Wenn wir
heute an die größte Wargaming Veranstaltung und auch Referenzveranstaltung im
deutschen Wargaming denken, fällt jedem direkt ein Wort ein:
Tactica.
Das war
allerdings nicht immer so.
2002
ahnte man noch nicht, dass es irgendwann in Deutschland eine Convention in der Größe geben würde, die alle Aspekte des Wargaming – Scifi, Fantasy, historisch – in
einer Veranstaltung zusammenfassen könnte, und die sich dann auch noch ohne das
Sponsoring einer großen Tabletop Firma über ein Jahrzehnt halten würde.
Die Tactica
schaffte das. Zum ersten Mal fand sie am 18. und 19. Februar 2006 statt.
Aber in
2002 war die größte Tabletopveranstaltung in Deutschland der Games Day der
Firma Games Workshop.
Da ich
beruflich mit Games Workshop zu tun hatte, war ich damals ebenfalls dort.
Schon die
Situation am Eingang der Veranstaltung beeindruckte mich damals. Die Besucher
warteten geduldig in einer nicht enden wollenden Warteschlange rund um den
Gürzenich in Köln.
Und „rund
um“ ist dann hier schon geradezu wörtlich zu nehmen.
In den
Hallen, in denen die Veranstaltung stattfand, ging es dann auch schon sehr eng
zu, gerade in den Momenten, in denen die Preise für die besten Bemalleistungen
vergeben wurden.
Der Pour
le merite Orden des Tabletop, war, und er ist es auch immer noch, der Golden
Demon; na und für begabte Maler war das ein Riesenansporn den verliehen zu
bekommen, und dann noch im Rahmen einer solchen Veranstaltung.
Grundsätzlich
war es auf dem Games Day so, dass man GW Produkte OHNE JEGLICHEN Rabatt kaufen konnte.
Das fand
ich damals völlig verrückt. Aber überall, wo man war, liefen einem Kunden mit
GW Tüten über den Weg und die hatten echten Umsatz damit gemacht.
Cool war,
dass man hier dann allerdings Sonderminis und Bitz – die Ersatzteile des
Wargamers – kaufen konnte, und die Firma Fireforge da war, eine Teilhaberfirma
von GW, die spezielle Miniaturen, Panzer und Zubehör aus Resin verkaufte.
Noch
heute sind die Fireforge Minis extrem wertig und gelten als das Highlight im GW
Universum; und damals war es nun einmal so, dass der Internethandel noch nicht
blühte, und es einfach besonders war, hier auf dem Games Day diese Sachen
unrabattiert kaufen zu können.
Da
stellte man sich dann schon gerne erneut in eine weitere Warteschlange und war
glücklich, wenn man nach einer halben Stunde oder länger dann die
Resinpanzertür für seinen Rhino kaufen konnte, die dann ja viel genialer war,
als die originale. Die Klapptür kostete dann auch irgendwie 6 oder 8 Euro.
Aber
egal.
Was tut
man nicht alles fürs Hobby.
Im großen
Saal des Gürzenich, vielleicht einigen von Euch bekannt durch die
Fastnachtsfernsehsitzungen des Kölner Karneval, die da immer stattfinden,
präsentierten sich die einzelnen GW Shops mit Spielplatten. Hier konnten
Interessenten dann mitzocken, und ich, der ja erst damals mit schon fast 40
Jahren zum Hobby kam, war schon ziemlich irritiert von dem Gebrülle und diesen
Whaaaaaaaaaaaaagggggggggggggggggggg Schreien, die an den Platten ertönten.
Das fand
ich schon sehr merkwürdig.
Das
Highlight auf den Games Days war dann aber immer das Großdiorama, dass auf,
oder in der Nähe der Bühne aufgebaut war.
Man
sollte an der Stelle vielleicht sagen, dass das nicht immer von Mitarbeitern GW
Deutschlands gebaut wurde, sondern es gab Dioramen, die da von GW Frankreich
übernommen wurden, die da wohl wirklich Spezialisten waren.
2002 sah
ich dieses Großdiorama zuerst.
Na und
was soll ich sagen.
Ich war
da schon sehr beeindruckt.
Dargestellt
wurde….
Na damals
wusste ich es nicht.
