„Siehst
Du die beiden Heere Dmytro?“
Der
Ataman stieß mit seinem Ellbogen gegen meine Schulter. Es war eine Eigenart von
Ihm. Wenn ihn etwas begeisterte, musste er dies irgendwie, in irgendeiner Art
bekräftigen. Entweder knuffte und stieß er seine Untergebenen oder er trank
einen Wodka, wenn er ihn zur Hand hatte.
„Natürlich Herr!“
„Und
kannst Du Sie unterscheiden?“
Als er
dies sagte, lachte er laut auf.
Ich
selbst ärgerte mich. So langsam konnte ich den Witz nicht mehr hören; und irgendwann
würde auch der Zeitpunkt kommen, wo ich das meinem Ataman sagen würde.
Es war
jetzt zwei Jahre her, als ich – zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 15 Jahre und
auf meinem ersten Ausritt mit unserer Kosakentruppe -, ganz nervös zum Lager lief
und das Auftauchen einer kleinen schwedischen Patrouille meldete.
Die
Männer machten sich natürlich sofort kampfbereit, und wir verteilten uns im
angrenzenden Wald. Als die „Schweden“ dann kamen, mussten wir feststellen, dass
es sich um Russen, um unsere Verbündeten handelte.
Zu diesem
Zeitpunkt, ziemlich am Anfang des Großen Krieges, war es noch so, dass die
Regimenter der Kavallerie recht unterschiedliche Farben trugen. Eben geradezu
wie es deren Ataman – sie nennen ihn Oberst – gefiel. Da gab es weiß, blau,
grün oder rot gekleidete Einheiten, und diese Truppe, die da einritt, trug
Uniformen in einem Blau, das denen der Schweden doch sehr ähnelte.
Unser
Ataman, Ostap Holub, erkannte früh genug, dass es sich um Russen handelte, und
so kam es zu keinen Verlusten. Ich selbst wurde ausgelacht, und seitdem damit
aufgezogen. In den letzten beiden Jahren wagte es aber niemand mehr mich damit
zu ärgern. Ich war zum Mann herangewachsen und meine Kameraden hatten
irgendwann meine Faust zu spüren bekommen, wenn sie mich damit ärgerten. Der
Einzige, dem ich nicht auf diese Art und Weise Respekt zollen konnte, war
natürlich mein Ataman.
So gab
ich ihm natürlich Antwort auf seine Bemerkung.
„Natürlich
Herr. Am rechten Flügel nehmen die Schweden Aufstellung und am linken die
Russen. Es scheint, als wenn beide Seiten sich zu einem Gefecht bereit machen
würden.“
„Gut
beobachtet Junge. Gut beobachtet!“, nickte Holub. „Ja es scheint zu sein, dass
wir hier eine kleine Schlacht erleben werden.“
„Aber was
werden wir tun Herr?“, fragte ich meinen Anführer.
Dieser
lächelte, und seine listigen Augen schauten mich funkelnd an.
„Was
denkst Du Junge?“
Er lehnte
sich leicht nach vorne. Sein Hängeschnurrbart gab seinem Gesicht ein verwegenes
Aussehen, und er verstärkte noch den Eindruck, dass der Ataman ein wirklich verschlagener
Mann war.
„Wir
werden immer das tun, was für uns Kosaken das Richtige ist!“, antwortete ich.
Jetzt
schaute der Ataman verblüfft. Ein paar Sekunden schwieg er, schaute mich an und
dann nickte er.
„Du hast
wirklich Deine Lektion gelernt Dmytro, und ich denke Du kannst irgendwann
wirklich ein Großer werden!“
Das Lob
aus dem Mund meines Anführers freute mich natürlich.
„Du hast
Recht Junge. Wir werden jetzt erst
einmal vorsichtig vorgehen. Wir stehen an der Seite der Russen, so wie ich es
dem Obersten Svenchev versprochen habe. Aber wir werden sehen.“
Unsere
Truppe war für eine Kosakeneinheit ziemlich groß. Leider war es so, dass der
Krieg auch von uns schon hohe Opfer gefordert hatte.
