung, setzte das Geschütz mit einer PIAT außer Gefecht, und zog sich danach zurück.
Als er merkte, dass zwei seiner Männer aber im Haus zurückblieben, griff er mit einem leichten MG bewaffnet die deutschen Stellungen an, zog so das Feuer auf sich, und seine Männer konnten entkommen.
Hollis erhielt für seine Taten das Victoria Cross, die höchste britische Tapferkeitsmedaille. Übrigens das einzige Victoria Cross, das am 6. Juni 1944 verliehen wurde.
























Im Museum finden sich dann noch weitere Dioramen.

























Sehr beeindruckend ist das Diorama, das den Feldfluplatz „Advanced Landing Ground B 3“ zum Thema hat. 













Im Diorama ist u.a. der Besuch General Eisenhowers bei Montgomery am 15. Juni 1944 dargestellt.













Weitere Szenen sind im nachfolgenden Bild erklärt.


Originale Uniformen mit entsprechenden Kommentaren über deren Träger (z.B. Major Young, Commander B Company 6th Bat., The Green Howards), reproduzierte Originalbilder und viele Informationstafeln ergänzen die Sammlung.








  


  

















Zum Abschluss gehen Sie noch einem Soldaten des Regiments East Yorkshire vorbei, der Ihnen das Erscheinungsbild des britischen Soldaten am D-Day wiedergibt.



Wie Sie sehen können, ist das Museum nicht sehr groß. Sie werden aber bei einem recht günstigen Eintritt von 4,50 € umfassend zur Landung am Gold Beach informiert. 


















Wenn man den Besuch des kleinen, charmanten Museums mit einem Strandspaziergang verbindet, macht das wirklich richtig Spaß. Kein Informationsoverflow, sondern genau die Portion, die man braucht, um die Landung an dieser Stelle zu verstehen.
Das Museum bekommt gerade deshalb meine Empfehlung.
Große Waffensammlungen, Fahrzeuge oder gar Panzer finden Sie hier nicht. Dafür gibt es andere Museen in der Normandie.
Für Besucher der Normandie während der Gedenktage um den 6. Juni herum noch ein kleiner Tipp: In Ver-sur-mer findet sich oftmals auch das Reenactment Lager der britischen Truppen.
Wenn Sie vom Herbage des Près kommend auf die Avenue Franklin Roosevelt fahren, kommen sie automatisch hin.
Ich hatte das Glück bereits zweimal hier eine tolle Reenacter Truppe anzutreffen. Halten Sie die Augen auf.
Es lohnt sich.



