Mittwoch, 8. März 2017

Limes tragico ed eroico: Der Alpenkrieg - Eine Ausstellung.

Ein Kapitel des Ersten Weltkriegs, das im Deutschland der Gegenwart im Grunde völlig vergessen ist, ist der Krieg in den Alpen.
Hier lagen sich die Armeen Österreich-Ungarns und Italiens gegenüber, und führten blutigste Schlachten.

Vor dem Ersten Weltkrieg war diese Entwicklung nicht sofort abzusehen, wenn es auch schon einige Jahre im Gebälk geknirscht hatte.
1882 hatte sich Italien im sogenannten Dreibund zu einem Defensivbündnis mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn zusammengeschlossen. Dieser Vertrag wurde dann sogar 1913 noch durch die Dreibundmarinekonvention verstärkt, die die Seekriegsführung im Mittelmeer regelte.
Auslöser der Haltung Italiens war in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts die aggressive Kolonialpolitik Frankreichs in Nordafrika. Italien und Deutschland, die kolonialen Looser, wollten halt auch ihren Platz an der Sonne. In diesem Fall quasi die Underdogs der Weltgeschichte, sah man bessere Möglichkeiten, wenn man sich gegenseitig absicherte.
Anfang des 20. Jahrhunderts näherte sich Italien  aber wieder Frankreich an, und die alte Feindschaft gegen Österreich-Ungarn wog wieder stärker.
Die Interessen der drei Dreibundstaaten trifteten allmählich auseinander.
Italien und Österreich-Ungarn hatten beiderseitige Interessen auf dem Balkan, die miteinander kollidierten. Im Bereich des heutigen Sloweniens hatten die beiden Länder sogar direkte Gebietsansprüche und hier schwelte dann auch ein massives Konfliktpotential.
Deutschland wiederum war bemüht ein besseres Verhältnis zur Türker zu entwickeln. Der Krieg Italiens gegen das Osmanische Reich 1911/12 war somit auch eher kontraproduktiv.
Es war im Grunde auch gar nicht verwunderlich, dass Italien im August 1914 einen Kriegseintritt mit der Begründung ablehnte, dass es sich beim Dreibund um ein reines Defensivbündnis handle, somit der Kriegseintritt für Italien nicht notwendig sei. Weder Österreich-Ungarn noch Deutschland seien angegriffen worden.
Deutschland und Österreich fühlten sich natürlich düpiert.
Im Mai 1915 trat dann Italien auf Seiten der Entente Mächte in den Ersten Weltkrieg ein.
Kaiser Franz Josef meinte: „Der König von Italien hat mir den Krieg erklärt. Ein Treubruch, dessengleichen die Geschichte nicht kennt, ist von dem Königreiche Italien an seinen beiden Verbündeten begangen worden.“ (Manifest 23.5.1915, „An meine Völker!“)
Der Gebirgskrieg von 1915-1918 unterlag natürlich extremen Gesetzmäßigkeiten. Es war ein Krieg im Hochgebirge. Es ging um Höhenrücke, schmale Täler, um Pässe. Es gab aber ein großes Ziel:
Für Österreich-Ungarn ging es wie auch an den anderen Fronten, um den Erhalt des brüchigen Vielvölkerstaates.
Für Italien ging es um Friaul, Südtirol, um Trient und Triest.
Regionen, die die nationalitalienische Bewegung als italienisches Gebiet ansah. Man sprach von der Irredenta: „Terra irredanta“ – unbefreites Land.
Man muss an dieser Stelle aber auch einmal festhalten, dass der Anteil der italienisch sprachigen Bevölkerung hier auch entsprechend hoch war.
Auf deutscher Seite wurde zur Unterstützung des Verbündeten das Alpenkorps aufgestellt. Im Grunde die erste offizielle Gebirgsjägertruppe einer deutschen Armee.
Im Gebiet der Dolomiten versuchten die Österreicher vor allem die Stellungen zu halten, was auch gelang. Die wichtigsten Kämpfe fanden in den Julischen und Karnischen Alpen statt. Sie wurden unter dem Titel Isonzo- und Piaveschlachten berühmt.
Am Isonzo kam es zu 12 Schlachten!! 12!!
Das Verdun in den Bergen.
So will ich es einmal nennen.
Sinnlose Menschenopfer, für wenige Kilometer Geländegewinn.
Interessant ist einfach, dass die beiden Oberbefehlshaber General Luigi Cordona auf italienischer und  General Hötzendorf auf österreichischer Seite ähnlich inkompent waren und es deshalb an dieser Front im Grunde gar nicht zu einer Entscheidung kommen konnte.
Überall in Europa wird ja seit 2014 an das Ringen im Ersten Weltkrieg erinnert. 100 Jahre sind mittlerweile vergangen.
Im November 2016 war ich in Florenz. Na und obwohl ich es ja selbst nicht vermutet hätte.
Auch hier, in einer Stadt, die aus ganz anderen Gründen heraus besuchenswert ist, fand sich eine Ausstellung zum Ersten Weltkrieg.
Ich wäre vielleicht sogar vorbeigerannt. Wir gingen am Palazzo Medici Riccardi vorbei, als meine Frau plötzlich meinte.
„Schau mal. Scheint, da gibt es eine Ausstellung, die Dich interessieren wird.“
Richtig konnte ich im Nachgang nur sagen.
„Limes tragico ed eroico. Territorio, uomini e arma nella Grande Guerra, sul fronte italiano 1915-1918“ – Die tragische und heldenhafte Grenze. Gelände, Menschen und Waffen im Großen Krieg, an der italienischen Front 1915 - 1918, so der Arbeitstitel.

