Sonntag, 7. April 2019

Die Nassauer bei Quatre Bras und Waterloo

Remark


In the 90s, my friend Jens Najewitz published a miniatures magazine here in Germany for which I wrote some articles.
At that time, I translated some of the articles into English and showed them on wargame and model building sites abroad, which no longer exist.
That's why I want to bring these reports back for me - and maybe for you too.
I will publish it here now; with the exact wording of those days. I do not change anything. Although I'm certainly more into detail in some things today.
The conversion tips of that time referred to 1/72 miniatures, and read today sometimes very funny and nostalgic. At the end of 1999 and early 2000, many of the model figures that you can find on PSR were not published. 28 mm figurines did not exist in the variety like today either.
So please do not be surprised about my conversion tips.



Die Nassauer beteiligten sich am Feldzug von 1815 mit folgenden Truppen: Zwei Infanterieregimenter mit je zwei Linien- und einem Landwehrbataillon standen zur Verfügung. Jedes Bataillon bestand aus einer Grenadierkompanie und vier Jägerkompanien respektive drei Jägerkompanien im Landwehrbataillon und einer Flügelkompanie. Kommandeur des ersten Regimentes war Oberst von Steuben. Oberst von Kruse wurde zum Generalmajor befördert und befehligte das nassauische Reservekontingent, das aus dem ebengenannten ersten nassauischen Regiment bestand. Das 2. nassauische Regiment wurde abkommandiert und zusammen mit dem Regiment Oranien Nassau (Nassauer in holländisch-belgischen Diensten) und der nassauischen freiwilligen Jägerkompanie der 2. holländisch-belgischen Division unter Generalleutnant Baron de Perponcher im I. Korps des Prinzen von Oranien unterstellt.


Nachfolgend soll die Schlacht von Quatre Bras nur in ihren Hauptzügen wiedergegeben werden. Es ist hier nicht der Platz, um eine detaillierte Truppendisposition darzustellen, oder um den Fall d'Erlon zu diskutieren.
Am 16. Juni 1815 sollten die Nassauer auf ihre ehemaligen Verbündeten treffen. Bei Quatre Bras, einer wichtigen Straßenkreuzung auf der Hauptstraße zwischen Charleroi und Brüssel, standen am 15. Juni 1815 das 2. nassauische Regiment, das Infanterieregiment von Nassau Oranien und die unterstellte Batterie der holländischen Reitenden Artillerie mit acht Kanonen.
Am 15. Juni schickte Napoleon Marschall Ney nordwärts in Richtung Brüssel mit dem Auftrag Quatre Bras zu nehmen und die Vereinigung von Wellingtons Armee mit der von Blücher zu vereiteln. Neys Streitkräfte bestanden aus dem I. Korps (d'Erlon), dem II. Korps (Reille), General Pires leichter Kavalleriedivision, L'Heritiers schwerer Kavalleriedivision und anfangs den Chasseurs und Lanciers der kaiserlichen Garde.
Das 2. Bataillon des 2. Regimentes unter Major von Normann und die niederländische Reitende Artillerie bezogen hinter dem Dorf Frasnes Stellung und sandte Patrouillen südlich gegen Gosseliers aus. Auf diese stieß gegen 6 Uhr abends die französische Vorhut unter Pires und bald danach wurde Normann zum Rückzug nach Quatre Bras gezwungen. 
Am 16. Juni um 6 Uhr morgens befahl der Prinz von Oranien Normanns Bataillon südlich nach Frasnes vorzustoßen und zu erkunden. Normann vertrieb schwache französische Kavallerieposten und besetzte seine Position vom Vortag. Um 11 Uhr traf der Herzog von Wellington ein und erteilte Normann den Befehl mit zwei Kompanien den Feind anzugreifen. Ein Vorpostengefecht entspann sich hieraus. Mittlerweile unterstanden in Quatre Bras dem Prinzen von Oranien ca. 7000 Mann, 16 Kanonen und 50 preußische Husaren, die während der Rückzugsgefechte am Vortage die britischen Linien erreicht hatten. Wellington befahl dem Prinzen seine Stellung bis zum Eintreffen von Verstärkungen zu halten und ritt nach Ligny, um hier mit Blücher den Plan für die bevorstehende Schlacht zu besprechen.

