Mittwoch, 17. Januar 2018

Bundeswehr in Afghanistan - Ein 1/72 Diorama im Panzermuseum Munster

Natürlich kann ich ein Diorama nicht unerwähnt lassen. Na und dies aus zwei Gründen.
Zum einen ist es ja in meinem Lieblingsmaßstab 1/72 gehalten; zum anderen handelt es sich um ein Diorama meines Freundes Jens Najewitz, das er im Auftrag des Panzermuseums Munster vor ein paar Jahren gestaltete.

Es ging darum, den Einsatz der deutschen Bundeswehr in Afghanistan in einem Diorama zu thematisieren. Auftrag war die Darstellung einer typischen, wenn auch nicht bestimmten Szene des Afghanistankrieges: Einen Minenangriff auf eine deutsche Patrouille im Hochland der Region.
Interessant ist die Konzeption des Dioramas.
Zum einen ging es darum, ein typisches Lager der Bundeswehr in diesem Einsatz am Hindukusch darzustellen.
Mich erinnert es etwas an OP North, obwohl ich weiß, dass Jens nicht beabsichtigt hat, dieses Lager darzustellen. Es passt allerdings von seiner Lage sehr gut zu der dargestellten Szene im Diorama.
Hier ein Bild von OP North („Beobachtungspunkt Nord“) nördlich der Provinzhauptstadt Pol-E-Chomri.
(Quelle Wikipedia)

Was ist im Diorama dargestellt?
Man sieht einen Trupp Soldaten vor drei Dingo Einsatzfahrzeugen, die den Instruktionen eines Vorgesetzten zuhören. Vorne im Bild sieht man auch den typischen Holzwachturm, der als Rekonstruktion ebenfalls in diesem Bereich des Museums aufgebaut ist.



An einem Fuchs Transportfahrzeug werden gerade zwei Reifen gewechselt.

Man erkennt verschiedene Baracken im Innern des Geländes und die unverwechselbaren Dixie Toilettenhäuschen. Ein Segen der Moderne, den man sicherlich auch hier im Einsatz nicht missen möchte.
Im rechten Bereich des Lagers ist eine Panzerhaubitze 2000 in Stellung gegangen, die den unteren Bereich des Tales unter Feuer nehmen kann.


Alles typische Situationen in diesem Einsatz in Afghanistan.
Hinter dieser dargestellten Szene des Lagers, quasi eine Etage tiefer, ist dann ein Gefecht dargestellt.
Bevor ich zu diesem komme, nochmals ein paar Worte zur Konstruktion des Dioramas.
Da Jens kurz nach der Tactica das Diorama in Munster abliefern sollte, konnte ich es vorher noch hautnah bei ihm zu Hause in Krempe in Augenschein nehmen. Es besteht im Grunde aus zwei unabhängigen Dioramaplatten.
Auf der einen ist die Lagerszene, auf der anderen die Kampfszene dargestellt.
Durch den visuellen Trick das Dio in zwei Ebenen darzustellen, erhält der Betrachter tatsächlich ein Gefühl von Tiefe. Es schaut aus, als wenn hier ein hoher Berg vor einem tiefen Tal modelliert worden sei, in das der Betrachter jetzt quasi herunterschaut. Das ist natürlich Illusion. Ein visueller Trick, den man durch das geschickte Platzieren der beiden Plattenelemente erreicht. Das Diorama wirkt auf jeden Fall sehr räumlich, was ich mir damals im Haus in Krempe gar nicht so richtig vorstellen konnte, obwohl Jens darum bemüht war, mir das zu erklären.
In Krempe wirkte das Dio allerdings viel riesiger, als hier im Panzermuseum. Ein typischer Effekt, wenn man Großdioramen in einer „normalen“ Umgebung aufstellt, Ganz andere Dimensionen.
Egal wie. Würde man beide Platten zusammenlegen, hätte man definitiv eine ziemlich große Wargamingplatte, die das heimische Hobbyzimmer, dann fast schon sprengen würde.
Zurück zum Diorama mit der Kampfszene.
Am linken Bildrand herrscht noch Frieden. Man sieht eine kleine afghanische Ansiedlung mit Zivilisten, die ihrem normalen Tagesablauf nachgehen.
Man sieht Frauen. Männer im Gespräch vertieft. Einige Kinder.

Das einzig militärische ist hier ein Bundeswehrsoldat, der sich langsam dem Dorf nähert. Er ist auf friedlicher Patrouille, was man daran erkennt, dass er noch das rote Barett der Fallschirmjäger trägt, und nicht den Gefechtshelm aufgesetzt hat. Ihm folgen weitere Soldaten.
Sehr schön auch der leicht versetzt vor ihm fahrende Eselskarren.

In der Mitte des Dioramas, direkt unterhalb des einmodellierten Hügels beginnt ein Teil der Patrouille mit der Kontrolle der ersten Zivilisten, hier in Form eines weiteren Eselskarrens.


