Sonntag, 24. März 2019

Sons of Anarchy am Oberrhein


Stellen Sie sich einmal vor, es würde einen Film geben, in dem ein Bodybuilder, der sich für unbesiegbar hält, die entscheidende Hauptrolle spielt; und nein. Es ist nicht Arnold Schwarzenegger in Conan.

Sein persönlicher Berater wäre ein ziemlich kleiner Mann, der Ihnen als Zuschauer irgendwie mega suspekt vorkommt, weil sie nie genau wissen, lügt der jetzt, oder stimmt das, was er sagt; und nein. Es ist nicht Danny de Vito.
Irgendwann trennt sich der Bodybuilder dann auch von dem kleinen Mann, klaut dabei aber dessen ganze Kohle und eine ziemlich spezielle Kluft, die nach den neuesten Erkenntnissen der militärischen Tarnung gefertigt ist und ihren Träger unsichtbar erscheinen lässt, gleichzeitig aber die Muskeln betont bzw. sie gekonnt in Szene setzt.

Tragisch: Der Kampfhund, der auf die Kohle des Kleinen aufgepasst hatte und tatsächlich auch ziemlich gefährlich war, blieb tot am Tatort zurück.
So traurig. Der Hund hatte doch nie jemanden etwas getan, und wenn, dann wollte er doch nur spielen.

Der Bodybuilder erzählte dann auch jedem, dass er den gekillt und sogar in seinem Blut gebadet habe, weil er die Reaktion der Menschen, denen er diese Story erzählte, einfach genoss:
Die meisten waren entsetzt, aber viele sagten auch „Respekt Alter!! Ich kannte den Hund!!!“

Irgendwie hatte der Bodybuilder nen genialen Tipp bekommen, dass ein bisschen weiter südlich von seinem eigenen Wohnort ein cooler Club aufgemacht hatte, der von so ner ziemlich schrägen Brudergang geleitet wurde. Die drei Typen hingen gerne zusammen ab, taten so, als ob sie gefährlich wären, aber der eigentlich gefährliche Typ da unten – und das wusste jeder - war der einäugige Türsteher, der bevorzugt schwarze Klamotten trug und eine riesige Tätowierung eines Adlers auf dem Unterarm zur Schau stellte.
Der Unterarm war dann tatsächlich auch beeindruckend, musste der Bodybuilder feststellen, als er ein paar Tage später in den Club eingelassen werden wollte.

