Sonntag, 26. August 2018

Roscheider Hof - Zinnfigurenmuseum - Lager Neuß


Professor Dr. Klaus Gerteis war einer meiner Professoren an der Universität Trier.
Ihm verdanke ich sicherlich ein verstärktes Interesse an der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, hatte ich doch als junger Student bei ihm ein hochgradig interessantes Seminar zu dieser Thematik belegt.
Aber etwas ganz anderes verbindet mich heute mit ihm.
Zumindest im Geiste.
Im Grunde teilen wir ein Hobby.
Die Wikipedia schreibt über ihn folgendes:
„Neben seiner universitären Tätigkeit beschäftigt sich Klaus Gerteis mit der historischen Rolle und Bedeutung von Zinnfiguren. Um einen Großteil seiner Sammlung öffentlich zugänglich zu machen, stellte er ihn im Jahr 2005 dem Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof bei Konz zur Verfügung“.

Ich erinnere mich daran, dass irgendwann ein Kommilitone so in der Raucherpause zwischen zwei Seminaren meinte, ja der Gerteis sammelt irgendwie Zinnsoldaten.
Zu diesem Zeitpunkt begann ich persönlich damit, meine 1/72 Miniaturen aus der Schublade zu kramen, weil meine erste Verleugnungsphase der ersten Freundin gegenüber ja schon lange vorbei war.
Ja.
Man, bekannte sich wieder zu den Miniaturen.
Ich auch.
Mit Zinnfiguren, wir reden in dieser Zeit noch von den klassischen Flachfiguren, konnte ich aber nicht so wirklich etwas anfangen.
Ich hatte einen Kumpel, der es mal versucht hatte Zinnfiguren zu gießen, und diese anzumalen. Nachdem ich das Ergebnis gesehen hatte, war das Ding für mich gegessen.
Ich war schon damals handwerklich sehr ungeschickt, und dachte, na ja, meine würden nicht besser aussehen. 1/72 Soldaten waren mir da schon näher. Da hatte ich ja seit den frühen Siebziger Jahren schon einiges gesammelt, und ich wusste natürlich durch eifrige Lektüre vor allem der Deckelbilder und der Revell Kataloge, dass man die ja auch anmalen konnte.
Damit hatte ich dann ja auch begonnen, und ganz so schlecht fand ich dann meine Ergebnisse jetzt auch nicht.
Hier mal ein paar Figuren aus dieser Zeit.
Jedenfalls sahen die besser aus, als diese Versuche mit den Zinnfiguren.
Na der Raucherpausen Kommilitone meinte, nachdem ich ihm gesagt hatte, „ach was, Figuren sammle ich auch“, dann sprich den Gerteis doch mal an,
Der Vorschlag war nett gemeint, und ja, er war im Nachgang betrachtet auch gut.
Hätte ich Depp das mal gemacht, hätte ich sicherlich viel lernen können.
Professor Gerteis ist/war einer der Professoren – er ist ja schon lange emeritiert – mit denen man sich auch als junger Student prima unterhalten konnte. Offen, freundlich, hilfsbereit.
Im Grunde ein Idealzustand, um einen entsprechenden Kontakt zu knüpfen.
Da hätte man tatsächlich auch auf die figürliche Entdeckungsreise gehen können.
Ganz sicherlich.
Na und handwerklich hätte man auch alles von ihm lernen können.
Denn Professor Gerteis beschränkt sich nicht nur darauf Miniaturfiguren zu sammeln, sie zu gießen und zu bemalen, nein, er graviert sie sogar selbst, sollte es da keine passenden geben.
Egal wie. Damals in den 80er Jahren hatte ich mich nicht getraut ihn auf Figuren anzusprechen. Ein solches Thema mit einem meiner Professoren anzugehen, hätte ich damals als sehr merkwürdig empfunden.
Ich glaube, ich hatte Angst als Spielkind zu gelten, was damals noch eher verpönt war. Immerhin war ich ja zum Studieren an der Uni.
Schade.
Die Flachfigurenzeit zog somit an mir vorbei, und im Grunde habe ich dann fast 20 Jahre das Figurenthema ruhen lassen, bis ich das Miniaturenhobby irgendwann in meinen Mittdreißiger Jahren für mich neu entdeckte.
Vor ein paar Jahren stieß ich dann auf den oben zitierten Wikipedia Bericht.
Ich war richtig froh, als ich diesen Artikel las.
Dass Professor Gerteis eine Privatsammlung in seinem Haus hatte, war mir bekannt.
Dass er diese jetzt für Interessenten frei zugänglich gemacht hatte, allerdings nicht.