Da sich der Blick des Betrachters auf diese Szene fokussiert, erkennt man erst auf den zweiten Blick, die sich am Rand aufbauende Konfliktsituation. Lässt man nämlich den Blick leicht nach rechts gleiten, sieht man am rechten Rand des Hügels afghanische Taliban im Hinterhalt liegen.

Man muss schon genauer hinschauen, um die drei Gruppen zu erkennen.
Der deutsche Fahrzeugkonvoi besteht aus zwei ATF (Allschutz-Transport-Fahrzeug) Dingo, zwei Fuchs Transportfahrzeugen und zwei Marder Schützenpanzern.

Der eine Dingo ist offensichtlich auf eine Minensprengfalle gefahren. Dadurch ist der Trupp in zwei Teile zerrissen.
Eine äußerst gefährliche Situation.

Die Bundeswehrsoldaten haben im Schutz der Fahrzeuge Deckung bezogen.
Zwei Gruppen sichern flankierend nach vorne.

Soviel zur Beschreibung des Dioramas.
Was Jens hier super gelungen ist, ist der Spannungsaufbau.
Beginnt man auf der Anhöhe und bewegt sich dann von links nach rechts ins Tal, wird die Szene immer dramatischer.
Im Lager herrscht Normalität, nicht anders als in einer normalen Kaserne.
Auch in der afghanischen Ortschaft scheint alles ruhig zu sein.
Dann sind die beiden Patrouillen da, die Standardaufgaben nachgehen,  und am Ende befindet man sich mitten im Gefecht, im Krieg.
Jens hat hier die Eskalationsstufen super eingefangen, und deshalb beschreibt dieses Diorama leider auch die Realität in Afghanistan sehr genau.
Der thematische Aufbau des Dioramas hat mich deshalb überzeugt.
Aber zu meckern habe ich auch etwas:
Ach Jens. Was war wieder die Folge????
Ich musste die Fahrzeuge kaufen.
Ganz toll.
Wieder richtig Geld ausgegeben NACH einem Museumsbesuch.
Der Eintrittspreis in ein  Museum ist mir im Grunde mittlerweile egal. Schlimm sind die Folgekosten: Bücher, Miniaturen, Modellbausätze. Immer das gleiche.
Noch ein paar Worte zu den Figuren.
Als Jens das Dio baute waren die deutschen Bundeswehrsoldaten von Caesar noch nicht entschieden.
Als Deutsche sind hier moderne amerikanische Soldaten von Revell, Caesar und Preiser verwendet worden.
Die Taliban kommen von Caesar. Die Zivilisten von Kleinserienherstellern.
Die Fahrzeuge sind Fertigmodelle der Firma Panzerstahl. Die Panzerhaubitze 2000 ist ein Bausatz von Revell.
Das Dio steht quasi am Ende der Ausstellung in Munster, an der Stelle, wo der Afghanistankrieg in einem kleinen in sich geschlossenen Bereich thematisiert wird:
Man betritt quasi ein Camp – man erkennt in diesem Bild die Schutzwände neben dem Waffenträger Wiesel.

Ein Sicherungsposten steht auf einem Wachturm. 




Dazu gibt es einige Bilder und der Blick in einen Mannschaftscontainer mit entsprechender Stube.


Man ist im Norden. Also nicht sauer w.g. den Wolfsburg und HSV Fanartikeln sein.


Am Ende erwartet den Besucher dann noch ein kleiner Ausblick auf den Infanterist der Zukunft. Ein Projekt, das ebenfalls durch die veränderte Gefährdungsdrohung immer wichtiger wird, um Verluste bei den eingesetzten Truppen zu minimieren.

Man glaubt gar nicht, was man in Munster alles entdecken kann, wenn man sich nicht nur auf die Fahrzeuge konzentriert.
Deshalb mein Tipp: Auch in die kleinste Ecke schauen. Es lohnt sich.

