Mittwoch, 2. Dezember 2015

Wien - Eine Vorbemerkung

Bevor ich meinen ersten Bericht über das Heeresgeschichtliche Museum in Wien poste, muss ich noch etwas loswerden.
Ich bin verliebt.
Ja; ich bin in diese Stadt Wien verliebt.
Na und das so richtig kitschig, schwülstig, pathetisch, wie man das von einem Wien Touristen erwartet.




Österreicher werden mich wohl hassen. Ich glaube, denen geht das alles eher auf den Zünder.
Der Wiener wird denken. Oh. Nicht schon wieder so einer, der denkt uns zu verstehen, aber es nicht tut.
Aber dennoch werfe ich Euch dieses Bekenntnis entgegen.
Es ist wie eine wiederentdeckte Jugendliebe, obwohl ich die Stadt nie in meiner Jugend besucht habe.
Es war früher nicht die Zeit da, nicht das Interesse, nicht das Geld.
Es war wohl Schicksal. Ich musste diese Stadt erst später entdecken. So denke ich im Moment.
Später entdecken, um Ihren Zauber wirklich genießen zu können.




Ja es gab auch bei mir Zeiten, wo ich durch das Swinging London schlenderte und es einfach mega cool fand, wenn in den großen Geschäften an der Oxford Street die Bässe dröhnten. Mann war ich damals in den 80er Jahren beeindruckt. Das war modern, hipp, outstanding.
Heute würde es mich abnerven.
Genauso erging es mir in dieser Zeit mit Paris. Paris war lebenslustig, avantgardistisch, teuer.
Heute schockt mich das nicht mehr an Paris. Es ist einfach so.
Rom war – und ist es immer noch für mich – würdevoll, aber auch leicht chaotisch, Spumante gemischt mit Champagner. Barock in seiner  ganzen Ausformung; und heiß, einfach nur heiß …, weil ich Rom traditionell und bekloppt wie ich bin nur im August besuche.
Wenn schon, denn schon.
Berlin fand ich nach der Wiedervereinigung und auch so um 2005 sehr spannend.
1990 war überall Aufbruch, Improvisation, Chaos.
Um 2005 war dann da vieles fertig, neu, zusammengefügt, in neuer Komposition wiedervereint.
Mittlerweile beginnt man schon wieder da zu restaurieren, was 2005 fertig erschien.
Berlin ist wie Dubai. Ein Stadtzentrum als Baustelle. Egal wie es aussieht. Egal wie ungemütlich es wird. Egal wie ätzend es für die Anwohner oder Touristen ist.
Hauptsache bauen.
Hauptsache Shopping und Party. Hauptsache irgendwelche Stadtteile als en vogue betrachten. Den Prenzlauer Berg als neues Zentrum des Nachtschwärmens definieren. Na und wenn der Prenzlauer Berg dann ausgelutscht ist, schaut man halt, wo man sich noch weiter austoben kann.
Hmhhh. Kreuzberg hat doch noch alte Bausubstanz.  Warum denn nicht da? Den alten Kiez aufbrechen. Dann gehen wir doch mal hier hin und machen alles anders, alles teurer.
Keine Vision. das wird gerade angegangen.
Die Berliner reden da immer von den Schwaben, die jetzt schon am Prenzlauer Berg wohnen, und sich immer mehr in der Stadt verbreiten.
Find ich lustig.
Ich habe mal einen Taxifahrer gefragt, sind das wirklich Schwaben, die sich da ausbreiten? Er war überfordert. Aber so entstehen halt Bonmots.
Was dem Bayern sein Preuß, ist mittlerweile dem Berliner sein Schwabe.
Na und ich mittendrin als Gast, Handelsreisender und Tourist, dem diese aufgesetzte Nummer gar nicht mehr gefällt.
Dem diese kaputte, aufgerissene, zusammengewürfelte Stadt einfach auf den Nerv geht.
Wo bitte ist die Gemütlichkeit in Berlin?
Am Gendarmenmarkt hinten rechts.
Im Refugium.
Ein bezeichnendes Wort für ein Restaurant, das ich auch als solches bewerten würde.
Als Refugium und als Restaurant wohlgemerkt.
Aber ansonsten ödet mich die Stadt an. Der Stilmix an Gebäuden geht mir auf den Zünder. Es ist alles zu improvisiert.  Zu gemischt. Aus der Not geboren. Von modernen Städteplanern entwickelt.
Berlin ist Opfer seiner Geschichte.
„Guten Morgen Berlin
du kannst so hässlich sein
so dreckig und grau
Du kannst so schön schrecklich sein
deine Nächte fressen mich auf
es wird für mich wohl das Beste sein
ich geh nach Hause und schlaf mich aus
Und während ich durch die Straßen laufe
wird langsam schwarz zu blau …“
(Peter Fox)
Treffender kann es niemand beschreiben.
Na und Wien?
Ja Wien war mir jahrzehntelang nicht präsent. Klar wusste ich. Ich muss da unbedingt mal hin. Immerhin war Wien vor dem Ersten Weltkrieg die fünftgrößte Stadt der Welt. Immerhin war sie mal die Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.