Ich fand
die Burg halt spitze.
Na gut
diese gleich aussehenden Minis, die wirkten auf mich wie Klonkrieger, konnte
ich zwar nicht wirklich zuordnen, und ich hätte mir da dann noch mehr Varianz
gewünscht, aber da war ich auch noch nicht im Thema.
Aber egal
wie.
Die Burg
war schon riesengroß, und sie wusste mich schon zu beeindrucken.
Jeder
Junge will so eine Ritterburg.
Jeder.
Das
einzige Problem wäre halt: Die nimmt den Raum eines halben Kinderzimmers ein.
Aber
egal.
Da würden
wir halt unter ihr schlafen, oder???
Seid doch
mal ehrlich.
Alle
hätten wir das in Kauf genommen.
Ach was
rede ich.
Wir
hätten es geliebt unter unserer Burg zu pennen.
Und was
wir mit der gespielt hätten.
HAAAAAAAAAAAMMMMMMMMMMMMMMMEEEEEEEEEEEEERRRRRRRRRRRRRRRR.
Nun gut.
Ich hätte
da auch noch an die Ecke eine komplette Seilbahn gebaut, um „Agenten sterben
einsam“ mit Clint Eastwood und Richard Burton nachspielen zu können.
Ja ich
hätte mir irgendwo Figuren besorgt, um
da ein Indiana Jones Spiel in Szene zu setzen.
Na und
natürlich wäre das Camelot, eine Raubritterburg, das Schloss von Rapunzel – für
meine Tochter – ja alles gewesen.
Mist.
An meiner
Schreibe konnten Sie gerade sicherlich feststellen, dass ich mir NOCH HEUTE das
Ding in mein Büro stellen würde.
Ich find
die Burg klasse.
Dargestellt
wird aber eine ganz spezielle Szene aus dem Warhammer Universum.
Sie sehen
hier den Angriff des Chaos und seiner Krieger auf die imperiale Festung
Middenheim:
„… Während
des Sturm des Chaos war Middenheim das Hauptangriffsziel der Armeen von
Archaon, der geschworen hatte, die Ewige Flamme im Tempel des Ulric zu löschen.
Die Stadt wurde von den Horden des Chaos belagert, mehrfach bestürmt und mit
widernatürlicher Chaos-Artillerie beschossen - konnte aber letztendlich unter
schwersten Verlusten gehalten werden. Ar-Ulric selbst kämpfte an der Seite der Theutogengarde
auf den Mauern, und die Ketten aus den Leichnamen der Schinder, die Archaons
Horde als lebende, vom Züchterklan der Skaven erschaffene Sturmleitern dienten,
hängen als stummes Zeugnis an den Felswänden und Wällen. Der Ulricsberg
wiederum war von Gängen, Katakomben, Gräbern und Höhlen durchzogen, die
teilweise vor Urzeiten von den Zwergen gegraben wurden. Dieses Tunnelnetzwerk
stellte allerdings auch ein Risiko für die Stadt dar, da sich hier in der
Vergangenheit Skaven eingenistet hatten, die am Ende der Belagerung versuchten,
ein sog. Weltuntergangsgerät zu zünden. Diese Gewölbe, Tunnel und Schächte
waren ein weiterer, doch stark bewachter Zugang zu der Felsenfestung. Von den
zahllosen Hochtürmen konnte man bis zur Krallensee und weit in den Süden sehen,
der Osten wurde jedoch von den Middenbergen versperrt. Während wohlhabende
Familien ihre verstorbenen Angehörigen in jenen Grüften und Katakomben
beisetzen ließen, wurden die Leichen der Armen - und hingerichteter Verbrecher
- nach Vollzug der Rituale der Priester des Mórr - einfach von den Felsen des
Ulricsbergs in die Tiefe geworfen. So war es nicht verwunderlich, daß auch
Nekromanten in der Vergangenheit die Sicherheit Middenheims und seiner Bürger
widerholt bedroht haben. …“
Das
berichtet das Warhammer Lexicanum über die Stadt.
Modellbautechnisch
war die Darstellung tatsächlich gelungen, und die Fans wussten sofort, welche
Szene da dargestellt wird.
Selbst
heutige Generationen würden die Stadt und das belagernde Heer erkennen.
