Alle die Call of Duty gespielt haben, können sich
an eine ganz bestimmte Mission ziemlich zu Beginn der amerikanischen Kampagne
erinnern.
Aufgabe war es mit einem kleinen
Fallschirmjägertrupp eine deutsche Geschützstellung auszuheben, und die hier
vorgefundenen Geschütze zu sprengen. Diese selbst standen in vorbereiteten
Stellungen auf einem von Hecken umzäunten Feld; untereinander durch Schützengräben
verbunden.
Als Spieler kapierte man es sehr schnell, dass man
unbedingt die Schützengräben zur eigenen Deckung benutzen musste. Tat man dies
nicht, wurde man sehr schnell Opfer feindlichen MG-Feuers.
Natürlich war es typisch für ein Call of Duty
Szenario, das der Laufgraben ungefähr in der Mitte des Levels durch einen
Bunker unterbrochen wurde, durch den man sich dann durchzukämpfen hatte.
Schaffte man das, ging es im Laufgraben weiter.
Waren dann am Ende alle Geschütze erledigt,
kämpfte man sich noch in Richtung des in der unmittelbaren Nähe gelegenen
Gutshofes durch, erledigte hier dann noch einige deutsche Verteidiger und
verteidigte das Haus gegen einen Gegenangriff.
Das Szenario war tatsächlich spannend.
Einige Zeit später – ich gehöre zu den Menschen,
die bei einer Einzelspielerkampagne sich die Titel der Level nicht anschauen –
kapierte ich dann, was hinter diesem Level steckte.
Der Groschen fiel, als ich – fast zeitgleich -
Band of brothers schaute. Folge 4 nannte sich Brécourt Manor, na und irgendwie
dachte ich, „Mann, das kennst Du doch irgendwoher.“
Heute kennt wohl jeder der sich für Kriegsfilme
interessiert dieses Gefecht, denn die Anzahl derjenigen, die Band of brothers
in dieser Zielgruppe NICHT gesehen haben, ist dann doch sehr gering.
Man könnte fast sagen, dass die Eroberung dieser
Geschützstellung geradezu einen Nimbus bekommen hat. Durch die o.g. Serie und
auch die entsprechenden Memoiren und Bücher, die mittlerweile zu diesem Thema
erschienen sind.
Ohne Zweifel wurde diese Aktion unter taktischen
Gesichtspunkten brillant durchgeführt.
Der kommandierende 1st Lt. Richard „Dick“ Winters
setzte seinen, anfänglich aus nur 12 Mann bestehenden Trupp, sehr klug ein.
Er entschied sich gegen einen Frontalangriff
sondern führte seine Männer an den Flügel der Geschützstellung, ungefähr in
Höhe von Geschütz 1. Dieses Geschütz lag leicht versetzt hinter den drei
anderen Geschützen, die direkt an einer Hecke verschanzt waren.
Winters positionierte seine beiden MGs an seinem
rechten Flügel, die die feindlichen MGs unter Deckungsfeuer nahmen. Sgt. C.
Carwood Lipton kletterte in einen Baum, um von hier ein besseres Schussfeld auf
die deutschen Verteidiger zu haben.
Ein gefährliches Manöver, dass auch schief hätte
gehen können. Lipton kletterte dann auch alsbald wieder vom Baum herunter, weil
er unter heftiges Feuer der verteidigenden Deutschen kam.
Die MG-Stellung zwischen Geschütz 1 und 2 ließ
Winters ebenfalls ausflankieren.
Er führte seine Männer – siehe Pfeil 1 – zwar zur
Hecke vor, ließ dann aber drei Mann (2nd Lt. Compton, Sgt. Toye und Sgt.
Guarnere) zunächst das MG mit Handgranaten und anschließendem Gewehrfeuer
ausschalten (Pfeil 2).
Winters selbst brach dann mit seinem Trupp in
Geschützstellung 1 ein. Die deutschen Verteidiger flohen aus dem Graben, wurden
aber beim Rückzug erschossen.
Von Geschütz 1 aus arbeiteten sich Winters und
seine Männer durch den Graben nach vorne und eroberten Geschütz 2 und 3. Kurz
danach brachten weitere Fallschirmjäger Sprengladungen nach vorne, und die drei
Geschütze wurden ausgeschaltet.
Winters hatte auch seine MGs mittlerweile in den
Graben geordert. Von dort wurden die rückwärtigen deutschen MG-Stellungen unter
Feuer genommen. Auf diese Art und Weise unterbanden die Amerikaner damit
etwaige Gegenangriffe.
Zu diesem Zeitpunkt erreichten Verstärkungen der
Dog Kompanie unter 2nd Lt. Ronald C. Speirs Winters Einheit. Speirs führte
seine Männer über freies Gelände in die vierte Geschützstellung und schaltete
diese aus. Auch hier hatten die Amerikaner Glück. Wären die deutschen
Verteidiger wohl nicht völlig überrascht gewesen, hätte dieser Angriff auch übel
ausgehen können.