Das war
dann der Grund, warum ein Teil unserer Leute nicht mehr zu Pferd kämpfen
konnte. Wir waren gerade unterwegs, um unsere Fehlbestände zu komplettieren,
als wir auf die russischen Truppen stießen.
Deren
Oberst, Svenchev, hatte uns versprochen, dass wir die Pferde der Schweden nach
der Schlacht behalten könnten, wenn wir ihn unterstützen würden. Das war ein
verlockendes, und in der Tat auch großzügiges Angebot.
Mein
Ataman stimmte somit auch schnell zu.
Zur
Feuerunterstützung hatten wir mittlerweile sogar einen Leiterwagen mit einer
aufmontierten kleinkalibrigen Kanone.
Wenn
diese auch nicht wesentlich stärker war, als unsere Musketen, so war unser
Ataman doch ziemlich stolz auf sein Geschütz.
„Pass auf Dmytri. Wir machen es so. Wir gehen jetzt zu unserer Truppe zurück. Schau die
Russen und die Schweden beginnen gerade damit sich zu formieren.
Wir
werden den Schweden in die Flanke fallen und sie ein klein wenig piesacken. Das
wird einen Heidenspaß machen!“
Ich
nickte und wir gingen zu unserer Einheit zurück.
Der
Ataman schilderte den Unterführern kurz die Lage und wir brachen auf.
Unser
Artilleriewagen nahm Aufstellung an einem kleinen Waldstück.
An der
feindseitigen Flanke hatte sich unsere Unberittenen aufgestellt, um hier einen
Angriff zu verhindern.
Unsere
Reiter versuchten den Feind zu umgehen.
Die
schwedische und russische Reiterei hatte ersten Feindkontakt, während sich der
Großteil der Truppen noch in der Aufstellung befand.
Der
schwedische Kommandeur, ein Oberst Rikgrund, wie wir später erfuhren, hatte uns
aber kommen sehen und führte Dragoner gegen uns.
Seine Hauptarmee
marschierte weiter auf die Schweden zu.
Die russische Infanterie reagierte.
Auch die
russischen Dragoner kamen jetzt mit den Schweden ins Gefecht.
Etwas
weiter westlich tobte ein Nahkampf zwischen der Kavallerie der beiden
Einheiten.
Wir
selbst bekamen es jetzt mit Reitern und Infanteristen der Schweden zu tun.
Nicht
nur, dass wir uns behaupten konnten. Es gelang uns sogar die Schweden zurückzuschlagen.
Die
konnten sich allerdings sammeln, und wir entschlossen uns zurückzureiten.
Die
Hauptarmeen hatten sich jetzt mittlerweile postiert und begannen ebenfalls mit
ihrem Kampf.
Unser
Ataman sammelte die Reiter wieder um sich, als sich diese zurückzogen.
Das
Reitergefecht, etwas weiter westlich von uns, spitzte sich immer mehr zu.
Plötzlich
wechselte einer unserer Unterführer die Seiten.
Bis dahin
hatte ich unserer Ataman noch nie verblüfft gesehen. Für einen Moment wurde er
kreidebleich. Dann wechselte seine Gesichtsfarbe in ein tiefes Rot.
„ERGREIFT
DEN KERL!“, schrie er, und jetzt war es kurzfristig so, dass einige von uns
gegen den Russen, andere gegen die Schweden kämpften.
Ich
selbst sah den Verräter.
Ich war
ein guter Schütze.
Im
Bruchteil von Sekunden hatte ich meine Muskete gegriffen, mich vom Pferd
geschwungen, und gezielt.
Ich
atmete tief durch.
Aus
dieser Entfernung, weniger als 30 Meter, war der Schuss für mich eine sichere
Sache.
Ein
Knall, und noch bevor der Pulverqualm die Sicht verdeckte, sah ich wie der
Verräter tot vom Pferd fiel.
Dennoch.
„Wir
ziehen uns zurück!!!“, brüllte unser Ataman, und alle folgten jetzt seinem Befehl.