Anfänglich gab es da Probleme, weil der Türsteher dem ältesten der Brüder ins Ohr flüsterte, dass er dem Bodybuilder nicht traue, dieser sicherlich Randale machen wolle, vielleicht sogar den Club zu übernehmen beabsichtige.
Der Älteste, ein ziemlich überheblicher Poser, aber tief in seinem Innern im Grunde ein übles Weichei, fing schon an zu zweifeln, als ganz plötzlich seine Schwester vor dem Club ankam.
Die sah den Bodybuilder und war direkt hin- und weg.
„Eh Bruder. Der Typ gefällt mir. Lass ihn rein. Ich will mal sehen, was mit dem läuft.“
Der Bruder, der seiner Schwester keinen Wunsch abschlagen konnte, gab klein bei, der Türsteher grummelte irgendwas in seinen Bart, na und schon war der Bodybuilder im Club.
Ab dem Zeitpunkt hing er dann da auch regelmäßig ab, und so langsam verstanden sich die Brüder auch richtig gut mit ihm.
Nur der Türsteher fand ihn weiter unausstehlich.
Nach ein paar Wochen, die drei Brüder und der Bodybuilder saßen mittlerweile jeden Abend um einen Champagner Kübel herum und besprachen neue Pläne, wandte sich der älteste Bruder direkt an den Bodybuilder.
Der saß da und ließ immer mal die Brustmuskeln spielen, was die kleine Schwester des Clubbesitzers mega lustig fand. Die hatte sich mittlerweile rettungslos in den Bodybuilder verliebt.
Irgendwann an einem dieser Champagnerkübel Abende schüttete der Clubbesitzer nicht nur den Champagner in sich rein, sondern vor allem seinem neuen Kumpel auch sein Herz aus.
„Hör mal Alter. Da oben im Norden gibt es einen Club, der uns perspektivisch Probleme bereiten kann. Der wird von so ner Alten geleitet, die ziemlich stark aussehen soll, und die würde ich mir mal gerne anschauen. Ich fände es cool, wenn Du mich begleiten würdest. Entweder müssen wir da oben mal richtig aufräumen, oder ich schnapp mir die Alte und mach die klar.“
Der Bodybuilder hatte zwar keine wirkliche Lust, weil er sich lieber um die Schwester kümmern wollte, aber Bro bleibt Bro und somit schlug er ein.
Die Jungs fuhren also mit nem Luxusschlitten nach Norden und betraten da den Club, der wirklich richtig genial wirkte.
„Eh. Kann es sein, dass die Alte auf die Schneekönigin steht?? Hier sieht‘s ja aus wie im Disney Film“, bemerkte der Clubchef aus dem Süden.
Sein Kumpel der Bodybuilder war auch ziemlich beeindruckt.
„Scheint echt ne coole Eisprinzessin zu sein!“, nickte er ab.
Nachdem die Beiden dem dortigen Türsteher erklärt hatten, wer sie waren, wurden sie nach oben auf eine Empore geführt, wo sie dann von der Clubchefin empfangen wurden.
Die erblickte die zwei Typen aus dem Süden und fand den Bodybuilder ziemlich scharf. Den Anderen, also den Clubbesitzer, der sie bereits jetzt gierig anglotzte, ignorierte sie anfangs.
Sie selbst war dieser Lack und Leder Xena Typ und wirkte schon verdammt sexy.

„Was wollt ihr Vögel hier?“, fragte sie die beiden Typen.
„Wir wollten uns mal kurz vorstellen, und wir haben gehört, dass hier oben was laufen kann“, antwortete der Bodybuilder.
Die Lack und Leder Tussi fand das richtig gut und irgendwie hatte sie sich echt in den Bodybuilder verguckt.
Deshalb lud sie die Beiden auch ein, und es wurde ein richtig starker Abend mit jeder Menge Alkohol.
Als der Bodybuilder am anderen Tag neben der nackten Lack und Leder Tussi aufwachte, wusste er was passiert war.
Mist.
Sie hatten beide zuviel gesoffen, na und was dann passiert war, war ja wohl offensichtlich.
Der Bodybuilder schlich sich aus dem Bett, und ging in den Nebenraum.
Da lag sein Kumpel ebenfalls noch besoffen auf dem Boden.
„Eh wach auf. Wach auf.“
Der schlug die Augen auf und schaute den nackten Blonden verdutzt an.
„Komm. Schleich Dich ins Bett zu der Alten und erzähl ihr, dass DU das gestern Abend gewesen bist. Ich hatte ja unter meiner Kluft diesen Tarnanzug an, auf den die völlig abgefahren ist. Scheint auf Fetisch zu stehen die Gute. Ich musste mit ihr ringen, und so nen bescheuerten Kissenweitwurf Wettbewerb machen. Ich bin sogar um die Wette mit ihr ins Bett gehupft.
Die kann sich eh nicht an Gesichter erinnern. Dafür war die viel zu fertig. 
Aber ich warn Dich. Ein Wort zu Deiner Schwester, dass ich die Alte gevögelt habe, und wir haben ein Problem. Ich glaube aber, dass die Lack und Leder Lady Dich jetzt gerne begleiten wird, denn soweit ich mich erinnern kann, war ich die Nacht schon ziemlich überzeugend.“
Die beiden zwinkerten sich zu, tauschten die Plätze und es war wirklich so, dass die Lack und Leder Lady nach dieser Nacht richtig handzahm war, und mit in den Süden ging.
Kurz nach diesen Geschehnissen heirateten dann die Freunde auch ihre beiden Mädels.
Der Bodybuilder nahm sich die blonde Schwester des Clubchefs, und der Clubchef die schwarzhaarige Lack und Leder Tussi.
Na und irgendwo wurden die Clubs dann zusammengelegt, die Kohle geteilt, bisschen Familienplanung gemacht, und alles war gut.
Nur der Türsteher fand alles mega scheiße und hoffte, dass er sich irgendwann rächen könne. Irgendwie konnte er halt den Bodybuilder nicht leiden, und außerdem hätte er selbst gerne die Club Braut geehelicht.
Der Bodybuilder zog dann auch mal ein paar Jahre weg, aber dann kam der Tag, als er mal wieder mit Anhang in die Stadt zurückkam.
Als die beiden Frauen, die blonde Schwester des Clubkönigs, und die schwarzhaarige Lack und Leder Tussi, die ja nun mit ihm verheiratet war, sich an der Eingangstür des Clubs trafen, kam es zur Eskalation. 

