Stellen Sie sich einmal vor, es würde einen Film geben,
in dem ein Bodybuilder, der sich für unbesiegbar hält, die entscheidende
Hauptrolle spielt; und nein. Es ist nicht Arnold Schwarzenegger in Conan.
Sein persönlicher Berater wäre ein ziemlich kleiner Mann,
der Ihnen als Zuschauer irgendwie mega suspekt vorkommt, weil sie nie genau
wissen, lügt der jetzt, oder stimmt das, was er sagt; und nein. Es ist nicht
Danny de Vito.
Irgendwann trennt sich der Bodybuilder dann auch von dem
kleinen Mann, klaut dabei aber dessen ganze Kohle und eine ziemlich spezielle
Kluft, die nach den neuesten Erkenntnissen der militärischen Tarnung gefertigt
ist und ihren Träger unsichtbar erscheinen lässt, gleichzeitig aber die Muskeln
betont bzw. sie gekonnt in Szene setzt.
Tragisch: Der Kampfhund, der auf die Kohle des Kleinen
aufgepasst hatte und tatsächlich auch ziemlich gefährlich war, blieb tot am
Tatort zurück.
So traurig. Der Hund hatte doch nie jemanden etwas getan,
und wenn, dann wollte er doch nur spielen.
Der Bodybuilder erzählte dann auch jedem, dass er den
gekillt und sogar in seinem Blut gebadet habe, weil er die Reaktion der
Menschen, denen er diese Story erzählte, einfach genoss:
Die meisten waren entsetzt, aber viele sagten auch
„Respekt Alter!! Ich kannte den Hund!!!“
Irgendwie hatte der Bodybuilder nen genialen Tipp
bekommen, dass ein bisschen weiter südlich von seinem eigenen Wohnort ein
cooler Club aufgemacht hatte, der von so ner ziemlich schrägen Brudergang
geleitet wurde. Die drei Typen hingen gerne zusammen ab, taten so, als ob sie
gefährlich wären, aber der eigentlich gefährliche Typ da unten – und das wusste
jeder - war der einäugige Türsteher, der bevorzugt schwarze Klamotten trug und
eine riesige Tätowierung eines Adlers auf dem Unterarm zur Schau stellte.
Der Unterarm war dann tatsächlich auch beeindruckend,
musste der Bodybuilder feststellen, als er ein paar Tage später in den Club
eingelassen werden wollte.
Anfänglich gab es da Probleme, weil der Türsteher dem
ältesten der Brüder ins Ohr flüsterte, dass er dem Bodybuilder nicht traue, dieser
sicherlich Randale machen wolle, vielleicht sogar den Club zu übernehmen
beabsichtige.
Der Älteste, ein ziemlich überheblicher Poser, aber tief
in seinem Innern im Grunde ein übles Weichei, fing schon an zu zweifeln, als
ganz plötzlich seine Schwester vor dem Club ankam.
Die sah den Bodybuilder und war direkt hin- und weg.
„Eh Bruder. Der Typ gefällt mir. Lass ihn rein. Ich will
mal sehen, was mit dem läuft.“
Der Bruder, der seiner Schwester keinen Wunsch abschlagen
konnte, gab klein bei, der Türsteher grummelte irgendwas in seinen Bart, na und
schon war der Bodybuilder im Club.
Ab dem Zeitpunkt hing er dann da auch regelmäßig ab, und
so langsam verstanden sich die Brüder auch richtig gut mit ihm.
Nur der Türsteher fand ihn weiter unausstehlich.
Nach ein paar Wochen, die drei Brüder und der Bodybuilder
saßen mittlerweile jeden Abend um einen Champagner Kübel herum und besprachen
neue Pläne, wandte sich der älteste Bruder direkt an den Bodybuilder.
Der saß da und ließ immer mal die Brustmuskeln spielen,
was die kleine Schwester des Clubbesitzers mega lustig fand. Die hatte sich
mittlerweile rettungslos in den Bodybuilder verliebt.