Es war zu
gefährlich mit dieser Truppe jetzt weiterzukämpfen.
Zuerst
mussten wir jetzt feststellen, was hier passiert war.
Das
Gefecht der Russen und Schweden interessierte uns jetzt nicht mehr. Das war
jetzt wieder deren Krieg.
Die
Einheiten kämpften noch einige Zeit weiter.
Die
Artillerie schoss,
die
Kavallerie kämpfte,
Grenadiere
wurden in die Flanke geführt,
Dragoner
plänkelten,
und die
Infanterie marschierte aufeinander zu.
Am Ende
standen sich die beiden Armeen in einem Unentschieden gegenüber, wir hatten
jedoch erst einmal im Lager damit zu tun, unsere eigenen Probleme zu lösen.
Das war
ein tatsächlich sehr interessantes Match, das wir im letzten Jahr gespielt
hatten.
Die
Kosaken hatten eine spezielle Aufgabe in diesem Spiel.
Immer zu
Beginn einer Runde musste gewürfelt werden, ob sie weiter auf Seiten der Russen
kämpfen oder sich doch den Schweden anschließen.
Irgendwann
gegen Ende des Spiels würfelte ich dann eine 6 und musste kurzfristig die
fronten wechseln.
Zum Glück
für Sven würfelte ich allerdings wieder in der nächsten Runde erneut eine 6,
was wiederum einen Seitenwechsel zu den Russen zur Folge hatte.
Wenn die
schwache Kosakentruppe auch nur Nadelstiche ausführen konnte, so war es doch
so, dass sie irgendwo immer eine Bedrohung darstellte; und das für beide
Seiten, denn man wusste ja nie für welchen Verbündeten sie sich entscheiden
würde.
Das band
natürlich Einheiten und führte dazu, dass der Schwerpunkt des Gefechtes
wirklich hier ausgetragen wurde, während dessen der Hauptteil der Armeen nur
manövrierte.
Ein sehr
unterhaltsames Spiel, das wir nach der Corona Krise hoffentlich nochmals
gemeinsam angehen können.
"Do you see the two armies Dmytro?"
The Ataman bumped my shoulder with his elbow. It was a
peculiarity of Him. If something excited him, he had to reaffirm it somehow, in
some way. He either knocked and pushed his subordinates or drank a vodka when
he had it on hand.
"Of course sir!"
"And can you differentiate them?"
When he said this, he laughed out loud.
I was annoyed myself. I couldn't hear the joke anymore;
and at some point the time would come when I would say that to my Ataman.
It was now two years ago - when I was just 15 years
old and on my first ride with our cossack troop - I ran to the camp nervously
and reported the appearance of a small Swedish patrol.
The men of course immediately got ready to fight and
we spread out in the adjacent forest. When the "Swedes" came, we
found that they were Russians, our allies.
At that point, pretty much at the beginning of the
Great War, the regiments of the cavalry were wearing very different colors.
Exactly how their Ataman - they call him colonel - liked it. There were units
dressed in white, blue, green, or red, and this troop that entered wore
uniforms in a blue that was very similar to that of the Swedes.
Our Ataman, Ostap Holub, realized early enough that
they were Russians, so there was no loss. I myself was laughed at and raised
with since then. In the past two years nobody dared to annoy me with it. I had
grown into a man and my comrades would have felt my fist at some point if they
annoyed me with it. The only one I couldn't respect in this way was of course
my Ataman.
So of course I gave him an answer to his remark.
"Of course sir. The Swedes line up on the right
wing and the Russians on the left. It seems that both sides are preparing to
fight. "
"Well watched boy. Well watched! ”, Nodded Holub.
"Yes, it seems that we're going to have a little battle here."
"But what are we going to do sir?" I asked my leader.
The latter smiled and his sly eyes glared at me.
"What do you think boy?"
He leaned forward slightly. His mustache had a bold
look on his face, and he made the impression that the Ataman was a really
devious man.
"We will always do what is right for us
Cossacks!" I replied.
Now the Ataman looked stunned. He was silent for a few
seconds, looked at me and then nodded.