Erst um 2 Uhr nachmittags eröffnete Ney mit 9000 Infanteristen, 1850 Kavalleristen und 22 Kanonen einen vorsichtigen Angriff gegen Quatre Bras (zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Truppen Normanns bis auf die niederländischen Linien zurückgezogen). Ney hatte sich sehr spät zum Angriff geschlossen, weil er wohl vermutete, das größere Streitkräfte vor seiner Frontlinie stünden. Ihm war noch aus Spanien die Taktik Wellingtons bekannt, große Truppenteile hinter hügeligen Stellungen zu "verstecken".
Trotz anfänglich starken Widerstandes besetzten die Franzosen bald Piraumont und Gemioncourt. Das fast völlige Fehlen von Kavallerie machte sich bei den Verbündeten bemerkbar. Für Perponchers Division wurde die Lage allmählich kritisch, bis endlich die Verstärkungen anrückten. Es waren General von Merlens 2. leichte Kavallerie Brigade und General Pictons 5. Infanterie Division (ca. 7000 Infanteristen, 1100 Kavalleristen und 12 Kanonen). Kurz darauf traf noch der Schwarze Herzog mit einem Teil seiner braunschweigischen Division (ca. 3000 Infanteristen und 800 Kavalleristen) ein, wodurch sich das Kräfteverhältnis leicht zugunsten der Verbündeten verlagerte.
Durch die neuen Truppen ermutigt, unternahm der Prinz von Oranien eine hastige Attacke, um den größten Teil des verlorenen Geländes zurückzugewinnen, wurde aber unter Verlusten zurückgeschlagen. Die Nassauer deckten dabei den rechten Flügel der Schlachtordnung beim Wald von Bossu. Dann kehrte Wellington von seinem Treffen mit Blücher bei Ligny zurück und übernahm den Befehl. Ney begann einen Angriff zur Verfolgung des zurückweichenden Feindes. Wellington leistete Widerstand. Für längere Zeit tobte der Kampf hin und her. Die jungen und unerfahrenen Braunschweiger Husaren wurden von den französischen Chasseurs a Cheval unter Pires Kommando überwältigt. Den Versuch des Herzogs von Braunschweig seine Truppen wieder zu sammeln und zurück in den Kampf zu führen, bezahlte dieser mit seinem Leben. Am frühen Abend, als auf beiden Seiten Verstärkungen eingetroffen waren, hatten die Verbündeten 37000 gegen Neys 21000 Mann auf dem Schlachtfeld. Gegen 7 Uhr abends brach Ney seine Angriffe ab und zog sich südlich nach Frasnes zurück. Der Tag hatte etwa 9000 Verwundete und Tote auf beiden Seiten gekostet. Die Verbündeten biwakierten auf dem Schlachtfeld, der Prinz von Oranien übernahm wieder seinen Posten im Stab Wellingtons. Das 1. Regiment Nassau erreichte Quatre Bras erst am Abend und konnte in die Kämpfe nicht eingreifen. Am gleichen Tag war Blüchers Armee bei Ligny durch Napoleon geschlagen worden und zog sich nördlich gegen Wavre zurück. Wellington erhielt die diesbezügliche Nachricht erst am Morgen des 17. Juni.
Das 1. und 3. Bataillon des nassauischen 2. Regimentes hatten während des ganzen Nachmittags das Gehölz von Bossu behauptet, während das 2. Bataillon, das zur Bedeckung der großen Batterie auf der Hauptstraße beim Pachthof Le Grand Pierre Pont aufgestellt worden war, andauernd den heftigen Attacken der Franzosen standhielt.

Der 18. Juni 1815

Nach seinem erfolgreichen Absetzen von Ney bei Quatre Bras konzentrierte Wellington seine Armee bei Mont St. Jean.