Die Blonde dachte wohl, sie könne sich mal hier vordrängen, denn immerhin hatte sie ja den Mucki Man als Ehemann. Die Lack und Leder Tussi war aber der Meinung, dass sie hier die Herrin im Ring sei, und meinte zu ihr:
„Nach mir Bitch! Stell dich hinten an.“
Na jedenfalls war das blonde Biest dann so pissig, dass sie die Dunkelhaarige verächtlich musterte und ihr bissig sagte:
„Sag mal Du versoffenes Stück. Erst mit meinem Ehemann vögeln, ohne das überhaupt zu kapieren, dann meinen Bruder heiraten und sich jetzt hier als Queen aufspielen. Pass mal auf. Ich hab hier Geburtsrecht, und wer bist Du???“


Die Lack und Leder Tussi war geschockt. Voll geschockt. Mit einem Schlag fiel der Nebel von ihr, der sie immer umgeben hatte, wenn sie an die damalige Nacht gedacht hatte. Shit.
Es war der Bodybuilder gewesen. Irgendwie hatte sie es immer geahnt.
Gestört hätte es sie jetzt nicht, denn die Nacht war ja gut gewesen, wenn da nicht noch andere Mädels die Story hier vor der Tür mitbekommen hätten.
Ihren Mann ließ sie jetzt ein paar Wochen nicht mehr ran. Verriet ihm aber nicht warum. Der sollte aber spüren, dass sie es nicht mochte geneppt zu werden.
Aber gegen den Bodybuilder musste man jetzt was unternehmen. Was ein Schwein!
Sie sprach mit dem einäugigen Türsteher und sagte ihm.
„Pass auf. Du bringst den Bodybuilder um die Ecke. Dann kannst Du auch seine ganze Kohle haben. Meinetwegen auch das Blondchen. Das werden wir schon irgendwie hinkriegen. Ich garantiere Dir, dass Dir von meinem Mann und seinen zwei Brüdern keine Gefahr droht. Die hab ich im Griff“
Der Einäugige war begeistert. Endlich war der Zeitpunkt da. Kohle lockte, dazu die blonde Braut und den aufgeblasenen Bodybuilder konnte man auch loswerden.