"You really learned your lesson Dmytro, and I
think you can really make your way through the ranks someday!"
The praise from my leader's mouth naturally pleased
me.
"You're right boy. We'll be careful now. We stand
with the Russians, as I promised Colonel Svenchev. But we will see."
Our troop was quite large for a Cossack unit.
Unfortunately, the war had already made great sacrifices for us.
That was the reason why some of our people could no
longer fight on horseback. We were on our way to complete our shortages when we
encountered the Russian troops.
Their colonel, Svenchev, had promised us that if we
supported him, we could keep the Swedes' horses after the battle. That was a
tempting, and an indeed generous offer.
My Ataman quickly agreed.
For fire support, we now even had a cart with a
small-caliber cannon mounted on it.
Even if it wasn't much stronger than our muskets, our
Ataman was quite proud of his gun.
"Watch out for Dmytri. We will do it like that.
We are now going back to our group. Look at the Russians and the Swedes are
just starting to form.
We'll fall in the flanks of the Swedes and piss them a
little bit. It will be a lot of fun! "
I nodded and we went back to our unit.
The Ataman briefly described the situation to the
subordinates and we set off.
Our artillery wagon set up in a small forest. Our unmounted
man had positioned themself on the enemy flank to prevent an attack here.
Our riders tried to avoid the enemy.
The Swedish and Russian cavalry had first contact with
the enemy, while the majority of the troops were still forming the line.
The Swedish commander, Colonel Rikgrund, as we later
learned, had seen us coming and was leading Dragoons against us.
His main army continued to march towards the Swedes.
The Russian dragoons were now also in battle with the
Swedes.
A little further west, a melee raged between the two cavalry
units.
We were now dealing with Swedish horsemen and
infantrymen.
Not only that we were able to assert ourselves.
We even managed to fight back the Swedes.
However, they were able to reform and we decided to
ride back.
The main armies had now positioned themselves and were
also starting to fight.
Our Ataman gathered the riders around him when they
retreated.
The cavalry fight, a little further west of us, came
to a head.
Suddenly one of our sub-leaders changed sides.
Until then, I had never seen our Ataman stunned. For a
moment he went white as a sheet. Then his complexion changed to a deep red.
"GET THE GUY!" He shouted, and now it was
for a short time that some of us fought against the Russians, others against
the Swedes.
I saw the traitor myself.
I was a good shooter.
In a split second I had grabbed my musket, swung
myself off my horse, and aimed.
I took a deep breath.
From this distance, less than 30 meters, the shot was
a sure thing for me.
A bang, and before the powder smoke obscured my view,
I saw the traitor fall dead from his horse.
Yet.
"We are retiring !!!" our Ataman roared, and
everyone now followed his command.
It was too dangerous to continue fighting with this
force now.
First we had to find out what had happened here.
The battle of the Russians and Swedes no longer
interested us. That was their war again.
The units continued to fight for some time.
The artillery shot,
the cavalry fought
Grenadiers were led into the flank,
Dragoons skirmished,
and the infantry marched towards each other.
In the end, the two armies faced each other in a draw,
but we had to deal with our own problems in the camp first.
It was actually a very interesting match that we
played last year.
The Cossacks had a special role in this game.
At the beginning of each round, you had to roll
whether you continued to fight on the side of the Russians or whether you would
join the Swedes.
At some point towards the end of the game I rolled a 6
and had to change the fronts at short notice.
Fortunately for Sven, I rolled a 6 again in the next
round, which in turn resulted in a change back of sides to the Russians.
If the weak cossack troop was able to do even
pinpricks, it was always a threat somewhere; for both sides, because you never
knew which ally they would choose.
This of course tied units and meant that the center of
gravity of the battle was really fought here, during which the majority of the
armies only maneuvered.
A very entertaining game that we hope to tackle again
together after the Corona
crisis.
Toller Spielbericht, danke dafür! Nach welchen Regeln habt ihr gespielt?
AntwortenLöschenHi, das sind leicht auf DBA basierende Hausregeln.
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