Today marks the 74th anniversary of the landing in Normandy. Therefore, I would like to introduce to you on this anniversary a rather small museum, which I personally really love.
It is the Musée America Gold Beach (2 Place de l'Amiral Byrd, 14114 Ver-sur-Mer).
The name confuses the visitors initially, because you wonder why America ?? We are here at the British landing section.
That's just explained. The museum deals with two events that played a special role in Ver-Sur-Mer.
In this case America does not refer to the USA or the American continent.
No.
It's the name of an airplane. I will explain it later.
Again, the term Gold Beach is self-explanatory, as it is one of the landing beaches during the invasion of Normandy in 1944.
Gold Beach was the western of the two British landing beaches. On the eastern side was Sword beach, between the british sectors Juno beach, where Canadian troops, supported by British commandos, landed.
If you visit this museum, then I recommend a first detour to the sea.
First, head towards Voie du Débarquement. From the highway that connects the coastal villages, you come directly to the coast via the road Herbage de Pres.
You will meet that road again in the museum on numerous contemporary pictures.
Recognition value guaranteed.
On the beach you will come to the former resistance nest WN 33. There is now a surf school and an observation post for lifeguards established. Both bunkers are thus not necessarily at first sight for laymen.
A first overview shows you that this place was quite suitable for a landing. A relatively long sandy beach with a normal ascent. No cliffs like Omaha Beach a few miles to the west.
I myself visited the beach in August, and had to say that he was quite stale at the time. Bathers were not there. No comparison to the wide-spread, clean beach at Omaha Beach.
In addition, it smelled extremely fishy, which led me to the ironic remark: No wonder that the Englishmen pushed so quickly into the interior. Who wants to stay here already?
A few kilometers further west in the direction of Asnelles you will come to my favorite bunker. H677, WN 35. I lovingly named it "Le mouton" because he actually reminded me of a sheep lying on the beach.
Under normal circumstances I am not a friend of graffiti, but that devil’s head is really impressing.
It’s a special kind of art,
The devil on the beach.
An apt description.
Here, at section J and K  of Gold Beach, the 50th (Northumbrian) Infantry Division landed on 6th June.
You see it clearly near the road.
Another sign can also be found here.
Then enter the museum and you will learn waht the signs show you.
The first part of the Musée America Gold Beach is dedicated to the early Atlantic flights.
We all know the successful flight of Charles Lindbergh, who crossed the Atlantic from New York to Paris in 1927 with his Spirit of St. Louis. Lindbergh made the first non-stop flight from New York to Paris and the first solo crossing of the Atlantic.
A similar attempt had failed on 1 July of the same year in Ver-sur-mer. The aviation pioneer Richard Evelyn Byrd had to make an emergency landing here. His story and that of his aircraft, called the Fokker AMERICA NX 206, are extensively explained in the museum
The history of other aviation pioneers is also discussed.
Of course, as a model maker you are always enthusiastic about dioramas; and the following shows the blessing of the plane before it set out for Europe.
This overflight over New York is also awesome.
A diorama full of life-size figurines shows Byrd finding shelter with a Norman family after being rescued.
In another room, the history of aviation and airmail in particular will be further discussed.
I admit that I was initially confused because I had expected a war museum. Well, and now it was all about civilian aviation.
But please take a look at this part of the exhibition. It is really great, very nice and modern.
Even a movie is available via QR Code.
I post the picture now.
Just scan the QR code and you will see the movie.
When you have crossed this first part of the exhibition, you go down a staircase and you look into a familiar face.
Field Marshal Montgomery is waiting for you.
The commander-in-chief of the British troops.
First, you will be informed about the history of the Normandy landing, but also Operation Neptune will be explained to you.
Some highlights of the landing will be brought to you with the help of dioramas in 1/72.
As an old fan of this scale. I was really impressed.
In this diorama you will see the battery on Mont Fleury and the - later called - "Lavatory Pen House".
What is this all about?
At Gold Beach, the 231st Brigade landed at Le Hamel and the 69th Brigade of the Division at La Rivière. Initially fierce opposition from the German defenders detained the infantry, but they were able to refight with the help of a mine clearance tank and a Churchill AVRE Pioneer tank and push into the interior.
These special tanks will then also be featured in another diorama depicting the situation at WN 33.
The battery on Mont Fleury showing the first diorama was attacked by the 6th Green Howards. When a company of this unit approached, an HMG opened fire, from a hidden germanlmbunker.
Company Sergeant Major Hollis responded immediately.
He attacked the bunker crew with hand grenades and a submachine gun.
Two Germans were killed. The rest of the defenders were so stunned that the bunker crew could be captured without further resistance.
As the day progressed, the unit attacked the village of Crepon.
Here they came under fire again from several HMG and a field gun.
Hollis took cover with some of his men in a house, put the gun out of action with a PIAT, and then retired.
But when he realized that two of his men were staying in the house, he attacked the German positions armed with a light machine gun,  and his men escaped.
Hollis received for his actions the Victoria Cross, the highest British medal for bravery. By the way, the only Victoria Cross, which was awarded on June 6, 1944.
The museum also has other dioramas.
Very impressive is the diorama, which has the landing ground "Advanced Landing Ground B 3" on the subject. In the diorama you see for example the meeting of General Eisenhower with Filedmarshall Montgomery on June 15, 1944.
Further scenes are explained in the following picture.
Original uniforms with commentary on their wearer (e.g., Major Young, Commander B Company 6th Bat., The Green Howards), reproduced original images, and many information boards complete the collection.
Finally, you will see a soldier from the East Yorkshire Regiment, who gives you the look of the British soldier on D-Day.
As you can see, the museum is not very big. But you will be informed about the landing on Gold Beach at a very reasonable entrance fee of 4.50 €.
If you combine this small, charming Museum with a beach walk, it's really great. No information overflow, but just the portion you need to understand the landing at this point.
The museum gets my recommendation for that very reason.
Large arms collections, vehicles or even tanks can not be found here. There are other museums in Normandy where you can find that.
For visitors to Normandy during the commemoration days around 6 June a little tip: In Ver-sur-mer you can normally find a Reenactment camp of the British troops.
If you drive from the Hercage des Près onto the Avenue Franklin Roosevelt, you will see it automatically.
I've been lucky enough to find a great british reenacter unit twice here. Keep your eyes open.
It is worth it.

2 Kommentare:

  1. Marvellous post ! The builder of those 1/72 scale dioramas has done some ingeniously clever conversions. Thanks for sharing 👍

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  2. You are welcome John. Yes I was also really impressed.

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