Er schlug dann seinem Chef und seinem Gast eine kleine Ausfahrt am Wochenende vor. Die fanden das dann auch cool, wollten sie doch unbedingt mal ihre neuen Maschinen austesten.
An einem stillgelegenen Waldrastplatz war es dann soweit.
Just zu dem Zeitpunkt, wo der Bodybuilder sich den für ihn überlebenswichtigen Proteinshake mixen wollte, ging ihm das Wasser aus. Da wurde er dann richtig nervös, bis er eine Quelle entdeckte.
Als er sich dort hinkniete, um seine Feldflasche zu füllen, zog der Türsteher einen Colt aus der Satteltasche seines Motorrads und schoss dem Bodybuilder zwischen die Schulterblätter.
Der war sofort tot.
Der Clubbesitzer war geschockt. Kapierte aber sofort, was hier gespielt wurde.
Der Einäugige grinste und murmelte: „Pah. Von wegen unverwundbar! Pass auf Chef. Ich übernehme die Verantwortung; und sein wir mal ehrlich. Unsere Geschäfte werden ohne den Typ besser laufen.“
Als die beiden mit dem Toten zurück zum Club kamen, bekam die Blonde einen hysterischen Anfall, weinte, schrie, flippte völlig aus und schrie nach Rache.
Wutentbrannt verließ sie den Ort des Geschehens, wobei sie brüllte, „wir werden uns wiedersehen.“
Die Polizei konnte sie nicht einschalten, denn die hätte zuviel gefragt, und die Gefahr, dass dann alle im Knast einfahren, war viel zu hoch.
Der Einäugige, schon ein bisschen sauer, weil die Braut weggefahren war, tröstete sich mit dem Schatz, den er dann an einer Stelle im Fluss versenkte, die nur er kannte.
„Niemand wird die jemals finden, außer ich sag ihm das persönlich“, meinte er.
Geldsorgen kannte er seit dem Zeitpunkt nicht mehr.
Die Lack und Leder Tussi war jedenfalls zufrieden. Jetzt wusste jeder in der Stadt, wer hier Chef und wer die Chefin im Ring war. Niemand lästerte mehr, niemand machte ihr ihren Platz als Queen streitig, und nach einiger Zeit ließ sie dann auch wieder den Clubbesitzer in ihr Bett. Der war ja auch geschickt darin sie zu befriedigen, und das war die Hauptsache.
Warum sollte sie ihm jetzt noch länger grollen.
Diese Nacht im Norden war ja auch schon lange vorbei, und sie meinte Schwamm drüber.
Es vergingen ein paar Jahre, da kam eine facebook Freundschaftsanfrage auf das Handy des Clubbesitzers.
„Schau mal Baby. Meine Schwester will sich wohl versöhnen.“
„Ach mach doch was Du willst“, lautete die Antwort. „Ich traue der Bitch zwar nicht, aber sie ist Deine Schwester.“
Nachdem der Club Boss die Freundschaftsanfrage bestätigt hatte, kam kurz danach die Einladung zu ner Hochzeit.
Offensichtlich hatte die Blonde einen Osteuropäer kennengelernt und war jetzt mit dem zusammen. Der war auch im Clubgeschäft tätig und war zudem Vorsitzender eines großen Motorradclubs, der europaweite Beziehungen hatte und dessen Mitglieder fast nur im Sattel saßen.

Der Bruder stimmte einer großen Ausfahrt zu. Der ganze Club wurde zusammengetrommelt und auf die Maschinen gesetzt. Hunderte Biker aus dem Süden fuhren nun rheinaufwärts nach Norden, um an der Hochzeit und der Versöhnungsfeier teilnehmen zu können.
Aber, wie sollte es anders ein.
Es war eine Falle.
Die Blonde hatte nämlich einen Plan. Sie wollte Rache, Blut und Tote sehen.

Die Osteuropäer und die Jungs aus dem Süden verstanden sich nicht wirklich. Das war natürlich vorteilhaft, um einige Konflikte anzustacheln.
Die Osteuropäer hatten die Besucher aus dem Süden in einem stillgelegten Industriekomplex untergebracht. Zu dem führten nur zwei Eingänge, die dann auch schnell kontrolliert werden konnten.
So langsam begannen sich die beiden Gruppen zu provozieren. Ein Wort hier. Ein Wort da. Dann kam es zu leichten Rempeleien. Es folgten Schlägereien, na und bald wurden dann die Messer und sogar die Pistolen gezogen.
Es kam zu einer wirklichen Schlacht.
Es gab immer mehr Tote auf beiden Seiten.