(Eröffnung Zinnfiguren Ausstellung Prof.Dr. Gerteis)

Natürlich setzte ich daraufhin den Roscheider Hof auf meine Liste, der in der Region zu besuchenden Locations, und sagte mir. Den guckst Du Dir mal an. Bist ja immer wieder mal in Trier.
Na und Sie können sich denken, dass ich meinen Gedanken mittlerweile in die Tat umgesetzt habe. Natürlich habe ich das Freilichtmuseum besucht und ein paar Fotos der Sammlung mit dem bezeichnenden Namen „Eine kleine Welt in Zinn“ geschossen.

Ab heute will ich jetzt damit beginnen Ihnen diese Sammlung in ein paar kleineren Berichten näherzubringen.
Ich hoffe, ich wecke Ihr Interesse, denn den Roscheider Hof kann man dann wirklich mal besuchen, wenn man an der Mosel oder in der Nähe von Trier ist.
Es lohnt sich.
In diesem Fall sogar als Familienbesuch, weil der Hof an sich ja ein Freilichtmuseum ist, dass über alle möglichen Aspekte des Lebens auf dem Hunsrück über die Jahrhunderte hinweg informiert.
Hier der Link zur offiziellen Seite des Roscheider Hofs.
Die Sammlung befindet sich unter dem Dach des ca. 220 m² großen Speichers des Gutshofes. Schon an sich eine wunderbare Location: Offenliegende Balken an der Decke, alles wunderbar hergerichtet und renoviert. Die Figuren in Vitrinen. Davor Stühle, so dass man die Ausstellung auch in Ruhe auf sich wirken lassen kann. Man kann innehalten, wenn einem danach ist.
Das gibt dem Ganzen fast einen heimischen Charakter.
Die Ausstellung selbst gliedert sich nach verschiedenen Schwerpunkten.
Zum einen ist die Geschichte der Zinnfigur ab dem Jahr 1800 dokumentiert. Die Sammlung ist somit hier auch Spiegelbild der Kulturgeschichte und sehr sehenswert.
Da die Sammlung aber eben auch „Die Sammelleidenschaft“ des Stifters widerspiegelt, werden in Sondervitrinen auch die Packungen verschiedener Zinnfigurenfirmen, der sogenannten Offizine, gezeigt, und die Geschichte der Zinnfigurenläden wird noch zudem dokumentiert.
Professor Gerteis hatte in der Eröffnungsrede zur Einweihung des Museums darauf verwiesen, dass eben auch diese Verpackungen für ihn etwas ganz besonderes darstellen.
Die Verpackung führt einen zurück an den Beginn des Hobbys. In die Kindheit. Die Packung hatte einstmals den Schatz verborgen, den die Kinderhände und Kinderaugen entdecken wollten. So etwas prägt.
Ich kann das wirklich nachvollziehen.
Ich und vielen meiner Altersgenossen, die in den 60er Jahren geboren sind, geht dies noch heute bei Airfix Packungen so.
Na und sie werden sich vielleicht wundern, vielleicht auch nicht.
Irgendeine clevere Person im Marketing der Firma Airfix hat das erkannt:
Wir zucken zur Zeit alle, ob wir uns nicht die neuen Vintage Packungen kaufen sollen. Es ist echt verlockend. Der gleiche alte Kram, ABER in den Verpackungen der frühen 60er Jahre. Wenn wir das kaufen, kaufen wir das nur, um die Verpackungen zu haben UND natürlich die Figuren am Gußast.
Also original; nicht abgelöst.
Wargamer können das nicht verstehen.
Sammler schon.
In einer Schauwerkstatt, die ebenfalls in diesen Teil des Museums gebaut ist, wird dann zu bestimmten Gelegenheiten sogar die Gravur von Formen, der Guss und die Bemalung von Zinnfiguren gezeigt.

Ein  weiterer Schwerpunkt der Sammlung befasst sich dann mit regionalen Themen des Trier/Luxemburger Raumes: Gallorömisches Landleben, Weinbau, Bergbau des 16. Jahrhunderts, die Eroberung von Luxemburg im Jahr 1684, die Schlacht an der Pellinger Schanze 1794, Napoleon in Trier 1804 etc. etc.
In diesem Bericht möchte ich Ihnen jetzt zunächst das größte Diorama in diesem Museum näherbringen.
Es zeigt das Muster eines römischen Kastells nebst Umland am Niederrhein bei Neuß.