Immerhin war der Kaiser jahrhundertelang Habsburger und Wiener. Ja und der erste Habsburger Kaiser, Rudolf, hatte meiner Heimatstadt Mayen die Stadtrechte verliehen.
Da muss man dann doch mal persönlich vorbei und danke sagen. Einfach nur danke, lieber Habsburger, dass Du das getan hast. Danke, dass es am Habsburgring in Mayen die beste Pommes Bude der Welt gibt. Leider bin ich nicht mehr oft in der Stadt; oder zum Glück. Zumindest stimmt dadurch noch die Figur.
Na und im letzten Jahr war ich dann das erste Mal in Wien. Um es vorweg zu nehmen. Ich bin seit ein paar Tagen von meinem zweiten Trip dorthin zurück.
So nach dem Motto.
Nach dem Wienurlaub, ist direkt vor dem Wienurlaub.
Logisch hatte ich nach 2014, direkt wieder für 2015 einen erneuten Besuch geplant.
Na und 2016 ist auch schon fix.
Nur über den Zeitpunkt wird noch diskutiert.
Warum begeistert mich die Stadt so? Ich bin konservativ, ein bisschen old school, ein Geschichtsbegeisterter.
Na und irgendwie scheinen das die Wiener und die Offiziellen der Stadt auch zu sein.
Die Stadt ist gemütlich; aber dennoch modern. Da, wo die Stadt klassisch wirkt –rund um die Hofburg, am Graben und am Stephansdom – sind irgendwie auch die Geschäfte so.
Das passt.
Die bummelnde Masse ist halt woanders, und fühlt sich dann da auch wohl.
Vorteil für mich: Sie stören mich nicht.
Ja; lagert doch überall Einkaufspassagen an Bahnhöfe aus. Das passt. An Bahnhöfen ist traditionell Bewegung, Action, ein Hin- und Her. Da fällt es gar nicht auf, wenn die Geschäfte klumpen.



Wien war zu 25% zerstört, sicherlich weniger als viele deutsche Großstädte.
Keine Frage.
Aber 25%, also ein Viertel der Stadt kaputt … überlegt Euch das mal heutzutage plastisch.
Man hätte somit auch hier die Stadt verschandeln können. Bundesdeutsche Städteplaner hätten das auch garantiert hinbekommen. Keine Frage.
Aber der Aufbau erfolgte ganz klar in einem definierten Rahmen. Nämlich die Stadt wieder so erstehen zu lassen, wie sie vorher wirkte.
Zumindest mal im 1. Bezirk.
Der Aufbau orientierte sich somit an der zerstörten Vorlage.
Da haben keine Modernisten rumgepfuscht und Stadtbilder zerstört.
Da ist Neues mit Altem auf sanfte Weise verbunden worden.
Na und warum soll ich lügen? Das gefällt mir.
Ich fühle mich da wohl.
Da gibt es viele „gemütliche“ Ecken. Nicht nur hinten rechts am Gendarmenmarkt.
Nein überall in der Stadt.





Na und beim kulturellen Angebot … da kracht es eben.
Egal ob ich jetzt Musikliebhaber bin – was eine Auswahl an Konzerten !!
In anderen Städten versuchen Dich Animateure für einen Bordell Besuch zu animieren, hier bringen sie Dich zu Haydn, Brahms oder Mozart.
Na und die Herren in den historischen Kostümen sind auch nicht so aufdringlich wie so manch andere in anderen Städten.



Die Museen.
Zweimal da. Insgesamt 8 volle Tage. Gesehen? 20%? 30%?
Ich kann es nicht genau sagen. Aber ich weiß, auch bei der dritten Reise werden immer noch keine Wiederholungen dabei sein. Das kann ich sagen, denn Reise Nr. 3 ist bereits geplant.
Na und ich habe noch keinen Abhängerurlaub in Wien verbracht. Den Wienerwald, den Kahlenberg, die Heurigen Kneipen kenne ich nicht, weil ich bisher nur im Winter da war.
Auch der Spittelberg, quasi das Pendant zum Berliner Prenzlauer Berg, ist mir zwar bekannt, habe seine Lokale aber noch nicht erkundet.
Ihr seht. Man kann sich auch der kulturellen Vielfalt entziehen, und sich für einen Schnatterurlaub, Entschuldigung, chillen heißt das ja, entscheiden.
Berlin hatte ich da schneller touristisch abgegrast.
O.K. Die Gedächtniskirche kenne ich in zehn unterschiedlichen Verhüllungsstufen. Hat das was???
Wie gesagt; es wird ja immer wieder was gebaut in meiner tollen Hauptstadt.
Ach Leute.
Wien hat halt mein Herz berührt. Berlin nur meinen Verstand.
Das ist der Unterschied.
Aber es ist so viel schöner sein Herz sprechen zu lassen.





Und genau deshalb möchte ich Euch mit ein paar Berichten auf eine kleine historische Reise mitnehmen.
Dieser Vorbericht war nötig, damit Ihr mein Schwelgen, meine Begeisterung nachvollziehen könnt.
Ja. Ich sage es noch mal.
Ich liebe die Stadt.
Begleitet mich zunächst einfach ins Heeresgeschichtliche Museum in Wien.
Da könnt Ihr dann schon erahnen, was ich meine.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen