Mittwoch, 25. März 2020

Kosaken kommen - Nordischer Krieg


„Siehst Du die beiden Heere Dmytro?“


Der Ataman stieß mit seinem Ellbogen gegen meine Schulter. Es war eine Eigenart von Ihm. Wenn ihn etwas begeisterte, musste er dies irgendwie, in irgendeiner Art bekräftigen. Entweder knuffte und stieß er seine Untergebenen oder er trank einen Wodka, wenn er ihn zur Hand hatte.
 „Natürlich Herr!“
„Und kannst Du Sie unterscheiden?“
Als er dies sagte, lachte er laut auf.





Ich selbst ärgerte mich. So langsam konnte ich den Witz nicht mehr hören; und irgendwann würde auch der Zeitpunkt kommen, wo ich das meinem Ataman sagen würde.
Es war jetzt zwei Jahre her, als ich – zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 15 Jahre und auf meinem ersten Ausritt mit unserer Kosakentruppe -, ganz nervös zum Lager lief und das Auftauchen einer kleinen schwedischen Patrouille meldete.
Die Männer machten sich natürlich sofort kampfbereit, und wir verteilten uns im angrenzenden Wald. Als die „Schweden“ dann kamen, mussten wir feststellen, dass es sich um Russen, um unsere Verbündeten handelte.
Zu diesem Zeitpunkt, ziemlich am Anfang des Großen Krieges, war es noch so, dass die Regimenter der Kavallerie recht unterschiedliche Farben trugen. Eben geradezu wie es deren Ataman – sie nennen ihn Oberst – gefiel. Da gab es weiß, blau, grün oder rot gekleidete Einheiten, und diese Truppe, die da einritt, trug Uniformen in einem Blau, das denen der Schweden doch sehr ähnelte.
Unser Ataman, Ostap Holub, erkannte früh genug, dass es sich um Russen handelte, und so kam es zu keinen Verlusten. Ich selbst wurde ausgelacht, und seitdem damit aufgezogen. In den letzten beiden Jahren wagte es aber niemand mehr mich damit zu ärgern. Ich war zum Mann herangewachsen und meine Kameraden hatten irgendwann meine Faust zu spüren bekommen, wenn sie mich damit ärgerten. Der Einzige, dem ich nicht auf diese Art und Weise Respekt zollen konnte, war natürlich mein Ataman.
So gab ich ihm natürlich Antwort auf seine Bemerkung.
„Natürlich Herr. Am rechten Flügel nehmen die Schweden Aufstellung und am linken die Russen. Es scheint, als wenn beide Seiten sich zu einem Gefecht bereit machen würden.“




„Gut beobachtet Junge. Gut beobachtet!“, nickte Holub. „Ja es scheint zu sein, dass wir hier eine kleine Schlacht erleben werden.“
„Aber was werden wir tun Herr?“, fragte ich meinen Anführer.
Dieser lächelte, und seine listigen Augen schauten mich funkelnd an.
„Was denkst Du Junge?“
Er lehnte sich leicht nach vorne. Sein Hängeschnurrbart gab seinem Gesicht ein verwegenes Aussehen, und er verstärkte noch den Eindruck, dass der Ataman ein wirklich verschlagener Mann war.
„Wir werden immer das tun, was für uns Kosaken das Richtige ist!“, antwortete ich.
Jetzt schaute der Ataman verblüfft. Ein paar Sekunden schwieg er, schaute mich an und dann nickte er.
„Du hast wirklich Deine Lektion gelernt Dmytro, und ich denke Du kannst irgendwann wirklich ein Großer werden!“
Das Lob aus dem Mund meines Anführers freute mich natürlich.
„Du hast Recht Junge. Wir werden jetzt  erst einmal vorsichtig vorgehen. Wir stehen an der Seite der Russen, so wie ich es dem Obersten Svenchev versprochen habe. Aber wir werden sehen.“
Unsere Truppe war für eine Kosakeneinheit ziemlich groß. Leider war es so, dass der Krieg auch von uns schon hohe Opfer gefordert hatte.