Das 1. Regiment Nassau stand in der Mitte der Schlachtordnung, die sich außerdem aus General Cookes Britischer Garde Division und General Altens Britischer Division zusammensetzte. Das 1. Regiment von Nassau stand in der zweiten Linie hinter den Brigaden von Halkett und Kielmannsegg.
Die Brigaden waren in zwei Linien aufgestellt, die Bataillone in Kolonnen. Beim 1. nassauischen Regiment stand in der vorderen Linie das 1. Bataillon in offener Divisionskolonne (d.h. jeweils zwei Kompanien nebeneinander mit entsprechenden Abständen). Die hintere Linie bildeten das 2. Bataillon und die Landwehrbataillone, in Angriffskolonne (geschlossene Kolonne) aufmarschiert.
Das 2. nassauische Regiment befand sich an der westlichen und östlichen Flanke von Wellingtons Linie, nördlich von Hougoumont (an der Verteidigung des Gehöftes war das 1. Bataillon des Regimentes beteiligt) und nördlich von Papelotte. Über die Verteidigung von Hougoumont berichtet Hauptmann Büsgen, der Chef des I. Bataillons des 2. Regimentes wie folgt: "... Bei meiner Ankunft mit dem Bataillon war die Ferme und der Garten nicht besetzt., am äußeren Saum des Gehölzes stand eine Kompanie Braunschweiger, ein Bataillon Coldstreamgarde unter Oberst MacDonald war hinter der Ferme aufgestellt. Aus den getroffenen Verteidigungsanstalten ergab sich, daß der Posten schon besetzt gewesen war, auch fand sich in einem Zimmer des Wohnhauses hinreichende Infanteriemunition vor.
Ich traf sofort die mir nötig erscheinenden Dispositionen zur Verteidigung, besetzte die Gebäude mit der Grenadierkompanie, den daran stoßenden Gemüsegarten mit zwei Kompanien, hinter die Hecke des Obstgartens plazierte ich eine Kompanie, die Voltigeurs rückten in die Linie der Braunschweiger und eine Kompanie diente diesen als Soutien. Diese Aufstellung war kaum beendet, als die Division Jerome Bonaparte nach 11 Uhr den Angriff auf das Gehölz mit einem heftigen Artilleriefeuer begann; hierauf drangen Haufen zahlreicher Tirailleure, unterstützt von geschlossenen Kolonnen vor und drängten die vorgeschobenen drei Kompanien gegen die Ferme und die Gärten zurück, welche sofort den Baumgarten besetzten. Der Feind, durch das nahe mörderische Feuer aus den Gebäuden, der Gartenmauer und der Hecke zum Stehen gebracht, wurde durch den Vorstoß des englischen Bataillons, das in den Baumgarten vorrückte, in die Flucht getrieben und bis in das Gehölz verfolgt. Es gelang indes während der Dauer der Schlacht nicht, ihn wieder ganz aus diesem zu verdrängen, da er stets durch frische Truppen ergänzt wurde; das englische Bataillon ging in seine alte Stellung zurück, die Braunschweigische Kompanie marschierte zu ihrem Korps in der Hauptstellung ab.