Irgendwann kam dann der Zeitpunkt, als die Blonde komplett austickte. Sie knallte ihren eigenen Bruder ab, und danach noch den Türsteher, der versucht hatte, sich ihr in den Weg zu stellen.
Beide wurden förmlich zerlegt, weil die Blonde spezielle Munition verwendete, was selbst die hartgesottensten Jungs schockierte.
Ihre blonden Haare wehten im Wind. Überall war Staub und Nebel. Ihr Antlitz verbreitete Schrecken. Völlig wahnsinnig konnte sie nicht mehr Freund von Feind unterscheiden. Schoss hierhin und dahin.
 „Das reicht jetzt aber Lady“, rief daraufhin der Boss eines befreundeten Motorradclubs aus Italien, den alle nur Diddi nannten und der seinem Leibwächter ein Zeichen gab.
Der Italiener hasste hysterische Frauen, und das mit den Dum-Dum Geschossen war jetzt wirklich ne Nummer zu heftig.
Der Leibwächter hatte das Nicken verstanden und erledigte die Blonde mit einem gezielten Schuss zwischen die Augen.
Selbst der osteuropäische Verlobte blieb still, denn als er gesehen hatte, wie seine Alte austicken konnte, hatte er eh die Lust an ihr verloren.
Vor sowas war man ja nie sicher.
Dann lieber wieder eine kleine schnuckelige Blondine aus der eigenen Heimat. Er kannte da eine, die hieß Ildiko. Die fand er schon ziemlich lecker.
Irgendwann ebbte die Schießerei dann ab.
Von den Besuchern aus dem Süden blieb keiner am Leben.
Kopfschüttelnd standen der Osteuropäer, Diddi und sein Leibwächter in dem ganzen Chaos rum.
Diddi schaute seinen Kumpel an und meinte:
„Und wer räumt jetzt die Scheiße hier auf Attila???“
Der wusste darauf auch keine Antwort, drehte sich erst einmal auf dem Absatz um und gönnte sich einen Wodka, der ihm von einem Kumpel gereicht wurde.
Das war dann das Ende der Geschichte.