Das war dann der Grund, warum ein Teil unserer Leute nicht mehr zu Pferd kämpfen konnte. Wir waren gerade unterwegs, um unsere Fehlbestände zu komplettieren, als wir auf die russischen Truppen stießen.
Deren Oberst, Svenchev, hatte uns versprochen, dass wir die Pferde der Schweden nach der Schlacht behalten könnten, wenn wir ihn unterstützen würden. Das war ein verlockendes, und in der Tat auch großzügiges Angebot.
Mein Ataman stimmte somit auch schnell zu.
Zur Feuerunterstützung hatten wir mittlerweile sogar einen Leiterwagen mit einer aufmontierten kleinkalibrigen Kanone.
Wenn diese auch nicht wesentlich stärker war, als unsere Musketen, so war unser Ataman doch ziemlich stolz auf sein Geschütz.
„Pass auf Dmytri. Wir machen es so. Wir gehen jetzt zu unserer Truppe zurück. Schau die Russen und die Schweden beginnen gerade damit sich zu formieren.







Wir werden den Schweden in die Flanke fallen und sie ein klein wenig piesacken. Das wird einen Heidenspaß machen!“
Ich nickte und wir gingen zu unserer Einheit zurück.
Der Ataman schilderte den Unterführern kurz die Lage und wir brachen auf.
Unser Artilleriewagen nahm Aufstellung an einem kleinen Waldstück. 

An der feindseitigen Flanke hatte sich unsere Unberittenen aufgestellt, um hier einen Angriff zu verhindern.
Unsere Reiter versuchten den Feind zu umgehen.


Die schwedische und russische Reiterei hatte ersten Feindkontakt, während sich der Großteil der Truppen noch in der Aufstellung befand.


Der schwedische Kommandeur, ein Oberst Rikgrund, wie wir später erfuhren, hatte uns aber kommen sehen und führte Dragoner gegen uns.
Seine Hauptarmee marschierte weiter auf die Schweden zu.


Die russische Infanterie reagierte.



Auch die russischen Dragoner kamen jetzt mit den Schweden ins Gefecht.




Etwas weiter westlich tobte ein Nahkampf zwischen der Kavallerie der beiden Einheiten.


Wir selbst bekamen es jetzt mit Reitern und Infanteristen der Schweden zu tun.


Nicht nur, dass wir uns behaupten konnten. Es gelang uns sogar die Schweden zurückzuschlagen.
Die konnten sich allerdings sammeln, und wir entschlossen uns zurückzureiten.
Die Hauptarmeen hatten sich jetzt mittlerweile postiert und begannen ebenfalls mit ihrem Kampf.


Unser Ataman sammelte die Reiter wieder um sich, als sich diese zurückzogen.



Das Reitergefecht, etwas weiter westlich von uns, spitzte sich immer mehr zu.





Plötzlich wechselte einer unserer Unterführer die Seiten.
Bis dahin hatte ich unserer Ataman noch nie verblüfft gesehen. Für einen Moment wurde er kreidebleich. Dann wechselte seine Gesichtsfarbe in ein tiefes Rot.





„ERGREIFT DEN KERL!“, schrie er, und jetzt war es kurzfristig so, dass einige von uns gegen den Russen, andere gegen die Schweden kämpften.
Ich selbst sah den Verräter.

Ich war ein guter Schütze.
Im Bruchteil von Sekunden hatte ich meine Muskete gegriffen, mich vom Pferd geschwungen, und gezielt.
Ich atmete tief durch.
Aus dieser Entfernung, weniger als 30 Meter, war der Schuss für mich eine sichere Sache.
Ein Knall, und noch bevor der Pulverqualm die Sicht verdeckte, sah ich wie der Verräter tot vom Pferd fiel.