Gegen 1 Uhr erneuerte der Feind den Angriff und drang mit großem Ungestüm gegen die Gebäude und Gärten vor, suchte die Gartenmauer zu übersteigen und sich hinter der Hecke des Baumgartens festzusetzen, wurde aber auf allen Punkten abgeschlagen und verjagt. Bei diesem Angriff steckte der Feind mehrere nahe bei der Ferme gestapelte Heu- und Strohhaufen in Brand, in der Absicht, den Gebäuden das Feuer mitzuteilen, was aber mißlang. Hierauf führte er zwischen 2 und 3 Uhr eine Batterie gegen die rechte Flanke der Gebäude vor und begann diese mit Granaten zu beschießen, nicht lange und dieselben gerieten überall in Brand.
Der Feind machte nun zum dritten mal einen verzweifelten Angriff, der hauptsächlich auf die Gebäude gerichtet war; unter Begünstigung der Flammen und des Rauches drangen seine Grenadiere durch eine kleine Seitentür in den oberen Hof, allein durch das Feuer aus den Fenstern und das Vorrücken einer Abteilung des mehrerwähnten englischen Bataillons wurden sie wieder hinausgetrieben und ein Teil derselben zu Gefangenen gemacht. Dieser Angriff, welcher gegen 1/2 vier Uhr endigte, war der letzte ernstliche Versuch, den der Feind auf den Posten Hougoumont machte, nur das Tirailleurfeuer dauerte bis gegen Ende der Schlacht fort; das Bataillon hielt über Nacht den Posten besetzt und vereinigte sich am Morgen des 19. mit dem Regiment auf der Straße von Nivelles."
Obwohl das 1. nassauische Regiment sich in der hinteren Kampflinie Wellingtons und am rückwärtigen Hügel der Stellung befand. erlitt es schwere Verluste durch Artilleriefeuer, das gegen 11 Uhr begann und den ganzen Tag über anhielt.
Gegen 2 Uhr nachmittags wurde ein schwerer französischer Infanterieangriff (d'Erlons Korps und Duruttes Division) gegen Wellingtons Mitte und Linke geführt. Ein wütender Kampf entbrannte um das Gehöft von La Haye Sainte. Zusätzlich zu der ursprünglichen Besatzung (2. leichtes Bataillon der KGL) wurden zwei Kompanien des 1. leichten Bataillons der KGL und 200 Mann (Flügelkompanien) der Linienbataillone des 1. nassauischen Regimentes zur Verstärkung herangeführt.
Gegen 3 Uhr nachmittags sahen sich die anderen Kompanien des 1. nassauischen Regimentes mit den Kavallerieattacken der Franzosen konfrontiert. Das Verhalten des 1. Regimentes, das zum größten Teil aus jungen Rekruten bestand, war nicht vorauszusehen. Wenn es zurückweichen würde, wäre Wellingtons Mitte bedroht gewesen. Ähnlich wie die benachbarten Bataillone hielten die Nassauer allerdings stand und wehrten die Attacken der französischen Kavallerie ab. Hauptmann Friedrich Weisz von der 5. Jägerkompanie des I. Bataillons des 1. Regimentes beschreibt das Geschehen: "Kaum hatte das Auge sich einigermaßen orientiert, so rückten aus der Tiefe die Kürassiere vor, von denselben wurden zuerst die Helme, später die Kürasse und zuletzt Mann und Pferd ganz sichtbar und jede Minute führte das drohende Gewitter den Fronten der Verteidiger näher. Die Bataillone waren davor gewarnt worden, ihr Feuer gegen die Kavallerie zu frühe abzugeben und um zu verhüten, daß unsere jungen Soldaten, welche die Wirkung der Feuerwaffe noch so wenig kannten, ohne Befehl zum Feuern übergingen, befanden sich die Offiziere der Tetendivision vor ihren Kompanien Für das I. Bataillon war es ein glücklicher Zufall, daß das 1. Echelon der Kürassiere (3 Schwadronen in Front) sich auf das demselben zunächst stehende englische Regiment warf.; dasselbe gab auf 80 Schritte in musterhafter Ruhe sein Feuer ab und war die Wirkung eine entsprechende, der nicht getötete Rest der Schwadronen stob wie Spreu auseinander. Kaum waren die Gewehre geladen, als das 2. Echolon heranstürmte. Der Empfang und Erfolg waren derselbe und ebenso glücklich wie der erste. Das 3. Echolon griff jetzt das I. Bataillon an, wurde aber auf das Glänzendste abgeschlagen; obgleich nun die Kürassiere ihre Attacken wiederholten und die Carabiniers des dritten Treffens sich gleichfalls auf die Karrees warfen, keines der Bataillone wich und in musterhafter Ruhe empfingen sie die Gegner. Da stürzten sich mehrere Schwadronen durch die Intervalle auf das zweite Treffen, dessen Bataillone, ohne die eigenen Truppen zu beschädigen, keinen Gebrauch von der Feuerwaffe machen und nur mit dem Bajonett sich des Feindes erwehren konnten; es war hohe Zeit, daß die englische Kavallerie eingriff, wiederum stürmten die Scharen durch die Intervalle des ersten Treffens und die Mannschaften in den Flanken des I. Bataillons mußten, da sie nicht feuern konnten, sich durch Bajonettstiche vor dem Überrittenwerden schützen."
(Nasauer: Computerspiel Scourge of War Quatre Bras)