Irgendwann an einem dieser Champagnerkübel Abende
schüttete der Clubbesitzer nicht nur den Champagner in sich rein, sondern vor
allem seinem neuen Kumpel auch sein Herz aus.
„Hör mal Alter. Da oben im Norden gibt es einen Club, der
uns perspektivisch Probleme bereiten kann. Der wird von so ner Alten geleitet,
die ziemlich stark aussehen soll, und die würde ich mir mal gerne anschauen.
Ich fände es cool, wenn Du mich begleiten würdest. Entweder müssen wir da oben
mal richtig aufräumen, oder ich schnapp mir die Alte und mach die klar.“
Der Bodybuilder hatte zwar keine wirkliche Lust, weil er
sich lieber um die Schwester kümmern wollte, aber Bro bleibt Bro und somit
schlug er ein.
Die Jungs fuhren also mit nem Luxusschlitten nach Norden
und betraten da den Club, der wirklich richtig genial wirkte.
„Eh. Kann es sein, dass die Alte auf die Schneekönigin
steht?? Hier sieht‘s ja aus wie im Disney Film“, bemerkte der Clubchef aus dem
Süden.
Sein Kumpel der Bodybuilder war auch ziemlich beeindruckt.
„Scheint echt ne coole Eisprinzessin zu sein!“, nickte er
ab.
Nachdem die Beiden dem dortigen Türsteher erklärt hatten,
wer sie waren, wurden sie nach oben auf eine Empore geführt, wo sie dann von
der Clubchefin empfangen wurden.
Die erblickte die zwei Typen aus dem Süden und fand den
Bodybuilder ziemlich scharf. Den Anderen, also den Clubbesitzer, der sie bereits
jetzt gierig anglotzte, ignorierte sie anfangs.
Sie selbst war dieser Lack und Leder Xena Typ und wirkte
schon verdammt sexy.
„Was wollt ihr Vögel hier?“, fragte sie die beiden Typen.
„Wir wollten uns mal kurz vorstellen, und wir haben
gehört, dass hier oben was laufen kann“, antwortete der Bodybuilder.
Die Lack und Leder Tussi fand das richtig gut und
irgendwie hatte sie sich echt in den Bodybuilder verguckt.
Deshalb lud sie die Beiden auch ein, und es wurde ein
richtig starker Abend mit jeder Menge Alkohol.
Als der Bodybuilder am anderen Tag neben der nackten Lack
und Leder Tussi aufwachte, wusste er was passiert war.
Mist.
Sie hatten beide zuviel gesoffen, na und was dann
passiert war, war ja wohl offensichtlich.
Der Bodybuilder schlich sich aus dem Bett, und ging in
den Nebenraum.
Da lag sein Kumpel ebenfalls noch besoffen auf dem Boden.
„Eh wach auf. Wach auf.“
Der schlug die Augen auf und schaute den nackten Blonden
verdutzt an.
„Komm. Schleich Dich ins Bett zu der Alten und erzähl
ihr, dass DU das gestern Abend gewesen bist. Ich hatte ja unter meiner Kluft
diesen Tarnanzug an, auf den die völlig abgefahren ist. Scheint auf Fetisch zu
stehen die Gute. Ich musste mit ihr ringen, und so nen bescheuerten
Kissenweitwurf Wettbewerb machen. Ich bin sogar um die Wette mit ihr ins Bett gehupft.
Die kann sich eh nicht an Gesichter erinnern. Dafür war
die viel zu fertig.
Aber ich warn Dich. Ein Wort zu Deiner Schwester, dass
ich die Alte gevögelt habe, und wir haben ein Problem. Ich glaube aber, dass
die Lack und Leder Lady Dich jetzt gerne begleiten wird, denn soweit ich mich
erinnern kann, war ich die Nacht schon ziemlich überzeugend.“
Die beiden zwinkerten sich zu, tauschten die Plätze und
es war wirklich so, dass die Lack und Leder Lady nach dieser Nacht richtig
handzahm war, und mit in den Süden ging.
Kurz nach diesen Geschehnissen heirateten dann die
Freunde auch ihre beiden Mädels.