Leider war die Ausstellung nur in italienischer Sprache. Sie fand auch nur im Oktober und November statt, so dass Sie, meine lieben Leser, sie gar nicht mehr besuchen können.
Ob sie andernorts nochmals wiederholt wird, kann ich Ihnen jetzt gar nicht sagen. Sollten Sie in diesem Jahr einen Urlaub in Italien planen, einfach mal vorher googeln.
Dennoch, oder gerade deswegen, möchte ich Ihnen einige Bilder zeigen. Es gab wirklich ein paar interessante Exponate.
Direkt am Beginn wurde man exemplarisch von den beiden Kriegsgegnern empfangen. Die beiden Soldaten standen exemplarisch für die Armeen.



Auf einer großen Tafel standen sich die Befehlshaber gegenüber.

Vorbei ging es an einem italienischen Alpini, einer italienischen Fahne und Werkzeugen des Alpinisten.



Die beiden Infanteriewaffen der Kriegsgegner in der Gegenüberstellung:
Mannlicher M 1895 vs. Carcano Modell 91.


Zwei Überblicksdarstellungen der Infanterie- und Artilleriewaffen.


Auch eine Reliefkarte aus dem ehemaligen Hauptquartier, die einen Überblick über das Gelände zeigte, hatte ihren Weg in diese Ausstellung gefunden.

Kriegsführung im Gebirge. Wahrlich kein Zuckerschlecken:

Die Tafeln schildern die logistischen Probleme, die Schwierigkeiten von Mensch und Tier, die Kämpfe und den Minenkrieg.





Große Tafeln informierten über die verschiedenen Offensiven.








Hier der Überblick über die Isonzoschlachten.




Hier ein Überblick über die Piaveschlachten.


In Vitrinen wurden dann verschiedenste Erinnerungsstücke des Krieges präsentiert: Waffen, Helme, Schriftstücke, Orden, Bilder etc.









Aber auch Waffen, eine Granate und spätere Uniformen waren zu sehen.





Das Kapitel Stellungskrieg wurde nochmals mit Hilfe von Dioramen und erklärenden Tafeln thematisiert.





Eine eigene Schautafel informierte über die Toskana im Großen Krieg.

Toll fand ich, dass dieser Herr in einer Alpini Uniform eine Themenführung machte.

Wie fällt mein Fazit aus:
Nach meiner Meinung war die Ausstellung gut gemacht.
Natürlich richtete sie sich auch nicht an irgendwelche Touristen.
Wer bitte außer mir latscht da auch in Florenz rein!!
Aus diesem Grund möchte ich jetzt gar nicht mit Kritikpunkten wie Mehrsprachigkeit, Präsentationsform, schlechte Beleuchtung in spiegelnden Vitrinen etc. kommen.
Die Ausstellung hat ja auch, wie man den Bildern entnehmen kann, eher den Charakter einer Wanderausstellung. Möglicherweise wird sie deshalb auch noch an anderen Orten gezeigt werden. Das kann ich aber jetzt nicht verifizieren. Es ist eine reine Vermutung.
Italiener, die sich für dieses Kapitel ihrer Geschichte interessieren, wurden sehr gut informiert.
Man konnte ja auch einer Fachführung beiwohnen.  Na und wie man dem Bericht hier entnehmen kann, gab es auch einige Ausstellungsstücke, die man so eben nicht immer sieht.