Dennoch.
„Wir ziehen uns zurück!!!“, brüllte unser Ataman, und alle folgten jetzt seinem Befehl.
Es war zu gefährlich mit dieser Truppe jetzt weiterzukämpfen.
Zuerst mussten wir jetzt feststellen, was hier passiert war.

Das Gefecht der Russen und Schweden interessierte uns jetzt nicht mehr. Das war jetzt wieder deren Krieg.
Die Einheiten kämpften noch einige Zeit weiter.
Die Artillerie schoss,

die Kavallerie kämpfte,







Grenadiere wurden in die Flanke geführt,




Dragoner plänkelten,


und die Infanterie marschierte aufeinander zu.



 


Am Ende standen sich die beiden Armeen in einem Unentschieden gegenüber, wir hatten jedoch erst einmal im Lager damit zu tun, unsere eigenen Probleme zu lösen.






Das war ein tatsächlich sehr interessantes Match, das wir im letzten Jahr gespielt hatten.
Die Kosaken hatten eine spezielle Aufgabe in diesem Spiel.
Immer zu Beginn einer Runde musste gewürfelt werden, ob sie weiter auf Seiten der Russen kämpfen oder sich doch den Schweden anschließen.
Irgendwann gegen Ende des Spiels würfelte ich dann eine 6 und musste kurzfristig die fronten wechseln.
Zum Glück für Sven würfelte ich allerdings wieder in der nächsten Runde erneut eine 6, was wiederum einen Seitenwechsel zu den Russen zur Folge hatte.
Wenn die schwache Kosakentruppe auch nur Nadelstiche ausführen konnte, so war es doch so, dass sie irgendwo immer eine Bedrohung darstellte; und das für beide Seiten, denn man wusste ja nie für welchen Verbündeten sie sich entscheiden würde.
Das band natürlich Einheiten und führte dazu, dass der Schwerpunkt des Gefechtes wirklich hier ausgetragen wurde, während dessen der Hauptteil der Armeen nur manövrierte.
Ein sehr unterhaltsames Spiel, das wir nach der Corona Krise hoffentlich nochmals gemeinsam angehen können.