Der Bodybuilder nahm sich die blonde Schwester des
Clubchefs, und der Clubchef die schwarzhaarige Lack und Leder Tussi.
Na und irgendwo wurden die Clubs dann zusammengelegt, die
Kohle geteilt, bisschen Familienplanung gemacht, und alles war gut.
Nur der Türsteher fand alles mega scheiße und hoffte,
dass er sich irgendwann rächen könne. Irgendwie konnte er halt den Bodybuilder
nicht leiden, und außerdem hätte er selbst gerne die Club Braut geehelicht.
Der Bodybuilder zog dann auch mal ein paar Jahre weg,
aber dann kam der Tag, als er mal wieder mit Anhang in die Stadt zurückkam.
Als die beiden Frauen, die blonde Schwester des
Clubkönigs, und die schwarzhaarige Lack und Leder Tussi, die ja nun mit ihm
verheiratet war, sich an der Eingangstür des Clubs trafen, kam es zur
Eskalation.
Die Blonde dachte wohl, sie könne sich mal hier vordrängen, denn
immerhin hatte sie ja den Mucki Man als Ehemann. Die Lack und Leder Tussi war
aber der Meinung, dass sie hier die Herrin im Ring sei, und meinte zu ihr:
„Nach mir Bitch! Stell dich hinten an.“
Na jedenfalls war das blonde Biest dann so pissig, dass
sie die Dunkelhaarige verächtlich musterte und ihr bissig sagte:
„Sag mal Du versoffenes Stück. Erst mit meinem Ehemann
vögeln, ohne das überhaupt zu kapieren, dann meinen Bruder heiraten und sich
jetzt hier als Queen aufspielen. Pass mal auf. Ich hab hier Geburtsrecht, und
wer bist Du???“
Die Lack und Leder Tussi war geschockt. Voll geschockt.
Mit einem Schlag fiel der Nebel von ihr, der sie immer umgeben hatte, wenn sie
an die damalige Nacht gedacht hatte. Shit.
Es war der Bodybuilder gewesen. Irgendwie hatte sie es
immer geahnt.
Gestört hätte es sie jetzt nicht, denn die Nacht war ja
gut gewesen, wenn da nicht noch andere Mädels die Story hier vor der Tür
mitbekommen hätten.
Ihren Mann ließ sie jetzt ein paar Wochen nicht mehr ran.
Verriet ihm aber nicht warum. Der sollte aber spüren, dass sie es nicht mochte
geneppt zu werden.
Aber gegen den Bodybuilder musste man jetzt was
unternehmen. Was ein Schwein!
Sie sprach mit dem einäugigen Türsteher und sagte ihm.
„Pass auf. Du bringst den Bodybuilder um die Ecke. Dann
kannst Du auch seine ganze Kohle haben. Meinetwegen auch das Blondchen. Das
werden wir schon irgendwie hinkriegen. Ich garantiere Dir, dass Dir von meinem
Mann und seinen zwei Brüdern keine Gefahr droht. Die hab ich im Griff“
Der Einäugige war begeistert. Endlich war der Zeitpunkt
da. Kohle lockte, dazu die blonde Braut und den aufgeblasenen Bodybuilder
konnte man auch loswerden.
Er schlug dann seinem Chef und seinem Gast eine kleine
Ausfahrt am Wochenende vor. Die fanden das dann auch cool, wollten sie doch
unbedingt mal ihre neuen Maschinen austesten.
An einem stillgelegenen Waldrastplatz war es dann soweit.
Just zu dem Zeitpunkt, wo der Bodybuilder sich den für
ihn überlebenswichtigen Proteinshake mixen wollte, ging ihm das Wasser aus. Da
wurde er dann richtig nervös, bis er eine Quelle entdeckte.
Als er sich dort hinkniete, um seine Feldflasche zu
füllen, zog der Türsteher einen Colt aus der Satteltasche seines Motorrads und
schoss dem Bodybuilder zwischen die Schulterblätter.
Der war sofort tot.
Der Clubbesitzer war geschockt. Kapierte aber sofort, was
hier gespielt wurde.