One chapter of the First World War, which is completely forgotten in Germany today, is the war in the Alps.
The armies of Austria-Hungary and Italy fought bloody battles in that region. At the side of the Austrians stood the german „Alpenkorps“.
Before the First World War, this development could not be foreseen.
In 1882, Italy had united in the so-called „Dreibund“ to a defensive alliance with the German Reich and Austria-Hungary. This treaty was then reinforced even in 1913 by the triple maritime convention, which regulated maritime warfare in the Mediterranean.
Italy's attitude was the aggressive colonial policy of France in North Africa in the 1980s. Italy and Germany, the colonial loosers, also wanted their place in the sun.
In this case quasi the underdogs of world history, one saw better possibilities, if one secured each other mutually.
At the beginning of the twentieth century, however, Italy approached France, and the old enmity against Austria-Hungary weighed heavily.
The interests of the „Dreibund“ gradually spread.
Italy and Austria-Hungary had mutual interests in the Balkans that collided with one another. In the area of ​​today's Slovenia, the two countries even had direct territorial claims and here a massive potential for a future conflict was planted.
Germany, on the other hand, was trying to develop a better relationship with the Turks. The war of Italy against the Ottoman Empire in 1911/12 was thus also more contraproductive.
It was also not at all surprising that Italy refused to enter the war in August 1914 on the grounds that the „Dreibund“ was a pure defensive alliance, which meant – in the opinion of italian politicians -that a declaration of war of Italy against the Entente powers was not necessary. Neither Austria-Hungary nor Germany had been attacked.
Germany and Austria felt naturally dubbed.
In May 1915 Italy entered the First World War on the side of the Entente powers.
Emperor Franz Josef said: "The King of Italy has declared war on me. A Faithfullness, the like of which does not know history, has been committed by the Kingdom of Italy to its two allies. "(Manifesto 23.5.1915," To my peoples! ")
The mountain war of 1915-1918 was naturally subject to extreme laws.
It was a war in the high mountains. It was a fight about elevations, narrow valleys, alpine passes.
But there was a big goal:
For Austria-Hungary it was the same as on the other fronts, in order to preserve the fragile multi-ethnic state.
For Italy it was a war about Friuli, South Tyrol, Trentino and Trieste.
Regions, which regarded the national-Italian movement as an Italian territory. One spoke of the Irredenta: "Terra irredanta" - unfree country.
At this point, however, one must also note that the proportion of the Italian-speaking population in these regions was correspondingly high.
On the German side the Alpine Corps was set up in support of the ally. Basically, the first official mountain division of a German army.
In the area of ​​the Dolomites the Austrians tried to keep the positions, which also succeeded. The most important battles took place in the Julian and Karnian Alps. They became famous under the title of Isonzo and Piav battles.
On the Isonzo there were 12 battles !! 12 !!
The Verdun in the mountains.
So I will call it once.
A senseless human sacrifice, for a few kilometers of land gain.
It is interesting to note that the two commanders-in-chief, the italian General Luigi Cordona and the austrian General Hötzendorf, were incomparably incompetent and therefore, on this front, no decision could be made at all.
100 years have now passed. 100 years since 1914.
In November 2016 I visited Florence. Well and though I would not have expected it at all.
Also here, in a city, which can be visited for quite different reasons, there was an exhibition on the First World War.
I might even have passed. We came to the Palazzo Medici Riccardi, when my wife suddenly said.
"Look here. Seems there is an exhibition that will interest you. "
Rightly I could only say in the continuation.
"Limes tragico ed eroico. Territorio, uomini e arma nella Grande Guerra, sul fronte italiano 1915-1918 "- The tragic and heroic frontier. Terrain, people and weapons in the Great War, on the Italian front  1915 - 1918, so the working title.
Unfortunately, the exhibition was only in Italian. It took place only in October and November, so you, my dear readers, can not even visit it anymore.
Maybe the exhibition will start in another italian city? Maybe. If you are planning a trip to Italy just google for it.
Nevertheless, or just because of this, I would like to show you some pictures. There were really a few interesting exhibits.
Right at the beginning one was welcomed by the two war opponents.
The two soldiers stood exemplary for the armies.
The commanders as opponents on a large display.
Here the uniform of an italian Alpini, an italian flag and tools of the alpinist.
The two infantry weapons of the war-opponents in the counter-display:
Mannlicher's M 1895 vs. M Carcano Model 91.
Two overviews of infantry and artillery weapons.
Also a relief map from the former headquarters, which showed an overview of the terrain, had found its way into this exhibition.
Warfare in the mountains. Truly no sugar licking:
The panels portray the logistical problems, the difficulties of man and beast, the fighting and the mine war.
Large panels informed about the various offensives.
Here is an overview of the Isonzo battlefields.
Here is an overview of the Piav battles.
In display cases various memorabilia of the war were presented: Weapons, helmets, documents, orders, pictures etc.
But weapons, a grenade and later uniforms were also to be seen.
The chapter on trenchwarfare was again discussed with the help of dioramas and explanatory panels.
Tuscany in the Great War was also thematized.
I thought it was great that this gentleman made an issue in an alpine uniform.
In my opinion, the exhibition was well done. Of course it was not directed to any tourists.
Honestly. Normally a tourist in Florence isn’t interested in such a subject!
For this reason I do not want to come now with criticisms such as multilingualism, presentation etc. etc..
Italians, interested in this chapter of their history, got their informations.
Well, and as you can see from the report here, there were also a lot of pieces in the exhibition, which were worth to see.

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