Auch die nachfolgenden Kavallerieattacken wehrten die Nassauer ab. Die Quellen berichten von 12 Angriffen.
Gegen 6 Uhr abends ging den Verteidigern von La Haye Sainte die Munition aus. Die Besatzung zog sich, gemeinsam mit den hier befindlichen nassauischen Truppen, auf das Plateau zurück. Etwa 300 Schritt vor dem 1. Bataillon des 1. nassauischen Regimentes wurde eine Stellung der feindlichen  Artillerie aufgebaut, von wo aus ein mörderisches Kartätschenfeuer schwere Verluste verursachte. In wenigen Minuten waren alle Offiziere der nassauischen Grenadierkompanie gefallen oder verwundet. Um die Artillerie auszuschalten, entschloß sich der Kommandeur des 1 Bataillons, Major von Weyhers, zu einem Angriff mit aufgepflanztem Bajonett gegen die feindliche Feuerstellung. Wenig später wurde er durch eine Kartätsche schwer verwundet, und der Angriff blieb liegen. Daraufhin befahl Wellington dem Bataillon sich auf den Ausgangspunkt zurückzuziehen, aber die Grenadierkompanie und die 1. Jägerkompanie waren in ein Feuergefecht mit den Franzosen verwickelt. Plötzlich schwärmten einige Kürassierschwadronen, die sich bei den Kanonen gesammelt hatten, gegen die abgeschnittenen Nassauer aus und mähten sie nieder. Die restlichen Kompanien konnten sich retten.
Auch am letzten Angriff, der Attacke der französischen Garde, waren die Nassauer beteiligt. An Wellingtons linker Flanke trafen die Angriffskolonnen der französischen Garde auf Halketts Brigade und das 1. nassauische Regiment. Auch General von Kruse und Oberst von Steuben befanden sich dort. Der Prinz von Oranien wollte mit einem Gegenangriff die französische Kolonne aufhalten. Die Gardebataillone empfingen den Angriff mit mörderischem Feuer, doch die Nassauer drangen vor. Der Prinz von Oranien wurde hier verwundet, die Angriffskolonnen gerieten ins Stocken. Erst ein zweiter Angriff der Brigade Halkett mit den nassauischen Bataillonen gelang. Indessen war der linke Flügel der Franzosen auf die Brigade Maitland gestoßen, welche ihn, von Wellington persönlich geführt, mit einem vernichtenden Feuer empfing. Die Garde begann zu weichen.
Das 2. nassauische Regiment war, wie oben kurz erwähnt, an unterschiedlichen Stellen bei Waterloo tätig. Am 17. Juni gegen 10 Uhr abends war das 1. Bataillon des 2. nassauischen Regimentes nach Hougoumont entsandt worden. Das 2. und 3. Bataillon und das Regiment Oranien Nassau befanden sich an der äußersten linken Flanke von Wellingtons Linie, während das Dorf Papelotte die Flügelkompanie unter Hauptmann von Rettberg des 3. Bataillons des 2. nassauischen Regimentes besetzt hielt. Kurz vor 4 Uhr nachmittags wurde Rettberg durch einen starken französischen Angriff auf Papelotte zur Aufgabe der außerhalb liegenden Häuser des Ortes gezwungen und mußte sich in das Hauptgebäude des Dorfes zurückziehen. Nun erschienen die 10., 11. und 12. Kompanie seines Regimentes zur Unterstützung, und die Franzosen wurden wieder zurückgeworfen. Das 2. Regiment von Nassau hielt das Dorf Papelotte bis zum Ende der Schlacht. 


(Papelotte von Sariisa Production https://sarissa-precision.com/products/waterloopapelotte )