Der Einäugige grinste und murmelte: „Pah. Von wegen
unverwundbar! Pass auf Chef. Ich übernehme die Verantwortung; und sein wir mal
ehrlich. Unsere Geschäfte werden ohne den Typ besser laufen.“
Als die beiden mit dem Toten zurück zum Club kamen, bekam
die Blonde einen hysterischen Anfall, weinte, schrie, flippte völlig aus und
schrie nach Rache.
Wutentbrannt verließ sie den Ort des Geschehens, wobei
sie brüllte, „wir werden uns wiedersehen.“
Die Polizei konnte sie nicht einschalten, denn die hätte
zuviel gefragt, und die Gefahr, dass dann alle im Knast einfahren, war viel zu
hoch.
Der Einäugige, schon ein bisschen sauer, weil die Braut
weggefahren war, tröstete sich mit dem Schatz, den er dann an einer Stelle im
Fluss versenkte, die nur er kannte.
„Niemand wird die jemals finden, außer ich sag ihm das
persönlich“, meinte er.
Geldsorgen kannte er seit dem Zeitpunkt nicht mehr.
Die Lack und Leder Tussi war jedenfalls zufrieden. Jetzt
wusste jeder in der Stadt, wer hier Chef und wer die Chefin im Ring war.
Niemand lästerte mehr, niemand machte ihr ihren Platz als Queen streitig, und
nach einiger Zeit ließ sie dann auch wieder den Clubbesitzer in ihr Bett. Der war
ja auch geschickt darin sie zu befriedigen, und das war die Hauptsache.
Warum sollte sie ihm jetzt noch länger grollen.
Diese Nacht im Norden war ja auch schon lange vorbei, und
sie meinte Schwamm drüber.
Es vergingen ein paar Jahre, da kam eine facebook
Freundschaftsanfrage auf das Handy des Clubbesitzers.
„Schau mal Baby. Meine Schwester will sich wohl
versöhnen.“
„Ach mach doch was Du willst“, lautete die Antwort. „Ich
traue der Bitch zwar nicht, aber sie ist Deine Schwester.“
Nachdem der Club Boss die Freundschaftsanfrage bestätigt
hatte, kam kurz danach die Einladung zu ner Hochzeit.
Offensichtlich hatte die Blonde einen Osteuropäer
kennengelernt und war jetzt mit dem zusammen. Der war auch im Clubgeschäft
tätig und war zudem Vorsitzender eines großen Motorradclubs, der europaweite
Beziehungen hatte und dessen Mitglieder fast nur im Sattel saßen.
Der Bruder stimmte einer großen Ausfahrt zu. Der ganze
Club wurde zusammengetrommelt und auf die Maschinen gesetzt. Hunderte Biker aus
dem Süden fuhren nun rheinaufwärts nach Norden, um an der Hochzeit und der
Versöhnungsfeier teilnehmen zu können.
Aber, wie sollte es anders ein.
Es war eine Falle.
Die Blonde hatte nämlich einen Plan. Sie wollte Rache,
Blut und Tote sehen.
Die Osteuropäer und die Jungs aus dem Süden verstanden
sich nicht wirklich. Das war natürlich vorteilhaft, um einige Konflikte
anzustacheln.
Die Osteuropäer hatten die Besucher aus dem Süden in
einem stillgelegten Industriekomplex untergebracht. Zu dem führten nur zwei
Eingänge, die dann auch schnell kontrolliert werden konnten.
So langsam begannen sich die beiden Gruppen zu provozieren.
Ein Wort hier. Ein Wort da. Dann kam es zu leichten Rempeleien. Es folgten
Schlägereien, na und bald wurden dann die Messer und sogar die Pistolen
gezogen.
Es kam zu einer wirklichen Schlacht.
Es gab immer mehr Tote auf beiden Seiten.
Irgendwann kam dann der Zeitpunkt, als die Blonde komplett
austickte. Sie knallte ihren eigenen Bruder ab, und danach noch den Türsteher,
der versucht hatte, sich ihr in den Weg zu stellen.