Of course, I can not leave a diorama unmentioned. Well and for two reasons.
For one thing, it's 1/72. My favorite scale; on the other hand, it is a diorama of my friend Jens Najewitz, which he designed on behalf of the Muntser Tank Museum a few years ago.
It was about addressing the mission of the German Federal Armed Forces in Afghanistan in a diorama. The mission was to depict a typical, albeit not specific, scene of the Afghan war: a mine attack on a German patrol in the highlands of the region.
Interesting is the concept of the diorama.
On the one hand, it was about representing a typical German army camp in this mission in the Hindu Kush.
It reminds me a bit of OP North, although I know that Jens did not intend to portray this camp. However, it fits very well with its location to the scene in the diorama.
Here is a picture of OP North ("Observation Point North") north of the provincial capital Pol-E-Chomri.
What is depicted in the diorama?
You see a troop of soldiers in front of three Dingo emergency vehicles listening to the instructions of a supervisor. In front of the picture you can also see the typical wooden watchtower, which is also reconstructed in this part of the museum.
On a Fuchs transport vehicle, two tires are being changed.
You can see various barracks inside the grounds and the distinctive Dixie toilets. A blessing of modernity that you certainly would not want to miss here in action.
In the right area of ​​the camp a tank howitzer 2000 has been put into position, which can take the lower area of ​​the valley under fire.
All typical situations in this mission in Afghanistan.
Behind this illustrated scene of the camp, almost one floor down, a battle situation is shown.
Before I get to this, again a few words to the construction of the diorama.
Since Jens was supposed to deliver the diorama in Munster shortly after the Tactica convention in Hamburg, I was able to see it up close to his home in Krempe. It basically consists of two independent diorama plates.
On one the camp scene is modelled, on the other the fight scene.
By visualizing the Dio in two parts, the viewer actually gets a sense of depth. It looks as if a high mountain had been modeled in front of a deep valley into which the viewer now looks down. This is of course illusion. A visual trick, which can be achieved by skillfully placing the two diorama elements. In any case, the diorama looks very spatial, which I could not really imagine back then in the house in Krempe, although Jens was anxious to explain it to me.
In Krempe, however, the Dio seemed much bigger than here in the tank museum. A typical effect of putting big dioramas in a "normal" environment. Quite different dimensions.
No matter how. If you would combine both plates, you would definitely have a rather large wargaming table, which would almost blow up the domestic hobby room.
Back to the diorama with the fight scene.
There is still peace on the left side of the picture. One sees a small Afghan settlement with civilians, who pursue their normal daily routine.
You see women. Men engrossed in conversation. Some children.
The only military one here is a Bundeswehr soldier who is slowly approaching the village. He is on a peaceful patrol, as evidenced by the fact that he still wears the red beret of the paratroopers, and not the combat helmet. He is followed by other soldiers.
Very nice also the moving donkey cart.
In the middle of the diorama, just below the modeled hill, part of the patrol begins to control the first civilians, here in the form of another donkey cart.
Since the viewer's gaze focuses on this scene, it is only at second glance that one realizes the conflict situation that builds up at the edge. If you let your gaze slide slightly to the right, you will see Afghan Talibans lying in ambush on the right edge of the hill.
You have to take a closer look to see the three groups.
The German vehicle convoy consists of two ATF (all-protection transport vehicle) Dingo, two Fuchs transport vehicles and two Marder armored personnel carriers.
The one dingo obviously drove on a mine-explosive-trap. As a result, the squad is torn in two parts.
An extremely dangerous situation.
The Bundeswehr soldiers take cover behind the vehicles.
Two groups secure the flanks.
So much for the description of the diorama.
What Jens succeeded here is the build up of tension.
If you start on the hill and then move from left to right into the valley, the scene becomes more and more dramatic.
The campscene is normal, peacefull not unlike the life in standard barracks.
Even in the Afghan village everything seems to be calm.
Then there are the two patrols doing standard tasks, and in the end, you are in the middle of battle, at war.
Jens has captured the escalation levels perfectly, and that's why this diorama unfortunately describes the reality in Afghanistan very well.
The thematic structure of the diorama has therefore convinced me.
But I also have something to complain about:
Oh Jens. What are you doing ????
I had to buy the vehicles.
Really great.
A lot of money spent again AFTER a museum visit.
Meanwhile I do not care about the entrance fee to a museum. Bad are the follow-up costs: books, miniatures, model kits. Always the same.
A few more words about the miniatures.
When Jens built the Dio, the German Bundeswehr soldiers from caesar were not published.
As Germans here modern American soldiers of Revell, Caesar and Preiser have been used.
The Taliban come from Caesar. The civilians from small-scale manufacturers.
The vehicles are ready-made models of the company Panzerstahl. The Panzerhaubitze 2000 is a kit from Revell.
The Dio is almost at the end of the exhibition in the „Panzermuseum Munster“ (German Tank Museum), at the point where the Afghanistan war in a small self-contained area is addressed:
You almost enter a camp - you can see the protective walls aside the Waffenträger Wiesel -in this picture.
A security guard stands on a watchtower.
In addition there are some pictures of the war and the view into a team container with appropriate room.
You are in the north of Germany. So do not be angry because of the Werder and HSV footbal teams fan articles.
At the end, the visitor can expect a small view of the infantryman of the future. A project that is also becoming increasingly important due to the changed conflictsituation german soldiers are confronted with. Main task is to minimize losses in the troops deployed.
You do not even believe what you can discover in Munster if you do not just focus on the vehicles.
Therefore, my tip:
Take a look even in the smallest corner. It is worth it.

3 Kommentare:

  1. Hab das Diorama bei meinem letzen Besuch anscheinend leider übersehen, obwohl ich den Rest der Afghanistan-Ausstellung in guter Erinnerung habe.
    Danke daher für die Bilder und die Geschichte zum Dio.

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  2. Danke. Das Dio ist rückseitig zum oben gezeigten Mannschaftscontainer. In dem Bereich ist man ja meistens schon erschlagen von der Fülle der Exponate. Kann man dann echt übersehen.

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  3. An atmospheric and beautiful dio, great details on it!

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