Egal wie.
Die Geschütze waren nun alle gesprengt.
Mission completed.
Da das feindliche MG-Feuer nun stärker wurde,
befahl Winters den Rückzug.
Neben den gesprengten Geschützen war die
Sicherstellung einer deutschen Stabskarte, auf der alle Geschützstellungen der
Cotentin Halbinsel vermerkt waren, der zweite überragende Erfolg der „Band of
heroes“.
Gegen Ende des Tages dirigierte Winters noch den
Angriff von zwei Panzern, die mittlerweile von Utah Beach aus vorgerückt waren,
gegen die Reste der deutschen Verteidiger.
Die Aktion hatte 4 Tote und einen Verwundeten zu
vermelden. Zwei Tote gingen dabei zu Lasten des Sturmangriffs von 2nd Lt.
Speirs.
Winters hatte seine Truppe taktisch richtig
eingesetzt, den Angriff auf die Flanke befohlen, vorhandene Deckung und den
Überraschungseffekt perfekt genutzt. Deshalb wird diesem Angriff in der
Literatur auch ein Lehrbuchcharakter bescheinigt.
Auf zwei Punkte möchte ich noch verweisen.
Es gibt unterschiedliche Angaben zu den deutschen
Verteidigern bei Brecourt.
Winters gibt in seinen Memoiren an, dass die
Sicherungskräfte Fallschirmjäger des 6. FJ Regiments waren. Mittlerweile geht
man allerdings davon aus, dass es viel eher Soldaten des 1058.
Grenadierregiments waren. Der Gefechtsstand des III. Bataillons des 1058. lag
nämlich in unmittelbarer Nachbarschaft in Sainte-Marie-du-Mont. Deshalb kann
man davon ausgehen, dass dann auch bei Brecourt Soldaten des Regiments
eingesetzt waren.
Die Batterie selbst war die 6. Batterie des 2.
Bataillons des Gebirgsartillerie Regiments 191. Dessen 3. Batterie war übrigens
die Batterie Holdy über die ich hier berichtet hatte:
Geschichte als Hobby: Sehen - Lesen -
Spielen: Sainte-Marie-du-Mont - Normandie (thrifles.blogspot.com)
Wichtig ist, dass sowohl das I., als auch das II.
Bataillon des 191. Regiments mit jeweils 12 x 105 mm Gebirgshaubitzen (GebH40)
ausgerüstet waren.
Sollten Sie selbst einmal die Normandie besuchen,
werden sie quasi vom Utah Beach aus in Dick Winters Richtung geführt.
Zunächst fahren sie am „Leadership“ Denkmal von
Winters vorbei, dann kommen sie Richtung Brecourt automatisch zum Denkmal für
die Easy Company.
Nach Brecourt Manor kommen Sie auch, aber bitte
respektieren Sie das Privateigentum des heutigen Besitzers.
Die Geschützstellung bei der Ferme Brecourt war
eine improvisierte Feldstellung, keine Heeresküstenbatterie oder
Marineküstenbatterie.
8.8 Geschütze oder einen Bunker, wie in Call of
Duty finden sie eh nicht. Das ist dann schon Fantasy, wie auch anderes in CoD.
Aber egal wie.
Jetzt nach dem Schreiben dieses Artikels werde ich
vielleicht doch nochmal den alten CoD Teil von 2003 in Steam kaufen (meine alte
CD Version funktioniert nämlich nicht mehr).
Das Level spielt sich nämlich definitiv
nervenaufreibender als ein entsprechendes Tabletopszenario.
Und vor allem ist es dann auch in der
vergleichbaren Zeit zum Originaleinsatz zu bewältigen.
P.S.: Ich habe das Spiel tatsächlich gekauft. Pure
Nostalgie. Na und das Level ist durchgespeilt. Die Screenshots beweisen es. 😉
Anyone who has played Call of Duty will remember a very
specific mission at the very beginning of the American campaign.
The task was to dig a German gun position with a small
paratrooper squad and blow up the guns found there. These themselves were in
prepared positions on a field surrounded by hedges; connected to each other by
trenches.
As a player, you quickly understood that you absolutely
had to use the trenches for your own cover. If you didn't do this, you would
quickly become a victim of enemy machine gun fire.
Of course, it was typical for a Call of Duty scenario
that the trench was interrupted by a bunker roughly in the middle of the level,
which you then had to fight your way through. If you managed that, you
continued in the trench.
When all the guns were finally taken out, you fought your
way towards the manor house in the immediate vicinity, took out a few German
defenders there and defended the house against a counterattack.
The scenario was actually exciting. Some time later - I'm
one of those people who doesn't look at the level titles in a single-player
campaign - I then understood what was behind this level.
The penny dropped when I was watching Band of Brothers -
almost at the same time. Episode 4 was called Brécourt Manor, and somehow I
thought, "Man, you know that from somewhere."
Today, everyone who is interested in war films probably
knows this battle, because the number of people in this target group who have
NOT seen Band of Brothers is very small.