Beide wurden förmlich zerlegt, weil die Blonde spezielle
Munition verwendete, was selbst die hartgesottensten Jungs schockierte.
Ihre blonden Haare wehten im Wind. Überall war Staub und
Nebel. Ihr Antlitz verbreitete Schrecken. Völlig wahnsinnig konnte sie nicht
mehr Freund von Feind unterscheiden. Schoss hierhin und dahin.
„Das reicht jetzt
aber Lady“, rief daraufhin der Boss eines befreundeten Motorradclubs aus
Italien, den alle nur Diddi nannten und der seinem Leibwächter ein Zeichen gab.
Der Italiener hasste hysterische Frauen, und das mit den
Dum-Dum Geschossen war jetzt wirklich ne Nummer zu heftig.
Der Leibwächter hatte das Nicken verstanden und erledigte
die Blonde mit einem gezielten Schuss zwischen die Augen.
Selbst der osteuropäische Verlobte blieb still, denn als
er gesehen hatte, wie seine Alte austicken konnte, hatte er eh die Lust an ihr
verloren.
Vor sowas war man ja nie sicher.
Dann lieber wieder eine kleine schnuckelige Blondine aus
der eigenen Heimat. Er kannte da eine, die hieß Ildiko. Die fand er schon
ziemlich lecker.
Irgendwann ebbte die Schießerei dann ab.
Von den Besuchern aus dem Süden blieb keiner am Leben.
Kopfschüttelnd standen der Osteuropäer, Diddi und sein
Leibwächter in dem ganzen Chaos rum.
Diddi schaute seinen Kumpel an und meinte:
„Und wer räumt jetzt die Scheiße hier auf Attila???“
Der wusste darauf auch keine Antwort, drehte sich erst
einmal auf dem Absatz um und gönnte sich einen Wodka, der ihm von einem Kumpel
gereicht wurde.
Das war dann das Ende der Geschichte.
Ach.
Bevor ich es vergesse.
Der Bodybuilder hieß Sigfried oder Sigurd, der
Clubbesitzer Gunnar oder Gunther, der Osteuropäer Attila oder Etzel, der
Türsteher Hagen, der Clubchef aus Italien Dietrich (er war sowas wie ein
Südtiroler) und dessen Leibwächter Hildebrand. Der böse Kampfhund hörte auf den
Namen Fafnir, und der kleine Kerl, dem der Bodybuilder das Geld geklaut hatte, nannte
sich Alberich. Die beiden Brüder des Clubchefs, mehr Statisten als sonst was, trugen
die Namen Gernot und Giselher.
Na und die Frauen hießen Brünhild und Kriemhild.
Spätestens jetzt haben sie meine Hauptpersonen erkannt,
oder??
Wenn nicht, kennen Sie weder deutsche Heldensagen, noch
Richard Wagner.
Mein Sammlerfreund Klaus hatte mich auf der Tactica
gefragt, ob ich nicht eine amüsante Story zu den Nibelungen schreiben könne.
Ich sagte erstmal ja.
Als ich mich dann aber mit dem Thema beschäftigte,
überkam mich wieder das Gefühl, dass ich bei dieser Sage immer habe.
Da gibt es nicht viel Amüsantes.
Irgendwie ist die Nibelungensage ziemlich trashy, weil
wahre Gegner für echte Helden fehlen bzw. die viel zu spät ins Spiel kommen.
Im Grunde ist die Sage ein großes Familiendrama. Es ist
wie Dallas, Denver Clan und Sturm der Liebe zusammen.
Dazu gibt es dann noch Szenen, die einen aufgeklärten
Leser der heutigen Zeit eher abstoßen. Diese Gunter/Siegfried Connection mit
einer doppelten Vergewaltigung geht gar nicht.
Da muss eine Walküre „niedergerungen werden“. Von einem,
der sich eine Tarnkappe aufgesetzt hat.
Haaaalllllloooooooo?????
Dann ringt der gleiche Typ, eben Siegfried, diese Walküre
noch in ihrem Bett nieder, damit der andere sie vergewaltigen kann.
Haaaalllllloooooooo?????