Ach.
Bevor ich es vergesse.
Der Bodybuilder hieß Sigfried oder Sigurd, der Clubbesitzer Gunnar oder Gunther, der Osteuropäer Attila oder Etzel, der Türsteher Hagen, der Clubchef aus Italien Dietrich (er war sowas wie ein Südtiroler) und dessen Leibwächter Hildebrand. Der böse Kampfhund hörte auf den Namen Fafnir, und der kleine Kerl, dem der Bodybuilder das Geld geklaut hatte, nannte sich Alberich. Die beiden Brüder des Clubchefs, mehr Statisten als sonst was, trugen die Namen Gernot und Giselher.
Na und die Frauen hießen Brünhild und Kriemhild.
Spätestens jetzt haben sie meine Hauptpersonen erkannt, oder??
Wenn nicht, kennen Sie weder deutsche Heldensagen, noch Richard Wagner.
Mein Sammlerfreund Klaus hatte mich auf der Tactica gefragt, ob ich nicht eine amüsante Story zu den Nibelungen schreiben könne.
Ich sagte erstmal ja.
Als ich mich dann aber mit dem Thema beschäftigte, überkam mich wieder das Gefühl, dass ich bei dieser Sage immer habe.
Da gibt es nicht viel Amüsantes.
Irgendwie ist die Nibelungensage ziemlich trashy, weil wahre Gegner für echte Helden fehlen bzw. die viel zu spät ins Spiel kommen.
Im Grunde ist die Sage ein großes Familiendrama. Es ist wie Dallas, Denver Clan und Sturm der Liebe zusammen.
Dazu gibt es dann noch Szenen, die einen aufgeklärten Leser der heutigen Zeit eher abstoßen. Diese Gunter/Siegfried Connection mit einer doppelten Vergewaltigung geht gar nicht.
Da muss eine Walküre „niedergerungen werden“. Von einem, der sich eine Tarnkappe aufgesetzt hat.
Haaaalllllloooooooo?????
Dann ringt der gleiche Typ, eben Siegfried, diese Walküre noch in ihrem Bett nieder, damit der andere sie vergewaltigen kann.
Haaaalllllloooooooo?????
Also irgendwie taugen die beiden nicht für Helden. Die Szene müsste man nach heutigem Standard rausschneiden. Das braucht kein Mensch mehr.
Dann kommt ja noch das Blöde hinzu, dass die armen Nibelungen selbst von deutschen Regierungen der Geschichte mehrfach instrumentalisiert wurden. Da können die Nibelungen jetzt nichts dafür, ist aber halt blöd.
Im Ersten Weltkrieg blaffte man das Wort „Nibelungentreue“ in den Äther, nur um zu betonen, dass das Deutsche Reich und die K.U.K. Monarchie gemeinsam untergehen würden.
Super Strategie.
Tatsächlich die gleiche, die auch die Nibelungen hatten. Völlig bescheuert:  Da latschst Du in das Lager Deiner Feinde, lässt Dich da einschließen, und gehst unter.
Super. Echt super.
Passt aber zu der deutschen Denke von 1815 bis 1945. Ja so waren wir. Echte Nibelungen. Schade für das einfache Volk, das den Mist mitmachen musste. Ich denke da immer noch mit Wehmut an meine Urgroßeltern und Großeltern zurück, die das zu ertragen hatten.
Die Nazis bliesen natürlich ins gleiche Horn und sahen die „Tapferkeit dieser germanischen Helden“ als sinnbringend für eigene sinnlose Durchhaltebefehle und überflüssiges Sterben an.
Na und das alles dann noch begleitet von den schwülstigen Klängen der Wagner Opern, die dann das alles noch musikalisch untermauerten.
Das ist tatsächlich ein schweres Erbe, um sich der ganzen Geschichte zu nähern.
Na und ob das dann auch Spaß macht so ein Thema im Wargaming darzustellen, muss dann jeder selbst überlegen.
Nun gut.
Viele von uns werden wohl in der Zukunft auch das Haus Bolton bei Game of Thrones bzw. A Song of Ice and Fire (The miniature game) in die Schlacht führen. Das ist ähnlich unsympathisch, stört dann aber auch wieder nicht.
Also besteht somit schon die Möglichkeit auch Siegfried und Gunter sowie die Anderen im Tabletop als Helden einzuführen.
Das Nibelungenlied kennt auch zwei große Themen, die Wargaming tauglich sind, nämlich die Kriege gegen die Sachsen und die Endschlacht gegen die Hunnen.
Da könnte man dann schon ein paar Szenarien oder eine kleine Kampagne draus stricken.
Wenn man das jetzt nicht möchte – aber ich denke, ich könnte da dran Spaß bekommen - sollte man sich dem Thema eher von seinem historischen Ursprung nähern, oder es komplett abstrahieren, wie ich es ja oben beschrieben habe.
Beim Schreiben habe ich richtig Lust bekommen meine Project Z Truppe so aufzustellen, wie eingangs gezeigt. So ne Gangster, Zombie oder Mad Max Story. Na und alle Protagonisten tragen die Namen des Nibelungenlieds.
Geil.