You could almost say that the capture of this gun
position has acquired a certain aura. Through the above-mentioned series and
also the corresponding memoirs and books that have since been published on the
subject.
Without a doubt, this operation was carried out
brilliantly from a tactical point of view.
The commanding 1st Lt. Richard "Dick" Winters
deployed his squad, which initially consisted of just 12 men, very cleverly. He
decided against a frontal attack and instead led his men to the wing of the gun
position, roughly at the level of gun 1. This gun was slightly offset behind
the other three guns, which were entrenched directly against a hedge.
Winters positioned his two machine guns on his right
wing, which provided cover fire for the enemy machine guns. Sgt. C. Carwood
Lipton climbed into a tree to have a better field of fire on the German
defenders from here.
A dangerous maneuver that could have gone wrong. Lipton
then climbed down from the tree again soon because he came under heavy fire
from the defending Germans.
Winters also had the machine gun position between Guns 1
and 2 flanked.
He led his men - see arrow 1 - to the hedge, but then had
three men (2nd Lt. Compton, Sgt. Toye and Sgt. Guarnere) first take out the
machine gun with hand grenades and then rifle fire (arrow 2).
Winters then broke into gun position 1 with his squad.
The German defenders fled from the trench, but were shot during the retreat.
From Gun 1, Winters and his men worked their way forward
through the trench and captured Guns 2 and 3. Shortly afterwards, more
paratroopers brought explosive charges forward and the three guns were taken
out.
Winters had also ordered his machine guns into the trench
in the meantime. From there, the rear German machine gun positions were fired
at. In this way, the Americans prevented any counterattacks.
At this point, reinforcements from the Dog Company under
2nd Lt. Ronald C. Speirs reached Winter's unit. Speirs led his men across open
terrain to the fourth gun position and took it out. Here, too, the Americans
were lucky. If the German defenders had not been completely surprised, this
attack could have ended badly.
No matter what.
The guns were now all blown up.
Mission completed.
As the enemy machine gun fire was now getting stronger,
Winters ordered a retreat.
In addition to the blown up guns, the securing of a
German staff map on which all the gun positions on the Cotentin Peninsula were
marked was the second outstanding success of the "Band of Heroes".
Towards the end of the day, Winters directed the attack
of two tanks, which had meanwhile advanced from Utah Beach, against the
remnants of the German defenders.
The action resulted in 4 dead and one wounded. Two of the
deaths were the result of the assault by 2nd Lt. Speirs.
Winters had deployed his troops tactically correctly,
ordered the attack on the flank, and made perfect use of the available cover
and the element of surprise. This is why the literature also describes this
attack as having textbook character.
I would like to point out two more points.
There are different reports about the German defenders at
Brecourt.
Winters states in his memoirs that the security forces
were paratroopers from the 6th FJ Regiment. However, it is now assumed that
they were more likely soldiers from the 1058th Grenadier Regiment. The command
post of the 3rd Battalion of the 1058th was in the immediate vicinity in
Sainte-Marie-du-Mont. It can therefore be assumed that soldiers from the
regiment were also deployed at Brecourt. The battery itself was the 6th battery
of the 2nd battalion of the 191st mountain artillery regiment. Its 3rd battery
was the Holdy battery, which I reported on here:
It is important to note that both the 1st and 2nd
battalions of the 191st regiment were each equipped with 12 x 105 mm mountain
howitzers (GebH40).
If you ever visit Normandy yourself, you will be led from
Utah Beach in the direction of Dick Winters.
First you drive past Winters' "Leadership"
monument, then you automatically come to the monument for Easy Company in the
direction of Brecourt.
You will also come to Brecourt Manor, but please respect
the private property of the current owner.
Apart from a meadow with cows, you will not find anything
left of the battery position anyway.
The gun emplacement at Ferme Brecourt was an improvised
field emplacement, not an army coastal battery or naval coastal battery.
You won't find any guns or a bunker like in Call of Duty
anyway. That's fantasy, like other things in CoD.
But no matter.
Now that I've written this article, I might buy the old
CoD part from 2003 on Steam again (my old CD version doesn't work anymore).
The level is definitely more nerve-racking to play than a
corresponding tabletop scenario.
And above all, it can be completed in a comparable amount
of time to the original mission.
P.S.: I actually bought the game. Pure nostalgia. And I
completed the level. The screenshots prove it.
😉
Prima zusammengefasst und die Karten sind echt hilfreich - vllt. verschlägt es uns ja mal von Sizilien/Italien zurück in die Normandie ;-)
AntwortenLöschenDu planst nicht zufällig eine Tour nach Italien/Silizilien? :-D
Hi. Vielen Dank Utgaard. Ein eifriger Mitleser ist immer großartig.
AntwortenLöschenZu Deiner Frage. Monte Cassino steht definitiv auf der Wishlist. Das scheitert aber bisher am real life.
Ja das kenne ich - dieses oft wenig hilfreiche RL :-D
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