Aber
nicht, weil sie Warhammer Fantasy spielen.
Nein.
Diese
Welt hat uns GW ja genommen.
Geklaut.
Aufgegeben.
Verraten.
Anstatt
die Frühgeschichte der Häresie im 40 K GW Universum aufwendig als Spielsystem
zu entwickeln, hat man halt lieber die alte Warhammer Welt zerstört, und Age of
Sigmar entwickelt, ein „irgendwie was dazwischen“ Ding, das mittlerweile
natürlich auch seine Fans hat.
Besser
wäre es gewesen Age of Sigmar als Spezialistensystem zu etablieren, und die
Warhammer Welt beizubehalten, beziehungsweise sie zu refreshen.
Aber
warum denke ich dann, dass heutige Generationen die Burg auch erkennen und
vielleicht auch gerne da einziehen würden.
Ganz
einfach.
Im
Computerspiel Total War Warhammer spielt die Burg natürlich auch eine Rolle.
Na
wenigstens etwas.
So geht
der Fluff halt nicht gänzlich verloren.
Na und
ich denke, dass auch da einige Spieler sind, die zwar jetzt nicht unbedingt
eine Burg bauen wollen, um unter ihr zu schlafen, aber vielleicht träumen sie
davon, sich auf die Couch zu legen und mittels Virtual Reality Brille im Geiste
im Schlafzimmer des Herrschers von Middenheim zu nächtigen.
Das soll
es auch schon für heute gewesen sein.
Ich
hoffe, dass es bald wieder Conventions gibt, wo wir solche Schmuckstücke auch
live sehen können.
Bis dahin
viel Spaß beim basteln, malen, grundieren, basieren oder, was Ihr zur Zeit auch
immer im Hobby treibt.
A very special scene from the Warhammer universe was
presented by Games Workshop Germany ,
on Games Day 2002.
Here you can see the attack of chaos and its warriors
on the imperial fortress Middenheim:
"...
During the storm of chaos, Middenheim was the primary
target of the armies of Archaon, who vowed to extinguish the Eternal Flame in
the Temple of Ulric . The city was besieged by the
hordes of chaos, assaulted several times and bombarded with unnatural chaos
artillery - but could ultimately be held with the most serious losses. Ar-Ulric
himself fought on the walls alongside the Theutogenguard, and the chains of
corpses that Archaon's Horde served as
living storm ladders created by the Skaven breeders cling to the rock walls and
ramparts as a silent testimony. The Ulrics hill, in turn, was criss-crossed by
corridors, catacombs, tombs and caves, some of which were dug by the dwarves in
prehistoric times. However, this tunnel network also posed a risk to the city,
since Skaven had settled here in the past and tried to ignite a doomsday device
at the end of the siege.
These vaults, tunnels and shafts were another but
heavily guarded access to the rock fortress. From the countless high towers you
could see as far as the Krallensee and far to the south, but the east was
blocked by the Midden
Mountains . While wealthy
families had their deceased relatives buried in those tombs and catacombs, the
bodies of the poor - and executed criminals - were simply thrown from the rocks
of Ulrics hill after the rituals of the priests of Mórr were performed. It was
therefore not surprising that necromancers have repeatedly threatened the
security of Middenheim and its citizens in the past. ... "
The Warhammer Lexicanum reports about the city.
In terms of model construction, the representation of
the city was actually successful, and the fans knew immediately which scene was
being shown.
Even today's generations would recognize the city and
the besieging army.
But not because they play Warhammer Fantasy.
No.
GW has taken this world away from us.
Our beloved world is stolen.
Instead of elaborately developing the early history of
heresy in the 40 K GW universe as a game system, GW thought that it was better
to destroy the old Warhammer world and develop Age of Sigmar, a "somehow
in between" thing that now has its fans, of course.
It would have been better to establish Age of Sigmar
as a system of specialists and to maintain the Warhammer world or to refresh
it.
But then why do I think that today's generations will
recognize the castle.
Very easily.
Of course, the castle also plays a role in the
computer game Total War Warhammer.
At least something.
So the fluff is not completely lost.
So my report ended today.
I hope there will be conventions again soon where we
can see such jewelry live.
Until then, have fun painting, priming, basing or
whatever you are currently doing in your hobby.