Also irgendwie taugen die beiden nicht für Helden. Die
Szene müsste man nach heutigem Standard rausschneiden. Das braucht kein Mensch
mehr.
Dann kommt ja noch das Blöde hinzu, dass die armen
Nibelungen selbst von deutschen Regierungen der Geschichte mehrfach
instrumentalisiert wurden. Da können die Nibelungen jetzt nichts dafür, ist
aber halt blöd.
Im Ersten Weltkrieg blaffte man das Wort
„Nibelungentreue“ in den Äther, nur um zu betonen, dass das Deutsche Reich und
die K.U.K. Monarchie gemeinsam untergehen würden.
Super Strategie.
Tatsächlich die gleiche, die auch die Nibelungen hatten.
Völlig bescheuert: Da latschst Du in das
Lager Deiner Feinde, lässt Dich da einschließen, und gehst unter.
Super. Echt super.
Passt aber zu der deutschen Denke von 1815 bis 1945. Ja
so waren wir. Echte Nibelungen. Schade für das einfache Volk, das den Mist
mitmachen musste. Ich denke da immer noch mit Wehmut an meine Urgroßeltern und
Großeltern zurück, die das zu ertragen hatten.
Die Nazis bliesen natürlich ins gleiche Horn und sahen
die „Tapferkeit dieser germanischen Helden“ als sinnbringend für eigene
sinnlose Durchhaltebefehle und überflüssiges Sterben an.
Na und das alles dann noch begleitet von den schwülstigen
Klängen der Wagner Opern, die dann das alles noch musikalisch untermauerten.
Das ist tatsächlich ein schweres Erbe, um sich der ganzen
Geschichte zu nähern.
Na und ob das dann auch Spaß macht so ein Thema im Wargaming
darzustellen, muss dann jeder selbst überlegen.
Nun gut.
Viele von uns werden wohl in der Zukunft auch das Haus
Bolton bei Game of Thrones bzw. A Song of Ice and Fire (The miniature game) in
die Schlacht führen. Das ist ähnlich unsympathisch, stört dann aber auch wieder
nicht.
Also besteht somit schon die Möglichkeit auch Siegfried
und Gunter sowie die Anderen im Tabletop als Helden einzuführen.
Das Nibelungenlied kennt auch zwei große Themen, die
Wargaming tauglich sind, nämlich die Kriege gegen die Sachsen und die
Endschlacht gegen die Hunnen.
Da könnte man dann schon ein paar Szenarien oder eine
kleine Kampagne draus stricken.
Wenn man das jetzt nicht möchte – aber ich denke, ich
könnte da dran Spaß bekommen - sollte man sich dem Thema eher von seinem
historischen Ursprung nähern, oder es komplett abstrahieren, wie ich es ja oben
beschrieben habe.
Beim Schreiben habe ich richtig Lust bekommen meine
Project Z Truppe so aufzustellen, wie eingangs gezeigt. So ne Gangster, Zombie
oder Mad Max Story. Na und alle Protagonisten tragen die Namen des
Nibelungenlieds.
Geil.
Kriemhild und Brünhild als Lack und Leder Motorradbräute
und die Helden alle auf Bikes und mit abgesägten Schrotflinten, handlichen
Automatikwaffen, Revolvern und Pistolen.
Fafnir wird kein Hund, sondern von nem riesigen Typen
gespielt, der nen Flammenwerfer bedient.
Na und wenn man es verfilmen würde…
Mein Attila wäre natürlich Danny Trejo.
Wer sonst??
Das entspräche dann so in etwa einer Bayreuth
Inszenierung, wo das Publikum völlig irritiert wäre, weil einfach zu modern.
Auf der anderen Seite ist es aber natürlich auch toll die
historische Grundlage für die Nibelungen zu verwerten, und diese Wargaming
Truppe dann von Helden mit den Namen der Sage anführen zu lassen.
Das wäre schon klasse.
Vorbild der Sage ist ja das Königreich der Burgunden, das
im 5 Jahrhundert am Rhein, tatsächlich in der Nähe von Mainz und Worms, lag.