Ein Hinweis im Museum gibt folgendes an:
„Modell eines römischen Kastells mit Zivilsiedlung aus der Zeit von 100 bis 350 n.Chr.
Am Rhein, entlang des Limes und in dem provinzialrömischen Hinterland wurde die römische Herrschaft durch Militärsiedlungen (Kastelle) gesichert. Charakteristisch für diese Einrichtungen war, dass die befestigten Garnisonen von zivilen Ansiedlungen begleitet waren. In der näheren Umgebung der der römischen Metropole Trier lagen die befestigten Kastelle von Bitburg, Neumagen, Jünkerath und Kastel-Staad.
Um das hier gezeigte idealtypische Kastell (mit seinen Baracken, Ställen, Magazinen und Amtsgebäuden) herum gruppieren sich … Römerbad, Weberei, Herberge, Gräberstraße, Tempelbezirk, Steinmetzbetrieb, Zimmerer- und Wagnerwerkstatt, Marktplatz mit Taverne, Bäckerei, Töpferei, dahinter eine Pferdezuchtstation, eine große „Villa Rustica“ mit ausgedehnter Landwirtschaft, ein vorübergehendes Lager, militärische Reiterspiele, dahinter wird von Legionären eine Straße gebaut, Flusshafen.








Das hier dargebotene Großdiorama wurde in zehnjähriger akribischer, kenntnisreicher und engagierter Arbeit von dem Architekten Dr. Ing. Hans Joachim Graul aus Neuß als Modell-Diorama für den römischen „Alltag in Novaesium (Neuß)“ angefertigt und war etliche Jahre dort im Clemens-Sels-Museum ausgestellt. Abgesehen von den regionalen Besonderheiten kann das Modell einen guten Eindruck auch von dem hiesigen provinzialrömischen Alltag vermitteln.“







Das Kastell ist hier in idealtyypischer Form dargestellt. Das Lager von Novaesium ist ja eines der besten erforschten Limeskastelle und es existierte in unterschiedlichen Bauformen über die Jahrhunderte.












Da das Modell für den Zeitraum 100 bis 350 n.Chr. angegeben ist, soll wohl das Auxiliarlager H dargestellt werden. Dieses hatte eine fast quadratische Form von 178 x 165 m und umfasste drei Hektar. Die Mauern waren aus Stein und von einem doppelten Spitzgrabensystem umgeben. Über den Innenausbau ist nichts bekannt, deshalb konnte der Dioramenbauer hier auch idealtypisch vorgehen.
Anbei der Link zum Wikipedia Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Novaesium
Sollten Sie sich das Video jetzt nicht angeschaut haben, in dem Prof. Gerteis das Diorama erklärt ein Hinweis zu der abgebrannten Baracke: Wenn sich Ungeziefer zu sehr in diesen Gebäuden eingenistet hatte, und die Baracke deshalb nicht mehr bewohnt werden konnte, wurde sie einfach abgebrannt, und neu errichtet. Diese Vorgehensweise ist hier im Diorama dargestellt.



In einem der nächsten Berichte, werde ich Ihnen ein weiteres Diorama des Museums vorstellen.
Also immer weder mal in meinen BLOG schauen.