"Do you see the two armies Dmytro?"
The Ataman bumped my shoulder with his elbow. It was a peculiarity of Him. If something excited him, he had to reaffirm it somehow, in some way. He either knocked and pushed his subordinates or drank a vodka when he had it on hand.
 "Of course sir!"
"And can you differentiate them?"
When he said this, he laughed out loud.
I was annoyed myself. I couldn't hear the joke anymore; and at some point the time would come when I would say that to my Ataman.
It was now two years ago - when I was just 15 years old and on my first ride with our cossack troop - I ran to the camp nervously and reported the appearance of a small Swedish patrol.
The men of course immediately got ready to fight and we spread out in the adjacent forest. When the "Swedes" came, we found that they were Russians, our allies.
At that point, pretty much at the beginning of the Great War, the regiments of the cavalry were wearing very different colors. Exactly how their Ataman - they call him colonel - liked it. There were units dressed in white, blue, green, or red, and this troop that entered wore uniforms in a blue that was very similar to that of the Swedes.
Our Ataman, Ostap Holub, realized early enough that they were Russians, so there was no loss. I myself was laughed at and raised with since then. In the past two years nobody dared to annoy me with it. I had grown into a man and my comrades would have felt my fist at some point if they annoyed me with it. The only one I couldn't respect in this way was of course my Ataman.
So of course I gave him an answer to his remark.
"Of course sir. The Swedes line up on the right wing and the Russians on the left. It seems that both sides are preparing to fight. "
"Well watched boy. Well watched! ”, Nodded Holub. "Yes, it seems that we're going to have a little battle here."
"But what are we going to do sir?" I asked my leader.
The latter smiled and his sly eyes glared at me.
"What do you think boy?"
He leaned forward slightly. His mustache had a bold look on his face, and he made the impression that the Ataman was a really devious man.
"We will always do what is right for us Cossacks!" I replied.
Now the Ataman looked stunned. He was silent for a few seconds, looked at me and then nodded.
"You really learned your lesson Dmytro, and I think you can really make your way through the ranks someday!"
The praise from my leader's mouth naturally pleased me.
"You're right boy. We'll be careful now. We stand with the Russians, as I promised Colonel Svenchev. But we will see."
Our troop was quite large for a Cossack unit. Unfortunately, the war had already made great sacrifices for us.
That was the reason why some of our people could no longer fight on horseback. We were on our way to complete our shortages when we encountered the Russian troops.
Their colonel, Svenchev, had promised us that if we supported him, we could keep the Swedes' horses after the battle. That was a tempting, and an indeed generous offer.
My Ataman quickly agreed.
For fire support, we now even had a cart with a small-caliber cannon mounted on it.
Even if it wasn't much stronger than our muskets, our Ataman was quite proud of his gun.
"Watch out for Dmytri. We will do it like that. We are now going back to our group. Look at the Russians and the Swedes are just starting to form.
We'll fall in the flanks of the Swedes and piss them a little bit. It will be a lot of fun! "
I nodded and we went back to our unit.
The Ataman briefly described the situation to the subordinates and we set off.
Our artillery wagon set up in a small forest. Our unmounted man had positioned themself on the enemy flank to prevent an attack here.
Our riders tried to avoid the enemy.
The Swedish and Russian cavalry had first contact with the enemy, while the majority of the troops were still forming the line.
The Swedish commander, Colonel Rikgrund, as we later learned, had seen us coming and was leading Dragoons against us.
His main army continued to march towards the Swedes.
The Russian dragoons were now also in battle with the Swedes.
A little further west, a melee raged between the two cavalry units.
We were now dealing with Swedish horsemen and infantrymen.
Not only that we were able to assert ourselves.
We even managed to fight back the Swedes.
However, they were able to reform and we decided to ride back.
The main armies had now positioned themselves and were also starting to fight.
Our Ataman gathered the riders around him when they retreated.
The cavalry fight, a little further west of us, came to a head.
Suddenly one of our sub-leaders changed sides.
Until then, I had never seen our Ataman stunned. For a moment he went white as a sheet. Then his complexion changed to a deep red.
"GET THE GUY!" He shouted, and now it was for a short time that some of us fought against the Russians, others against the Swedes.
I saw the traitor myself.
I was a good shooter.
In a split second I had grabbed my musket, swung myself off my horse, and aimed.
I took a deep breath.
From this distance, less than 30 meters, the shot was a sure thing for me.
A bang, and before the powder smoke obscured my view, I saw the traitor fall dead from his horse.
Yet.
"We are retiring !!!" our Ataman roared, and everyone now followed his command.
It was too dangerous to continue fighting with this force now.
First we had to find out what had happened here.
The battle of the Russians and Swedes no longer interested us. That was their war again.
The units continued to fight for some time.
The artillery shot,
the cavalry fought
Grenadiers were led into the flank,
Dragoons skirmished,
and the infantry marched towards each other.
In the end, the two armies faced each other in a draw, but we had to deal with our own problems in the camp first.


It was actually a very interesting match that we played last year.
The Cossacks had a special role in this game.
At the beginning of each round, you had to roll whether you continued to fight on the side of the Russians or whether you would join the Swedes.
At some point towards the end of the game I rolled a 6 and had to change the fronts at short notice.
Fortunately for Sven, I rolled a 6 again in the next round, which in turn resulted in a change back of sides to the Russians.
If the weak cossack troop was able to do even pinpricks, it was always a threat somewhere; for both sides, because you never knew which ally they would choose.
This of course tied units and meant that the center of gravity of the battle was really fought here, during which the majority of the armies only maneuvered.
A very entertaining game that we hope to tackle again together after the Corona crisis.


2 Kommentare:

  1. Toller Spielbericht, danke dafür! Nach welchen Regeln habt ihr gespielt?

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  2. Hi, das sind leicht auf DBA basierende Hausregeln.

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