Diese Burgunden kämpften mal für, und mal gegen die Römer, was damals nichts Unübliches
war.
Es ist auch ein burgundischer König mit dem Namen
Gundahar überliefert, was Fans von Sagen natürlich immer wieder erfreut hat.
Somit ist „König Gunther“ wohl historischer als „King
Arthur“.
Im Jahr 436 ließ dann der weströmische Heermeister
Aetius das Reich am Rhein durch hunnische
Hilfstruppen zerschlagen. Diese Thematik wird dann – frei interpretiert – in
der Nibelungensage aufgegriffen. Die Burgunden, die den Angriff überlebten,
wurden dann ein paar Jahre später erneut als Foederati in der heutigen
Westschweiz angesiedelt.
Damit haben wir doch schon einmal ein Gerüst für ein
gutes Wargaming Skirmish.
Eine spätrömische Föderaten Truppe, angeführt von
verschiedenen Helden, und dem Oberheld Siegfried.
Lustigerweise hat Klaus H. da ja Figuren
zusammengebastelt, die mich in die Lage versetzen eine solche historische
Truppe der Burgunden aufzustellen.
Ich habe ja ein paar Bilder auf meinem Bericht zur
Tactica gepostet. Da haben wir dann schon mal Hagen, Gunther und Alberich.
Aber auch die Mädels und die anderen Protagonisten sind
da bereits in der Mache.
Die werde ich Euch alle in meinem nächsten, dann eher
„historisch korrekten“ Bericht vorstellen.
Als Spielsysteme würden sich da nach meiner Meinung HdR
von Games Workshop, das ja zum Glück gerade eine Neuauflage unter dem Titel
„Middle Earth. Tabletop Strategiespiel“ erfährt, aber auch Saga anbieten.
Ich werde mir da demnächst einmal ein paar Gedanken über
Szenarien und die Truppen machen.
Da ich tief im Herzen das HdR Regelwerk noch immer liebe,
werde ich da mal an einer Adaption arbeiten. Ich bin mir sicher, dass da was
möglich ist.
Vielleicht wird sich irgendjemand mal überlegen, ob man
den Nibelungen auch ein Saga Battleboard spendieren kann.
Das würde ich dann gerne auch auf dieser Seite
vorstellen.
Ich selbst kann da nichts entwickeln, weil ich da
überhaupt nicht im Thema bin.
Also erwarten sie noch ein paar Gedanken zu den
Nibelungen.
Ein paar historische, ein paar fantasylastige, ein paar
moderne.
Denn nicht zuletzt werden auch Siggi, Gunnar und Hagen
noch auf Ihren Bikes gen Norden fahren, im besten „Sons of Anarchy“ Stil.
Ich kann meine eingangs geäußerten Gedanken ja nicht in
der Versenkung verschwinden lassen.
Das Nibelungenlied lädt ja förmlich zu Interpretationen
ein.
P.S.: Wie kommt man auf eine solche Interpretation der Sage.
Einmal im Monat fahre ich zu unserem Monatsspiel nach
Worms und mein Weg führt mich immer an einem der größten Fitnessstudios der
Stadt vorbei, wo die Nachfahren von Siegfried eifrig trainieren.
Na und während ich da an der Ampel stehe, und links von
mir in ein paar hundert Metern Entfernung sich der Dom erhebt und rechts von
mir die Leute auf Fitnessgeräten, die mich irgendwie an Motorräder erinnern, sich
einen abrackern, da hat es dann Klick gemacht.
Danke liebe Betreiber von Sportstätten, dass es heutzutage „in“ ist, dass schwitzende
Menschen hinter riesigen Glasscheiben, die nichts verdecken, sondern alles
offenlegen, trainieren, und wir sie uneingeschränkt bewundern können. Ohne Eure
Mithilfe wäre mir die Geschichte bestimmt niemals eingefallen. Danke Euch
allen.
Klasse Artikel, danke dafür!
AntwortenLöschenSchön, dass er Dir gefallen hat.Nicht jeder, mag ja moderne Adaptionen klassischer Stoffe.
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