Letzendlich beteiligte sich Rettberg mit den vier unter seinem Befehl stehenden Kompanien am preußischen Angriff auf Plancenoit. Rettberg berichtet wie folgt: " Zwischen 12 und 1 Uhr rückte ein feindliche Tirailleurlinie gegen Papelotte vor, der Prinz von Weimar schickte mich mit meiner (der 3. Flanquer-) Kompanie ihm entgegen, bald darauf besetzte eine Abteilung des Regimentes Nassau-Oranien das Dorf Smohain und La Haye und ich setzte mich mit derselben in Verbindung. Papelotte... ist zu einer nachdrücklichen Verteidigung sehr geeignet, und es gelang mir, die feindlichen Tirailleurs bis zur äußersten Hecke, an den Rand des Wiesentals, welches unsere Position von der feindlichen trennte, zurückzutreiben und einige Häuser daselbst zu besetzen. Zwischen 3 und 4 Uhr rückte die feindliche Tirailleurlinie neuerdings vor und ihr folgte als Soutien eine bedeutende Infanteriekolonne; ich wurde genötigt meine Position zu verlassen und auf Papelotte, welches ich in der Zwischenzeit so viel als möglich zu einem Reduit eingerichtet hatte, zurückzugehen. Auf mein Gesuch um Verstärkung stellte Hauptmann Frensdorf die 10. und 11. Kompanie, welchen sich die Flanquerkompanie des 2. Bataillons anschloß, unter mein Kommando. Die feindliche Kolonne, durch das Feuer aus Papelotte und den kleinen Häusern aufgehalten, wurde nun durch einen neuen raschen Bajonettangriff geworfen und bis zu der schon genannten äußeren Hecke verfolgt; hier empfing uns eine feindliche Batterie, kaum 500 Schritt entfernt, mit Kartätschen. Obgleich unser Verlust bedeutend war (die 3. Flanquerkompanie verlor 2 Offiziere und schmolz bis zum Ende der Schlacht auf die Hälfte der Mannschaft zusammen), so versuchte der Feind doch keinen ernstlichen Angriff, sondern beschränkte sich auf ein lebhaftes Feuergefecht. Gegen 6 Uhr erschien der Feind in meiner linken Flanke, das 1. Bataillon von Nassau-Oranien stand nicht mehr mit mir in Verbindung, der Feind hatte Smohain und La Haye besetzt und rückte in Tirailleurlinie auf Papelotte vor; dieser obschon sehr lebhafte Ansturm war durch keinerlei Kolonnen unterstützt und es bedurfte daher in meiner vorteilhaften Stellung keiner besonderen Anstrengung, den Feind aufzuhalten. Nach 7 Uhr zog sich derselbe plötzlich zurück, ohne durch mich genötigt zu sein, oder daß ich mir dieses Ereignis zunächst erklären konnte, wenn schon von Smohain und Plancenoit her ein heftiges Artillerie- und Infanteriefeuer herübertönte. Meine bis la Haye vorgeschobene Tirailleurlinie wurde, durch zahlreiche, von Kolonnen gefolgte Schützenschwärme angegriffen und aus den Hecken sogar im Rücken beschossen. Indem ich mich gegen dieselben wandte, erkannte ich, daß es Preußen seien, welche sich gleichzeitig von ihrem Irrtum überzeugten.
Ich verließ nun Papelotte, daß ich unausgesetzt behauptet hatte, schloß mich den auf dem Wege nach Plancenoit vorgehenden Preußen an und machte Hauptmann Frensdorff hiervon Meldung. Da meine drei Hornisten tot und verwundet waren, konnte ich in dem sehr coupierten Terrain nur einen Teil meiner Mannschaften an mich ziehen, der Prinz von Weimar hatte die übrigen, wie ich später erfuhr, mit den anderen Kompanien des dritten Bataillons nach Papelotte beordert. Mit den preußischen Schützen, ich glaube sie waren vom 18. Regiment, vereint, schlugen wir uns mit dem immer noch hartnäckigen Gegner bis zwischen 8 und 9 Uhr. Um diese Zeit wurde nicht weit von Plancenoit Hauptmann v. Reichenau an meiner Seite verwundet. Bald darauf verließ ich die preußischen Truppen, die nur noch einen fliehenden Feind vor sich hatten und zog mich nach dem Hofe Mont St. Jean zurück, wo ich die Nacht zubrachte und mich Tags darauf wieder mit dem Bataillon vereinigte."
Der größere Teil des 2. Bataillons des 2. Regimentes, das am 15. und 16. Juni am meisten gelitten hatte, war übrigens in Reserve gehalten worden und nur seine Flankenkompanie hatte in erster Linie gefochten.
Die Verluste der beiden Regimenter waren hoch. Das 1. Regiment hatte an Toten, Verwundeten und Vermißten 25 Offiziere und 883 Mannschaften zu beklagen; das 2. Regiment 24 Offiziere und 323 Mannschaften. Letzeres hatte bei Quatre Bras 106 tote bzw. verwundete Soldaten.