Kriemhild und Brünhild als Lack und Leder Motorradbräute und die Helden alle auf Bikes und mit abgesägten Schrotflinten, handlichen Automatikwaffen, Revolvern und Pistolen.
Fafnir wird kein Hund, sondern von nem riesigen Typen gespielt, der nen Flammenwerfer bedient.
Na und wenn man es verfilmen würde…
Mein Attila wäre natürlich Danny Trejo.
Wer sonst??
Das entspräche dann so in etwa einer Bayreuth Inszenierung, wo das Publikum völlig irritiert wäre, weil einfach zu modern.
Auf der anderen Seite ist es aber natürlich auch toll die historische Grundlage für die Nibelungen zu verwerten, und diese Wargaming Truppe dann von Helden mit den Namen der Sage anführen zu lassen.
Das wäre schon klasse.
Vorbild der Sage ist ja das Königreich der Burgunden, das im 5 Jahrhundert am Rhein, tatsächlich in der Nähe von Mainz und Worms, lag. Diese Burgunden kämpften mal für, und mal gegen die Römer, was damals nichts Unübliches war.
Es ist auch ein burgundischer König mit dem Namen Gundahar überliefert, was Fans von Sagen natürlich immer wieder erfreut hat.
Somit ist „König Gunther“ wohl historischer als „King Arthur“.
Im Jahr 436 ließ dann der weströmische Heermeister Aetius  das Reich am Rhein durch hunnische Hilfstruppen zerschlagen. Diese Thematik wird dann – frei interpretiert – in der Nibelungensage aufgegriffen. Die Burgunden, die den Angriff überlebten, wurden dann ein paar Jahre später erneut als Foederati in der heutigen Westschweiz angesiedelt.
Damit haben wir doch schon einmal ein Gerüst für ein gutes Wargaming Skirmish.
Eine spätrömische Föderaten Truppe, angeführt von verschiedenen Helden, und dem Oberheld Siegfried.
Lustigerweise hat Klaus H. da ja Figuren zusammengebastelt, die mich in die Lage versetzen eine solche historische Truppe der Burgunden aufzustellen.
Ich habe ja ein paar Bilder auf meinem Bericht zur Tactica gepostet. Da haben wir dann schon mal Hagen, Gunther und Alberich.
Aber auch die Mädels und die anderen Protagonisten sind da bereits in der Mache.
Die werde ich Euch alle in meinem nächsten, dann eher „historisch korrekten“ Bericht vorstellen.
Als Spielsysteme würden sich da nach meiner Meinung HdR von Games Workshop, das ja zum Glück gerade eine Neuauflage unter dem Titel „Middle Earth. Tabletop Strategiespiel“ erfährt, aber auch Saga anbieten.
Ich werde mir da demnächst einmal ein paar Gedanken über Szenarien und die Truppen machen.
Da ich tief im Herzen das HdR Regelwerk noch immer liebe, werde ich da mal an einer Adaption arbeiten. Ich bin mir sicher, dass da was möglich ist.
Vielleicht wird sich irgendjemand mal überlegen, ob man den Nibelungen auch ein Saga Battleboard spendieren kann.
Das würde ich dann gerne auch auf dieser Seite vorstellen.
Ich selbst kann da nichts entwickeln, weil ich da überhaupt nicht im Thema bin.
Also erwarten sie noch ein paar Gedanken zu den Nibelungen.
Ein paar historische, ein paar fantasylastige, ein paar moderne.
Denn nicht zuletzt werden auch Siggi, Gunnar und Hagen noch auf Ihren Bikes gen Norden fahren, im besten „Sons of Anarchy“ Stil.
Ich kann meine eingangs geäußerten Gedanken ja nicht in der Versenkung verschwinden lassen.
Das Nibelungenlied lädt ja förmlich zu Interpretationen ein.


P.S.: Wie kommt man auf eine solche Interpretation der Sage.

Einmal im Monat fahre ich zu unserem Monatsspiel nach Worms und mein Weg führt mich immer an einem der größten Fitnessstudios der Stadt vorbei, wo die Nachfahren von Siegfried eifrig trainieren.
Na und während ich da an der Ampel stehe, und links von mir in ein paar hundert Metern Entfernung sich der Dom erhebt und rechts von mir die Leute auf Fitnessgeräten, die mich irgendwie an Motorräder erinnern, sich einen abrackern, da hat es dann Klick gemacht.
Danke liebe Betreiber von Sportstätten, dass es  heutzutage „in“ ist, dass schwitzende Menschen hinter riesigen Glasscheiben, die nichts verdecken, sondern alles offenlegen, trainieren, und wir sie uneingeschränkt bewundern können. Ohne Eure Mithilfe wäre mir die Geschichte bestimmt niemals eingefallen. Danke Euch allen.


2 Kommentare:

  1. Schön, dass er Dir gefallen hat.Nicht jeder, mag ja moderne Adaptionen klassischer Stoffe.

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