Professor Klaus Gerteis was one of my scholars at the University of Trier.
I am certainly indebted to him for an increased interest in the history of the Thirty Years' War, when, as a young student, I visited a highly interesting seminar on this subject led by him.
But something else connects me with him today.
At least in spirit.
Basically we share a hobby.
The german Wikipedia writes about Prof. Gerteis:
"In addition to his university work Klaus Gerteis deals with the historical role and meaning of pewter figures. In order to make a large part of his collection publicly available, he transferred it in 2005 to the Folklore and Open Air Museum Roscheider Hof near Konz ".
I remember that back in the 80ies a fellow student informed me about the hobby of our.
At that time, I personally started rummaging through my 1/72 miniatures because my first period of denial to my beloved hobby was over.
But I was no fan of tin figures at that time.
I had a buddy who had once tried to cast the classic flat tin figures and paint them. After seeing the result, the thing was out of my mind.
I did’nt like these flat guys; and they looked – what should I say - … not so good.
1/72 soldiers were already closer to me. Since I had already collected quite a lot since the early seventies, and of course I knew by “eager reading”, especially of the cover pictures and the Revell catalogs ;- )), that one could also paint them.
That's how I started, and I did not find my results that bad.
Here are a few figures from this period.
Anyway, they looked better than those experiments with the tin figures.
“You have to talk to Prof. Gerteis”, my buddy insisted.
The suggestion was nice, and yes.
If I had done that, I would certainly have learned a lot.
Professor Gerteis is / was one of the professors - he has been emeritus for a long time - with whom one could talk really well as a young student. He was/is open minded, friendly, helpfully.
So basically an ideal state to make the right contact.
No matter how.
Back in the 1980s, I did’nt speak with him about that topic. At the time, it would have been very strange for me to tackle such a private hobby with one of my professors.
I think I was afraid to be considered a plaything child, which at that time was rather frowned upon. After all, I was studying at the university!!
So the flat figure time passed me by, and basically I let the figure theme rest for almost 20 years, until I discovered the miniature hobby for me sometime in my mid-thirties.
A few years ago I came across the above cited Wikipedia report.
I was really happy when I read this article.
I knew that Professor Gerteis had a private collection in his house.
Professor Gerteis not only limits himself to collecting miniature figures, casting and painting them, no, he engraves them even if there are no suitable ones.
That he had now made the collection freely available to interested parties, I did not know.
Of course, I then put the Roscheider Hof on my list of the locations to visit in the region.
Well and you can imagine that I've put my thoughts into action in the meantime.
Of course, I visited the open-air museum and shot a few photos of the collection with the telling name "A small world in pewter".
Beginning today, I want to start by introducing you to this collection in a few smaller reports.
I hope, I arouse your interest, because you can visit the Roscheider Hof really, if you are near Trier and the Moselle river.
It is worth it.
Here the link to the official page of the Roscheider Hof.
The collection is located under the roof of the approximately 220 m² large store of the farmyard. In itself a wonderful location: exposed beams on the ceiling, everything was wonderfully prepared and renovated. The figures were stored in showcases. In front of it chairs, so that you can let the exhibition work on you.
The exhibition itself is divided into different focal points.
On the one hand, the history of the pewter figure from the year 1800 on is documented. The collection is thus also a reflection of the cultural history and very worth seeing.
As the collection also reflects the donor's "passion for collecting", the boxes of various pewter companies, the so-called “Officines”, are also shown in special showcases, and the history of the pewter shops is also documented.
Professor Gerteis had pointed out in the opening speech to the inauguration of the museum that just these packages represent something very special for him.
The packaging takes you back to the beginning of the hobby.
Back to your own childhood.
The pack had once hidden the treasure that children's hands and children's eyes wanted to discover.
I can really understand that feeling.
It’s the same feeling that my buddies and I have, seeing the new Airfix boxes in a special vintage look.
In a showroom, which is also built in this part of the museum, then on certain occasions even the engraving of forms, the casting and the painting of pewter figures is shown.
Another focus of the collection is then on regional issues of Trier / Luxembourg: Gallo-romanic country life, viticulture, mining of the 16th century, the conquest of Luxembourg in 1684, the Battle of Pellinger hills 1794, Napoleon in Trier 1804 etc. etc.
In this report I would like to introduce you to the largest diorama in this museum.
It shows a Roman fort and its surroundings on the Lower Rhine near Neuss.
A note in the museum states:
"Model of a Roman fort with a civil settlement from the period 100 to 350 AD.
On the Rhine, along the Limes and in the provincial Roman hinterland, the Roman rule was secured by military settlements (castra). Characteristic of these facilities was that the fortified garrisons were accompanied by civilian settlements. In the vicinity of the Roman metropolis of Trier lay the fortified forts of Bitburg, Neumagen, Jünkerath and Kastel-Staad.
Around the here shown ideal type fort (with its barracks, stables, magazines and official buildings) are ... Roman bath, weaving mill, hostel, grave road, temple district, stonemasonry, carpentry and workshop, market place with tavern, bakery, pottery, river port, behind a horse breeding station, a large "Villa Rustica" with extensive agriculture, a temporary camp, military equestrian games, behind which a road is built by legionaries.
The great diorama presented here was built in ten years of meticulous, knowledgeable and committed work by the architect Dr. Ing. Hans Joachim Graul from Neuß . He made a model diorama for the Roman "Everyday life in Novaesium (Neuss)" and exhibited it in the german city of Neuß for several years in the Clemens-Sels-Museum. Apart from the regional peculiarities, the model also gives a good impression of the provincial Roman everyday life. "
The fort is shown here in an ideal-type form. The camp of Novaesium is one of the best researched Limes fortresses and it existed in different designs over the centuries.
Since the model is indicated for the period 100 to 350 AD the auxiliary camp H is probably  shown. This had an almost square shape of 178 x 165 m and covered three hectares. The stonewalls were surrounded by a double ditch system. Nothing is known about the interior design, which is why the Diorama builder was able to do this in an ideal way.
Here is the link to the Wikipedia article: https://de.wikipedia.org/wiki/Novaesium
If you have not looked at the video now, in which Prof. Gerteis explains the Diorama,  just one remark to the burned-down barracks: If bugs had nestled too much in these buildings, and therefore the barracks could no longer be inhabited, it was simply burned , and newly built. This procedure is shown here in the Diorama.
In one of the next reports, I will introduce you to another diorama of the museum.



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