Uniformen

An dieser Stelle möchte ich nicht zulange bei den Uniformen verweilen. Diese habe ich bereits in meinem Aufsatz über die Nassauer in Spanien hinreichend beschrieben. Es seien mir nur einige kleinere Anmerkungen erlaubt.
Das Regiment Nassau-Oranien trug die bekannten holländische Uniformen. Oberst von Kruse berichtete, daß am 15. Juni 1815 das 2. Bataillon des holländischen Regiments Oranien-Nassau noch mit französischen Musketen ausgerüstet war, und jeder Mann nur zehn Patronen hatte. Die Freiwilligen Jäger hatten sogar Gewehre verschiedenen Kalibers und nicht mehr Munition als die Männer des 2. Bataillons. Ebenso berichtet er, daß die nassauischen Offiziere anstelle der grünen, hellgraue, schwarzgestreifte Hosen trugen.
Sehr wichtig ist seine nachfolgende Äußerung: "Es ist richtig, daß die Männer des 1. Regimentes am Tage der Schlacht bei Waterloo weiße Tschakobezüge und Kartuschen trugen, aber gegen 3 Uhr nachmittags ließ ich sie entfernen, weil sie der feindlichen Artillerie gute Ziele boten. Die Männer des 2. Regimentes hatten die gleichen Bezüge, aber aus schwarzem Wachstuch. Kein Offizier ritt während der Schlacht ein auffallendes Pferd nur ich ritt einen Falben."
Außerdem sei noch darauf hingewiesen, daß das 1. Regiment die roten und grünen Epauletten französischen Stils für die Elitekompanien (Grenadiere und Voltigeure) durch Achselwülste (Schulterrollen) ersetzt hatte. Die Achselwülste der Grenadiere waren rot, die der Voltigeure gelb. Voltigeure trugen jetzt ein Jagdhorn aus Messing, grüne Kordeln und Pompons sowie einen grünen Federstutz an den Tschakos.
Typisch für die nassauischen Regimenter waren die grünen Uniformen mit den gelben Schulterriemen. Am besten sollten die Leser einfach folgenden Rat beherzigen: Fahrt alle nach Sommerschenburg und bewundert das Waterloo-Diorama. Hier kann man die Nassauer auf beiden Flügeln in Aktion betrachten. Hier erkennt man auch sofort, die für den Umbau notwendigen Truppen. Für mich persönlich hatte der Besuch zur Folge, daß ich in regelmäßigen Abständen Jens' damit nerve, mir unbedingt noch Esci Franzosen zu besorgen, die ich dringend für den Umbau benötige. Ich denke, es wird Euch genauso gehen.

Bemerkung

Ende der 90er Jahre hatte mein Freund Jens Najewitz einen seiner vielen genialen Pläne. Er wollte sein nebenberufliches Händlerdasein im Miniaturenbereich aufgeben, und eine Modellzeitschrift herausbringen.
Die legte er dann auch auf. Sie hieß "Modellfiguren" und der Plan, der hinter den Veröffentlichungen stand, war dem Sammler von 1/72 Miniaturen endlich das Magazin in die Hand zu geben, das er schon immer wollte und auch lautstark gefordert hatte.
Ein Magazin mit Berichten über Figuren, mit Artikeln über verschiedene kriegsgeschichtliche Ereignisse, mit Besprechungen von Neuerscheinungen, einfach ein Magazin, das sich nur den Wünschen der 1/72 Szene widmen sollte.
Trotz vollmundiger Unterstützungsbekundungen erreichten wir leider nicht die nötige Zahl von Abonnenten. In einer Welt mit viel schlechteren Kommunikationsmöglichkeiten als heute, und mit horrenden Preisen für Layout und Druck - oh Gott ist das heute einfach - war das Unterfangen ohne Sponsoren einfach zu teuer.
Obwohl Jens einiges privates Geld reinbutterte und da auch richtig drauflegte, musste er die MoFi nach 1 1/2 Jahren einstellen.
Sehr zum Bedauern von mir, der für diese Zeitschrift und deren Vorgänger, der "Infopost", einige Artikel geschrieben hatte.
Einige der Artikel übersetzte ich damals ins Englische und packte sie auf Wargamer- bzw. Modellbauseiten im Ausland, die es mittlerweile nicht mehr gibt.
Deshalb möchte ich diese Berichte für mich - und vielleicht auch für Sie -  zurückholen.
Ich werde sie jetzt hier veröffentlichen; und zwar mit dem genauen Wortlaut von damals. Ich ändere da nichts. Obwohl ich sicherlich bei einigen Sachen heute viel stärker im Detail bin.
Die Umbautipps von damals bezogen sich auf 1/72 Miniaturen, und lesen sich heute teilweise sehr lustig und auch nostalgisch. Ende 1999 und Anfang 2000 gab es viele der Modellfiguren, die heute auf der Plasticsoldierseite gezeigt werden noch gar nicht. 28 mm Figuren gab es in der Vielfalt wie heute ebenfalls nicht.
Also sind Sie bitte nicht verwundert.
Übersetzen werde ich die Berichte nicht. Nur die, die damals auch in Englisch erschienen, werde ich auch so wiedergeben.
Viel Spaß mit den Berichten, die ich hier in einigen Abständen präsentieren werde.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen